So macht man alte Hardware zu Geld
Ausrangierte Hardware muss nicht gleich auf den Müll. Wir zeigen fünf sinnvolle Alternativen, die oft ohne hohen Mehraufwand viel nachhaltiger sind.
Das Problem neuer Hardware…
… ist die alte Hardware. Kaufen Sie neue Geräte oder Komponenten (ein Smartphone, ein Notebook, eine Grafikkarte, eine externe Festplatte…), rangieren Sie die alten Modelle meistens aus. Gleichzeitig funktionieren diese Geräte aber häufig noch. Nun könnten Sie vielleicht technisch aktiv werden, ein wenig basteln und aus einem alten Smartphone vielleicht eine Überwachungskamera bauen oder es als Fernbedienung nutzen.
Das ist jedoch nicht jedermanns Sache und manchmal nicht besonders praktikabel. Alte Geräte erhalten keine Updates mehr, der Akku in Notebooks etwa wird im Laufe seines Lebens immer mehr Speicherkapazität verlieren und schließlich aufgeben.
Einige Geräte lassen sich außerdem von Beginn an nicht sinnvoll einsetzen - wie vielleicht ein Drucker. Die wenigsten Privathaushalte haben einen sinnvollen Einsatzzweck für zwei Drucker. Statt der Entsorgung auf dem Wertstoffhof gibt es jedoch zahlreiche interessantere Alternativen, die sich umwelttechnisch und/oder finanziell lohnen.
Versteigern: die bekannte Lösung
eBay revolutionierte seinerzeit den Onlinehandel, seitdem nutzen Menschen auf der ganzen Welt den Onlineflohmarkt. Hier definieren Sie gewisse Rahmenbedingungen - etwa die Dauer der Aktion, den Startpreis oder die Versandkosten - und lassen dann andere Personen auf Ihre Wertsache bieten. Um möglichst erfolgreich zu sein, sollten Sie diese Tipps beachten:
1. Fügen Sie eigene Bilder von Ihrem Gerät ein. Fotografieren Sie es aus verschiedenen Winkeln bei guten Lichtverhältnissen. Falls Schäden vorhanden sind - vielleicht ein Kratzer auf einem Display -, sollten Sie diese via Foto festhalten. Je mehr Fotos, desto besser.
2. Beschreiben Sie das Produkt im Beschreibungstext ehrlich. Gibt es Defekte oder Mängel, müssen Sie darauf hinweisen. Verkaufen Sie etwas als neuwertig, obwohl es sehr offensichtliche Gebrauchsspuren trägt, könnte dies als Betrug ausgelegt werden.
3. Vergleichen Sie vor der Auktion die verlangte Summe mit anderen erfolgreichen Verkäufen. Möchten Sie etwa eine Grafikkarte loswerden, können Sie sich anschauen, wie viel Geld für dieses Modell in letzter Zeit ausgegeben wurde. Damit vermeiden Sie es, einen zu hohen Preis einzustellen.
Bedenken Sie zuletzt, dass eBay für seine Dienstleistungen 10 % des Verkaufspreises einbehält. Außerdem entstehen weitere, geringe Kosten für das Einstellen von Auktionen. Vor allem bei einem niedrig angelegten Preis werden Sie meistens Erfolg haben - und Sicherheit. Durch den Käuferschutz ist eBay wesentlich einfacher und sicherer als sein kleiner Bruder eBay Kleinanzeigen.
Ankauf durch professionelle Händler
Zahlreiche professionelle Händler haben sich auf den Ankauf von Geräten aller Art spezialisiert. Bekannte Namen sind etwa rebuy.de, flip4new.de, duverkaufst.de oder auch wirkaufens.de.
Der Ablauf ist bei allen Plattformen identisch: Die Anbieter stellen ein gewisses Sortiment aus Waren bereit, die sie zu kaufen bereit sind. Dort suchen Sie sich das aus, was Sie verkaufen wollen - vielleicht ein iPhone 10 mit 128 GB Speicherkapazität. Anschließend werden Sie gebeten, bestimmte Rahmendaten festzuhalten. Funktioniert das Smartphone noch einwandfrei? Wie ist es um den Akku bestellt? Welche Gebrauchsspuren liegen vor?
