Multibanking-Apps im Test
Klassisches Banking ist so gut wie tot
Onlinebanking auf dem Smartphone ist seit langer Zeit sicher und einfach. Das bemerken auch immer mehr Anwenderinnen und Anwender, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt:
• Etwa 66 Prozent aller Smartphonebesitzer nutzen das Gerät für Bankgeschäfte.
• Etwa 90 Prozent dieser Personen prüfen mit dem Smartphone den Kontostand und führen einfache Überweisungen aus.
• Weitere 88 Prozent verwenden Software, um komplexere Aufgaben wie das Management von Daueraufträgen zu verwalten.
Da das Smartphone immer griffbereit ist, kann es leicht genutzt werden, um die meisten alltäglichen Bankgeschäfte zu erledigen. Weil auch der Bedarf nach Bargeldzahlungen zurückgeht und das Smartphone diese Aufgabe übernehmen kann, bekommt das Gerät noch mehr Rückenwind für Finanzgeschäfte. Aber nicht jedes Problem kann von jeder App gelöst werden - wie bei der Nutzung mehrerer Konten offensichtlich wird.
Multibanking - noch immer ein Problem?
Tages- und Festgeld, Girokonto, Kreditkartenkonten: Viele Anwender haben mehr als ein Bankkonto. Das klassische Konto bei der einen Hausbank, bei der Kunden ihr gesamtes Leben ein Konto haben und alle anderen Optionen links liegen lassen, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Daraus folgt jedoch auch, dass es für Nutzer schwieriger wird, die finanzielle Lage in ihrer Gesamtheit zu überblicken: ein paar Hundert Euro hier, zweitausend Euro da, eine Rücklage dort. Wie viel ist das insgesamt?
Durch das Konto-Wirrwarr ist die Nachfrage nach Multibanking-Apps gestiegen. Diese Anwendungen bündeln alle eingegebenen Konten und informieren Betrachter über Transaktionen, Kontostände und mehr. Die Gesamtsituation lässt sich damit also sehr viel einfacher überblicken. Dazu kommen Zusatzfunktionen, die zum Beispiel den Geldfluss auswerten und damit beispielsweise zeigen, wie hoch das Restbudget für den aktuellen Monat noch ist.
Welche Apps gibt es?
Der Markt ist aufgeteilt in Anwendungen, die von den Banken selbst stammen und Programmen von Drittanbietern wie Star Finanz. Die eigentliche Funktionalität muss dabei nicht zwingend unterschiedlich sein: Auch mit einer App von der Sparkasse lassen sich die Konten bei anderen Banken gelegentlich einbinden. Bei manchen Apps benötigen Sie auch nicht zwingend ein Konto bei der Bank, die die App in Umlauf bringt. Dies unterscheidet sich jedoch von Bank zu Bank und kann daher kaum verallgemeinert werden.
Wie sicher sind die Anwendungen?
Seit 2019 ist es nicht mehr möglich, sich bei einer Bank einzuloggen oder Transaktionen abzusegnen, ohne dabei auf ein 2FA-Verfahren zurückzugreifen. Wie dies genau realisiert wird, hängt von der Bank ab. Manche Geldinstitute schicken eine SMS als Transaktionsbestätigung ans Smartphone, andere verlangen ein TAN-Gerät, bei anderen sind es Codes in separaten Apps, die dann per Fingerabdruck bestätigt werden müssen.
Um die Sicherheit zu erhöhen, sind getrennte Geräte ratsam. Das heißt, dass Sie am Notebook im Browser eine Überweisung in Auftrag geben und diese am Smartphone in einer App bestätigen. Diese Kombination sorgt dafür, dass es für Dritte praktisch unmöglich ist, Transaktionen zu übermitteln - außer unter sehr bestimmten, unrealistischen Voraussetzungen. Alle 2FA-Verfahren gelten als überaus sicher, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich Angreifer auf mehrere Geräte gleichzeitig Zugriff verschaffen können - innerhalb eines kurzen Zeitfensters und ohne physischen Zugang zu den Geräten.
