Ansage an VW, BMW und Mercedes
Noch in diesem Jahr reichert Kia das Portfolio mit dem kompakten E-SUV EV3 an.
Kia präsentiert den neuen Elektro-SUV für die breite Masse. Mit dem EV3 gehen die Koreaner andere Wege als etwa BMW und Mercedes. Und das ist gut so.
Um das selbst gesteckte Ziel von einer Million Elektro-Verkäufen im Jahr 2026 erreichen zu können, muss Kia sein Elektro-Portfolio zügig ausbauen. Im Rahmen einer aufwendigen Präsentation in Südkorea ("EV-Day") hatten die Koreaner im Oktober 2023 einen konkreten Ausblick auf die nächsten Modelle der EV-Familie gegeben. Darunter die Konzeptstudie eines City-Crossovers zwischen Kleinwagen- und Kompaktklasse. Wo er sich einordnet, erklärt der Name: Als EV3 rangiert er eine oder eher anderthalb Nummern unterhalb des neuen EV5, dessen Serienversion ebenfalls beim EV Day vorgestellt wurde.
Äußerlich zeigen sich starke Ähnlichkeiten zum EV5 und zu Kias ganz großem Elektro-SUV EV9. Auffällig sind das kantige Design und die Kunststoff-Schutzplanke, die sich im unteren Bereich um die gesamte Karosserie des EV3 zieht. Y-förmige Leuchten gibt es hinten und vorn. An beiden Enden des Autos zeigt sich eine flächige Gestaltung, die sich im Souterrain durch ein stoßfängerähnliches und farblich abgesetztes Kunststoffelement fortsetzt. Hinten fallen die optisch horizontal geteilte C-Säule, der weit herausgezogene Spoiler und die niedrige Scheibe auf.
Zwei Versionen, ein Motor
Den EV3 wird es ausschließlich mit Frontantrieb und einem 150 kW (204 PS) starken Permanentmagnet-Synchronmotor geben, den wir bereits aus dem Niro EV kennen. Trotzdem bietet Kia den neuen Kompakt-E-SUV in zwei Varianten an: als Standard und Long Range. Das Basismodell erhält eine Akkukapazität von 58,3 kWh, das eine kombinierte Reichweite von bis zu 410 Kilometern ermöglichen soll.
Die große Batterie fasst 81,4 kWh und bringt die EV3-Besatzung bis zu 560 Kilometer weit. Auf 100 km/h beschleunigen die beiden Versionen aus dem Stand in 7,4 beziehungsweise 7,7 Sekunden. Dafür ist die Variante mit dem großen Akku schneller beim Laden mit Gleichstrom (128 vs. 102 kW). Wobei die Piloten beider EV3-Versionen rund 30 Minuten für den Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent SoC einplanen sollten. Was ebenfalls beide Fahrzeug-Versionen eint, ist die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden.
Der Kia EV3 basiert auf einer Variante der bekannten E-GMP-Plattform des Hyundai-Konzerns, die bei der Schwestermarke bereits die Ioniq-Modelle der neuen Generation und im eigenen Hause den EV5, EV6 und EV9 trägt. Sie arbeitet jedoch hier mit 400 Volt Betriebsspannung. Beim EV6 und EV9 sind es 800 Volt, was Vorteile beim schnellen Laden der Traktionsbatterie bietet.
Mehr Platz als im Golf
Der EV3 ist mit einer Länge von 4,30 Meter nur zwei Zentimeter länger als ein VW Golf 8, kommt aber mit 2,68 Meter auf den Radstand eines Kia Sportage. Beim Laderaum schlägt der koreanische E-SUV den deutschen Kompakt-Primus noch deutlicher. 460 Liter packt der EV3 weg (1.250 Liter bei umgelegten Rücksitzen), im Wolfsburger Modell finden bei fast identischer Außenlänge nur 380 Liter Platz. Zusätzlich bietet der Kia im Frunk ausreichend Platz (25 Liter) für ein Ladekabel.
Im Inneren sitzt es sich luftig, selbst im Fond stört die sich nach hinten verjüngende Gesamtform des Autos nicht. Lediglich die schmale Heckscheibe und die hohe Fensterlinie opfern zugunsten der Optik ein gewisses Maß an Übersichtlichkeit. Das Raumgefühl ist dadurch jedoch nicht gestört. Das Interieur gestaltet Kia mit neuartigen Materialien aus nachhaltiger Produktion. Neben Naturfasern kommt im EV3 recycelter Kunststoff zum Einsatz. Die genaue Zusammensetzung der verwendeten Materialien können sich Interessierte über das Scannen eines kleinen QR-Codes auf der Beifahrerseite des Armaturenträgers anzeigen lassen.
Zocken oder schlafen
Die Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen dient indes nicht nur als Armablage, sondern bei Bedarf ebenfalls als Tisch. Das flache Kunststoffteil unterhalb des Polsters lässt sich nach vorn ausziehen und trägt dann den Pausen-Snack, den Laptop oder was auch immer Sie abzustellen gedenken. Vielleicht sogar einen Wecker, denn dank der Relaxation-Sitze mit Liegefunktion könnten Sie beispielsweise Ladepausen mit einem Nickerchen überbrücken.
Alternativ und aufpreispflichtig sind die In-Car-Games, die Sie sich aus dem Store direkt über das Infotainment herunterladen können. Hier kommt allerdings die wirklich gute Nachricht dabei: Obwohl Kia einen digitalen Shop in den EV3 integriert, sind hier lediglich Gimmicks für Geld zu bekommen, die nicht an Fahrzeugfunktionen geknüpft sind. Also anders als bei BMW oder Mercedes beispielsweise müssen Sie hier nicht gegen Geld die bereits verbaute Sitzheizung oder ein Assistenzsystem freischalten. Alles, was im EV3 verbaut ist, haben Sie auf Lebenszeit mit dem Fahrzeugkauf bereits erworben.
Dazu wird der Serien EV3 das erste Kia-Modell sein, das mit AI-Infotainment lieferbar ist. Es soll aktiv mit dem Fahrer interagieren und Aufträge wie Kino-Reservierungen oder Parkplatz-Buchungen eigenständig ausführen können. Die Sprachunterstützung dafür liefert ChatGPT, das 30-Zoll-Panorama-Display stammt aus dem Kia EV9. Auch das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass die Touch-Displays User-Eingaben endlich flüssig und reaktionsschnell umsetzen. Dazu kommen Musik- und Video-Streaming sowie ein 12,3 Zoll großes Head-up-Display.
Marktstart und Preis
Als Bestellstart gibt Kia den Sommer 2024 an, die ersten Auslieferungen sind zum Jahresende geplant. Über den Preis für Standard und Long Range gibt es bislang keine Angaben. Wir vermuten ein Startgebot von rund 33.000 Euro.