Indem Sie diese Parameter so wahrheitsgetreu wie möglich angeben, wird Ihnen die Webseite einen Preisvorschlag anbieten. Sind Sie einverstanden, können Sie zustimmen und das Produkt verkaufen. Der Versand erfolgt meistens mit einem Label, das Sie vom Anbieter bekommen. Ab einem Warenwert von 10 Euro läuft das Verschicken meist kostenlos ab.
Sie haben es hier mit professionellen Händlern zu tun, die natürlich jeden Euro zwei Mal umdrehen. Stellen Sie sich also auf Kampfpreise ein. Vergleichen Sie außerdem unbedingt mehrere Ankäufer. Manchmal kann der Preisunterschied sehr hoch sein, 30 % und mehr sind keine Seltenheit. Bedenken Sie außerdem, dass diese Händler immer nur bestimmte Produkte ankaufen. Sie können nicht einfach alles verkaufen, was Ihnen in den Sinn kommt - anders als bei eBay.
Sie genießen somit einen einfachen Verkaufsprozess, aber büßen dafür Flexibilität und eventuell Gewinn ein. Haben Sie etwas in einer Schublade gefunden, was sie einfach nur loswerden möchten und wo es auf den einen oder anderen Euro nicht ankommt, sind diese Händler aber gute Anlaufstellen.
Spenden: eine gute Tat ohne Gewinnabsicht
Manche Dinge sind alt und haben keinen echten finanziellen Wert mehr, aber sie sind noch immer sinnvoll. Ein gutes Beispiel sind alte PCs: Sie sind sperrig und exzellente Staubfänger, bei eBay & Co. gibt es sie schon ab 10 Euro zu kaufen. Wer sich für diesen geringen Wert keine Mühe machen möchte, gibt das Gerät einfach kostenlos ab.
Unter computertruhe.de finden Sie beispielsweise einen eingetragenen Verein, der Computer und dazu passendes Zubehör sammelt und dies anschließend an andere Vereine oder Menschen in Not weitergibt. Allerdings ist dies keine Abladestelle für Schrott, gewisse Mindestvoraussetzungen müssen erfüllt werden. Im Fall von PCs bedeutet dies zum Beispiel: 64-Bit-CPU, mindestens zwei Kerne, höchstens zehn Jahre alt und natürlich funktionstüchtig. Die Festplatten der Geräte werden sicher formatiert und anschließend mit einem nutzerfreundlichen Linux-Betriebssystem bespielt.
Zubehör unterliegt ebenfalls Beschränkungen: Bei Monitoren werden nur Flachbildschirme akzeptiert, USB und Bluetooth werden bei Eingabegeräten bevorzugt. Drucker müssen außerdem mit Tinte oder Toner geliefert werden. Wer sich dort etwas abholen möchte, muss außerdem vorzeigen, berechtigt dazu zu sein - etwa durch einen Sozialleistungsbescheid. Lokale Standorte finden Sie zum Beispiel in Breisgau, Göttingen, Lemgo, Berlin und München.
Alternativen zur Computertruhe
Ein ähnliches Angebot stellt der Verein Angestöpselt zur Verfügung, zu erreichen unter angestoepselt.de. Auch hier werden Geräte und Zubehör gesammelt, die dann für eine Gebühr von 10 Euro an andere weitergegeben werden. Interessenten müssen ebenfalls nachweisen, dass sie Sozialleistungen beziehen.
PCs und Notebooks müssen bei Angestöpselt mindestens Windows Vista unterstützen, die Festplatte sollte 80 GB groß sein und Support für AMD64 und DDR2-RAM muss gegeben sein. Es werden nur Laserdrucker angenommen, bei Monitoren ist TFT-Technologie Pflicht. Aktuell ist dieser Verein nur in Würzburg ansässig.
Tauschen und verschenken: der Handel über Kleinanzeigen
eBay Kleinanzeigen hat sich über die Jahre als permanent offener Flohmarkt für Gegenstände aller Art etabliert. Dabei wird vorrangig der Markt in der Nähe angesprochen - also etwa Personen aus der gleichen Stadt. Hier können Sie über die Rubrik "Verschenken" alte, nicht mehr benötigte Hardware einfach an andere Personen weitergeben. Es kostet keine Gebühren.