Ein Gerät - oder doch besser zwei?
In einer Multibanking-App fällt die Trennung zwischen den Geräten weg. Somit sind die Anwendungen, die Überweisungen in Auftrag geben, und die Anwendungen, die diese Überweisungen bestätigen, auf demselben Gerät vereint. Einige Sicherheitsforscher argumentieren daher, dass diese Lösung zwar bequem ist, aber nicht so sicher wie die klassische Methode, die auf zwei verschiedene Geräte setzt. Angreifer hätten so beispielsweise Zugriff auf Anmeldedaten fürs Banking als auch die übermittelten TANs, falls es Ihnen gelingt, Zugriff zu dem Gerät zu erhalten.
Die andere Seite der Sicherheitsforscher argumentiert hingegen, dass Banking per Smartphone sicherer sei, da das Betriebssystem an sich - also Android oder iOS - weniger anfällig gegenüber Sicherheitslücken und Schadsoftware wäre als etwa ein Windows-Notebook. Daher wären die Gefahren deutlich größer als bei der Nutzung von nur einem Smartphone.
Eine klare Position lässt sich in diesem Fall jedoch nicht beziehen. Im praktischen Alltagsfall gelten beide Maßnahmen als sichere Alternative zu klassischen Bankingmethoden, sofern Sie sich nicht mutwillig Risiken aussetzen.
Vier Apps im Vergleich
Schauen wir uns nun vier Anwendungen an, die Kontostände vergleichen und weitere Funktionen bieten - für mehr als nur ein Konto.
Buhl Data Finanzblick
Die Vorteile von Finanzblick von Buhl Data sind vor allem im Bereich der Auswertungen zu finden, die überaus umfangreich ausfallen. Beispielsweise können Sie in der Sparkassen-App nur relativ wenige Diagramme der Umsätze anzeigen lassen, die die letzten Monate betreffen. In Finanzblick hingegen bekommen Sie zahlreiche Übersichten, die etwa Ein- und Ausgaben betreffen, Überschüsse anzeigen, Bargeld-Abhebungen anzeigen, die monatlichen Überweisungen für Versicherungen zusammenfassen und vieles mehr.
Außerdem werden steuerrelevante Umsätze addiert sowie Tages- und Festgeldkonten angezeigt - auf Wunsch auch mit tagesaktuellen Zinsen. Kundenkarten können Sie ebenso verwalten wie Budgets, die Sie persönlich definieren. So könnten Sie etwa festlegen, wie viel Geld Sie monatlich für Kleidung ausgeben möchten. Überweisungen können Sie in der App ebenfalls durchführen, wenngleich aktuell noch auf die ING beschränkt.
Andere Funktionen, wie beispielsweise die Einrichtung oder das Beenden von Daueraufträgen, sind jedoch nicht möglich. Bei der Bedienung und Übersicht sollten Sie keine Probleme bekommen: Die App ist intuitiv und sollte für Sie bei der Nutzung daher kein großes Problem darstellen - auch komplett ohne Vorkenntnisse.
Sparkassen-App
Für die Sparkassen-App, die mit vollem Namen "Sparkasse: Ihre mobile Filiale" heißt, brauchen Sie kein Konto bei der Sparkasse. Wenn Sie nach der Einrichtung Ihre Bankleitzahl eingeben, wird die dazugehörige Bank sofort erkannt und Sie werden zur Nutzererkennung weitergeleitet. Dort geben Sie die relevanten Daten ein, also beispielsweise Kontonummer und PIN, die Sie normalerweise für das Onlinebanking verwenden.
Wie Sie sich einloggen, bleibt Ihnen überlassen: entweder via Passwort oder biometrisch. In der Sparkassen-App wird nur der Fingerabdruck unterstützt, ein Gesichts- oder Augenscan ist nicht möglich. Beide Verfahren sind im Alltag jedoch sicher (auch aus Sicht der Privatsphäre).