Sobald Sie sich dort ein Konto erstellt haben, füllen Sie das Formular für Ihren Gegenstand aus. Danach werden Sie gebeten, einen Preis festzulegen. In diesem Drop-Down-Menü finden Sie auch die Option "Zu verschenken" - klicken Sie sie an. Danach laden Sie noch ein Foto von dem Gegenstand hoch. Bevor Sie die Anzeige freischalten, sollten Sie sie in der Vorschau ansehen. Sind Sie mit allem zufrieden, klicken Sie auf "Anzeige aufgeben".
Dies funktioniert auf der Webseite ebenso gut wie in der App. Da die App der Webseite fast 1:1 nachempfunden ist, sollten Sie keine Probleme haben, den Weg mit der obigen Beschreibung zu finden. Stellen Sie sich anschließend vor allem bei begehrten Gegenständen durchaus auf zahlreiche Anfragen ein. Gibt es etwas umsonst und hat der Gegenstand einen hohen Nutzen, wird es nicht lang dauern, bis sich jemand meldet und das gute Stück abholen möchte.
Tausch über Kleinanzeigen
Möchten Sie nicht nur verschenken, sondern auch eine Gegenleistung haben, können Sie auch Waren tauschen. Dazu geben Sie ein Gesuch ab oder suchen nach passenden Angeboten. Anschließend kontaktieren Sie den Verkäufer oder Käufer und fragen einfach, ob die Person an einem Tausch interessiert ist. Achten Sie darauf, ein vernünftiges Angebot zu machen - also vielleicht Smartphone gegen Notebook oder Kopfhörer gegen Headset. Zündkerzen gegen Bratpfanne kommt eher selten gut an.
Eine Alternative zu eBay Kleinanzeigen ist Tauschgnom, zu erreichen unter tauschgnom.de. Dieses Portal hat sich speziell auf den kostenlosen Tauschhandel spezialisiert. Interessant ist hierbei die eigene Währung der Plattform: Wenn Sie Produkte zum Tausch anbieten oder jemand Ihr Produkt annimmt, erhalten Sie diese Tokens. Diese können Sie dann wiederum nutzen, um andere Produkte zu kaufen. Dies ist eine Alternative zum Euro, die innerhalb des Ökosystems dieser Plattform gut funktioniert.
Ebenfalls interessant sind die "Wanderprodukte". In dieser Kategorie können Sie sich Dinge leihen und anschließend weitergeben. Prädestiniert für solch einen Anwendungszweck sind etwa Bücher oder auch Filme auf DVD und Blu-ray.
Rücknahme durch den Hersteller
Viele Hersteller und Mobilfunkanbieter bieten inzwischen Programme an, um alte Hardware zurückzunehmen. Diese wird dann entweder recycelt oder anderweitig von den Anbietern verwendet.
• Vodafone arbeitet dazu zum Beispiel mit dem Unternehmen Teqcycle zusammen. Hier gelten einige Beschränkungen: Jede Person darf nur maximal fünf Geräte abgeben, außerdem dürfen die Geräte nicht defekt oder zu alt sein. Was genau "zu alt" ist, erfahren Sie in den Nutzerbedingungen von Vodafone. Ein Pixel 3 XL von Google beispielsweise erzielt etwa 87 Euro, was verglichen mit anderen Angeboten gering ist.
Alte Geräte können Sie übrigens auch direkt in einem Vodafone-Shop abgeben. Die Mitarbeiter sind verpflichtet, die Smartphones anzunehmen und sie anschließend ordnungsgemäß zu recyceln.
• Die Telekom arbeitet ebenso mit Teqcycle zusammen, dort gibt es das Handysammelcenter. Die Telekom stellt hier drei Methoden zur Verfügung. Sie können das Handy beispielsweise in einem Telekomshop oder einer ähnlichen Sammelstelle abgeben. Ebenso möglich ist der Versand via DHL (kostenlos) direkt an die Telekom. Zu guter Letzt können Sie, sofern Sie ein Unternehmen oder Verein sind, eine Sammelbox bestellen, die Sie mit alter Hardware füllen und dann nach spätestens sechs Monaten zurück zur Telekom schicken.