Im Test fiel uns auf, dass es hier und da kleine Probleme gibt. Bei der Deutschen Bank entschieden wir uns beispielsweise für das PhotoTAN-Verfahren - aber es war zuerst nicht möglich, sich nur mit dem Smartphone einzuloggen. Der umständliche Trick, damit es am Ende doch funktionierte, bestand darin, die PhotoTAN-Grafik auf dem Smartphone mit einem anderen Smartphone zu fotografieren, dann zurück zur Sparkassen-App zu wechseln und von dort das gespeicherte Bild auf dem zweiten Smartphone einzulesen. Erst dann konnte die TAN erzeugt werden, die wir dann in der App eingeben mussten.
Immerhin: Dieses Problem ist nicht exklusiv der Sparkassen-App zuzuordnen, denn andere Apps beherrschen diesen Schritt auch nicht besser. Ob es im Alltag zumutbar ist, diesen doch recht beschwerlichen Weg zu gehen, müssen Sie selbst entscheiden. Sofern Sie eine andere Methode wählen können, empfehlen wir Ihnen, dies auch zu tun.
An der App selbst gab es weniger auszusetzen. Direkt auf der Startseite finden Sie eine Übersicht aller Kontostände. In einem testweise genutzten Konto bei der ING können wir mit dieser App zwar Daueraufträge verwalten, aber keine einzelnen Überweisungen durchführen - ärgerlich. In dem Unterbereich "Services" werden Sie dann an Filialen und Automaten weitergeführt, wo Sie diese Überweisungen ausführen können. Hier beschränkt sich die Anzeige aber auf Filialen der Sparkasse, die Konkurrenz wird also gar nicht erst angezeigt.
Starmoney
Starmoney ist eine der ältesten Anwendungen im Testfeld, die Software existiert bereits seit langer Zeit - anfänglich nur auf dem PC. Inzwischen gibt es die App seit einigen Jahren aber auch für Android und iOS - und zwar in gleich drei Varianten:
• Die Basic-Edition überlässt Ihnen das Management von bis zu fünf separaten Konten. Diese Ausgabe ist kostenlos und listet neben Kontoständen auch Terminüberweisungen und Daueraufträge, die in nächster Zeit fällig werden. Umbuchungen sind ebenfalls möglich - und mit dem Katalog aus Vorlagen erstellen Sie neue Aufträge. Einzelne Überweisungen via ING werden auch hier nicht angeboten. Unter den "Auswertungen" bekommen Sie eine anschauliche Grafik präsentiert, die Ein- und Ausnahmen gleichermaßen anzeigt und damit das (hoffentlich positive) Wachstum Ihres Kontos darstellt.
• Im Plus-Abonnement kostet Starmoney 1,99 Euro im Monat. Die Beschränkung auf fünf Konten wird aufgehoben, außerdem sind nun auch Terminüberweisungen mit von der Partie. Daueraufträge können Sie ebenfalls ausführen und der Verlauf Ihrer Ausgaben ist bis über die letzten sechs Monate nachvollziehbar.
• In der letzten Edition namens Flat-Abonnement bezahlen Sie 5,49 Euro im Monat. Darin enthalten sind dann nicht nur die Versionen für Android und iOS, sondern auch die PC-Software. Alle Daten können Sie dann zwischen den verschiedenen Geräten hin und her synchronisieren. Benutzen Sie viele unterschiedliche Geräte im Haushalt und brauchen Sie häufig Zugriff auf Ihre Finanzdaten, könnte diese Edition den Aufpreis wert sein. Alle anderen sind mit der Plus- oder sogar Basic-Variante wahrscheinlich ebenso gut beraten.
Funktional steht Starmoney den Konkurrenten somit in nichts nach und sticht vor allem durch die Visualisierungsoptionen für die Ein- und Ausgaben hervor.