Was bringt die Herstellerrücknahme?
Alle Unternehmen, die an diesen Initiativen teilnehmen, sorgen für eine sachgerechte Entsorgung bzw. ein passendes Recycling. Wertvolle Rohstoffe werden somit sinnvoll weiterverwendet und landen nicht auf einer Mülldeponie. Falls die abgegebenen Geräte noch funktionieren, kommen diese vielleicht sogar wieder in den Umlauf.
Ebenfalls an diesen Programmen beteiligt ist O2. In allen O2-Shops finden Sie dazu passende Recyclingboxen, das Programm wird mit dem Bund Naturschutz durchgeführt. Sie können dort vor Ort auch Versandtaschen mitnehmen, die Sie dann an O2 direkt schicken. Das ist sinnvoll für Geräte, die Sie nicht transportieren und somit nicht in den O2-Shop bringen können. Der Ausdruck von Retourenscheinen ist zu Hause ebenfalls möglich. Sollte eine solche Versandbox mehr als 15 Gegenstände enthalten, holt O2 sie auf Wunsch zu Hause bei Ihnen ab.
Einzelne Hersteller haben ähnliche Programme im Angebot, die im Detail aber etwas anders ablaufen:
• Bei Samsung können Sie alte Geräte loswerden - aber nur, wenn Sie gleichzeitig etwas Neues kaufen. Hauseigene Smartphones, Tablets oder Notebooks beispielsweise werden entgegengenommen, wofür Sie dann einen gewissen Betrag erhalten. Dieser Betrag wird dann auf den Kauf des neuen Produktes angerechnet. Statt 800 Euro für ein Smartphone zahlen Sie somit dann vielleicht nur 500 Euro. Wollten Sie ohnehin ein neues Gerät kaufen, ist dies eine gute Lösung.
• Huawei betreibt ein ähnliches Programm, auch hier werden natürlich nur Produkte aus eigenem Haus akzeptiert. Der Wert, den Sie dafür erhalten, ist oft eher gering. Die maximale Summe beim Eintausch beträgt 150 Euro. Selbst bei sehr modernen, makellosen Geräten kommen Sie über diese Summe nicht hinaus.
• HP und Amazon zeigen sich ebenfalls spendabel. HP nimmt zum Beispiel Drucker, Scanner und Kombinationen dieser Geräte entgegen. Amazon hingegen hat sich auf Marken wie Kindle, Fire, Echo und Ring spezialisiert. Gleichzeitig werden aber auch Konsolen und Smartphones angenommen - manchmal über Dritthändler. Hier erhalten Sie aber kein Geld, sondern "nur" Gutscheine für Amazon.
Es kommt bei diesen Angeboten stark darauf an, was Sie wirklich brauchen. Kaufen Sie ohnehin häufig bei Amazon ein, stört Sie ein Gutschein natürlich nicht. Andere sind mit einem Privatkauf gegen "echtes" Geld bei eBay & Co. vielleicht besser beraten.
Fazit: der Wertstoffhof ist nur die letzte Option
Alte, aber noch funktionierende Geräte können auf vielfältige Weise sinnvoll weiterverwendet werden. Verschenken, tauschen oder für wenig Geld verkaufen sind vernünftige Maßnahmen. Was für Sie aktuell vielleicht sinn- und wertlos ist, kann für andere Personen genau richtig sein, um eine wichtige Aufgabe zu erledigen.
Wir raten Ihnen daher dazu, den Wertstoffhof nur als letzten Ausweg in Betracht zu ziehen. Dort werden die Geräte ohne vorherige Prüfung vernichtet. Manchmal mag dies unumgänglich sein, aber die Zeit für eine kurze Prüfung sollten Sie aufwenden. Zur Not kontaktieren Sie professionelle Händler oder Hersteller, die Ihre Geräte annehmen.
Übrigens: Entsorgen auf eigene Faust ist natürlich tabu. Geräte - vor allem mit integriertem Akku - dürfen nicht im Hausmüll verschwinden. Giftige Inhaltsstoffe bis hin zu Explosionsgefahr stehen hier im Raum. Der Wertstoffhof ist in diesem Fall die eindeutig bessere Alternative.