Outbank
Outbank ist die einzige Software im Vergleich, mit der Sie mehr oder weniger gezwungen sind, Geld auszugeben. Im Play Store von Google oder im Apple Store ist Outbank zwar kostenlos erhältlich, doch für die Nutzung ist ein Abonnement notwendig. Erst dann können Sie zum Beispiel die Salden Ihrer Konten abrufen oder sich die aktuellen Umsätze ansehen. Auch Überweisungen sind erst nach einem Abonnement möglich.
Dieses kostet 3,99 im Monat, wobei Ihnen der Entwickler zunächst zwei Wochen schenkt. Somit können Sie die App zuerst testen - in vollem Umfang - und dann entscheiden, ob die Funktionen den Preis wert sind. Falls nicht, fallen keine Kosten an - ein faires Angebot.
Die App selbst zeigt sich ohne große Schwächen und bietet die bekannten Kontenauswertungen, Grafiken für Ein- und Ausgaben, die Definition von Budgets in Ihrem Leben oder die Ausstattung von Daten in der App mit einzelnen Meta-Tags. Damit können Sie zum Beispiel alle Ausgaben für Unterhaltung unter einem Tag zusammenfassen, um so zu schauen, wie viel Geld Sie pro Monat für diesen Posten ausgeben.
Bei der Funktionalität hapert es hier und da ein wenig: Die Ausführung einer Überweisung über die ING war beispielsweise nicht möglich, aber die App lässt keine Rückschlüsse darauf zu, warum das so ist. Erst durch Internetrecherche wird deutlich, dass die ING eine für Überweisungen notwendige Schnittstelle seit 2019 nicht mehr benutzt - was dazu führt, dass Outbank keine Überweisungen mehr durchführen kann.
Aus Gründen wie dem Letztgenannten raten wir Ihnen daher dazu, die zweiwöchige Testphase ausgiebig zu nutzen, um festzustellen, ob wirklich alle für Sie relevanten Features mit an Bord sind oder nicht.
Fazit: Welche App gewinnt?
In unserem Vergleich hat uns Finanzblick von Buhl Data am besten gefallen, da die App die beste Mischung aus Datenauswertung, Aufbau und Funktionalität mitbrachte. Beispielsweise war es die einzige Software im Vergleich, die sofort Überweisungen über die ING vornehmen konnte - sehr praktisch. Die kostenlose Natur der App ist natürlich ebenfalls kein Nachteil.
Die Sparkassen-App ist insgesamt gut, aber versucht hier und da etwas zu sehr, Nutzer zu Kunden des Geldinstituts zu machen. Das ist nicht verwerflich, denn auch die Sparkassen nutzen natürlich Werbemöglichkeiten. Im Vergleich zu Finanzblick bietet diese App aber wenige Alleinstellungsmerkmale. Outbank und Starmoney sind eigentlich absolut empfehlenswerte Apps, doch hier müssen Sie bereit sein, jeden Monat Geld auszugeben. Tun Sie dies nicht, sind beide Apps eigentlich nur dazu zu gebrauchen, sich Kontostände anzeigen zu lassen. Reicht Ihnen das aus, können Sie gerne einen Blick riskieren - doch dann sind auch die anderen genannten Alternativen gut genug.
Sehen wir uns alle vier Kandidaten noch einmal in der Übersicht an, fällt jedoch auch auf, dass Perfektion noch nicht erreicht ist. Alle Programme benötigen noch immer externe Hilfe für Überweisungen; alles in einer App zu erledigen, klappt noch nicht. Außerdem gibt es noch das Problem mit dem PhotoTAN-Verfahren, das es praktisch unmöglich macht, Überweisungen ohne zweites Smartphone durchzuführen - sehr umständlich. Völlig ohne bankeneigene Apps geht es daher noch nicht. Ob neue, lockerere Regulierungen diesen Makel in Zukunft beheben werden, bleibt abzuwarten.