Gefühlt vergeht keine Woche, in der nicht ein neues, mindestens 500 PS starkes SUV vorgestellt wird. Der Hype um Mercedes-AMG GLC 63, BMW X5 M, Porsche Cayenne Turbo und Konsorten ist gewaltig. Aber warum eigentlich? Wenn ich praktisch und sauschnell will, kann ich doch seit jeher zum guten alten Power-Kombi greifen. Der sieht in der Regel viel besser aus, fährt deutlich talentierter um die Kurve und hat keinen cW-Wert wie eine Einbauküche - sprich: Er braucht auch noch spürbar weniger Sprit. Wenn Sie demnächst also vor der Wahl stehen und etwas brauchen, mit dem man viele Menschen/Tiere/Gegenstände zügig transportieren kann, dann überlegen Sie gut. Ist der performante Wagen mit großer Klappe und ohne 220 Millimeter Bodenfreiheit nicht vielleicht doch die bessere Wahl? Hier kommt unsere Entscheidungshilfe: Die Top 10 der stärksten Kombis, die man derzeit neu kaufen kann.   

Den Anfang macht der Golf R Variant. Im Prinzip hätte man auch den Seat Leon ST Cupra auswählen können. Beide haben den bekannten EA888-Zweiliter-Turbo mit 300 PS unter der Haube. Allerdings gibt es im VW 400 Nm Drehmoment und damit 20 mehr als im Seat. Von 0-100 km/h ballert der schnellste Golf Kombi dank Allrad und 7-Gang-DSG in 4,9 Sekunden. Heftig ist auch der Preis: unter 46.550 Euro geht gar nichts.

Das mit Abstand jüngste Mitglied dieser illustren Liste ist so jung, dass es noch gar nicht auf dem Markt ist. Und dann handelt es sich auch noch um einen Diesel. Jawohl, Audi bringt den Performance-Selbstzünder wieder dick ins Geschäft. Den Anfang macht der neue S6 Avant mit einem Dreiliter-Turbo-V6 samt elektrischen Zusatzverdichter. 349 PS und 700 Nm klingen nach mächtig Druck. In 5,1 Sekunden geht es von 0-100 km/h. Achtgang-Automatik und Allrad sind Serie. Der Preis: ab 79.000 Euro.

Rang 8 geht erneut an einen Diesel. BMW bietet seinen M-Performance-5er mittlerweile nur noch als Selbstzünder, der V8-Benziner ist raus. Der Touring glücklicherweise nicht. Ein Privileg, dass der wunderbare M5 leider nicht genießt. Das hier ist also stärkste Kombi, den es derzeit bei BMW zu kaufen gibt. Mit 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel und vier(!) Turbos. Das Ganze reicht für 400 PS, 760 Nm und eine 0-100-km/h-Zeit von 4,6 Sekunden. Allrad ist bei einem Basispreis von 89.200 Euro Serie.

Man sollte Alpina die Füße küssen. Dafür, dass sie das Auto anbieten, dass BMW einfach nicht bauen will. Die Rede ist natürlich von einem M3 Touring. Der B3 S Bi-Turbo ist ziemlich genau das, nur deutlich dezenter verpackt. Aus dem Dreiliter-Reihensechser mit doppelter Aufladung holt Alpina inzwischen 440 PS und 660 Newtonmeter Drehmoment. Im besten Fall (also mit Allrad) geht es in 4,1 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei um die 300 Sachen. Und das alles ist sogar vergleichsweise preiswert: Ab 74.400 Euro ist der B3 S Bi-Turbo Touring zu haben.

Mit 600 Nm hat er zwar weniger Drehmoment als der Alpina B3 S, dafür kann er mit 10 PS mehr aufwarten. 450 PS liefert der 2,9-Liter-Biturbo-V6, den wir auch aus dem Porsche Cayenne S kennen. Per 8-Gang-Automat wird an alle vier Räder verteilt. Der Tritt ins Kreuz ist knackig. 0-100 km/h gehen in 4,1 Sekunden, maximal sind 280 Sachen drin. Der Platz im Fond ist eher mittelmäßig, der Kofferraum schluckt bis zu 1.510 Liter. Der Grundpreis liegt bei 80.700 Euro.

Der wohl überzeugendste Mix aus Familienlaster und Wildsau kommt aus Affalterbach. Im C 63 wütet AMGs Vierliter-Biturbo-V8 mit bis zu 510 PS, 700 Nm Drehmoment und heroischem Klang. Von 0-100 km/h geht es in 4,1 Sekunden. Seit dem Facelift kann dank ausgefuchster Traktionskontrolle jetzt noch hemmungsloser Hinterreifen-Gummi vernichtet werden. Ins Heckabteil passen 490 bis 1.510 Liter an Ladung. Der Preis? 88.417 Euro für den stärkeren C 63 S.

Ja, schon klar, den RS 6 Avant gibt es aktuell nicht mehr. Bis der Nachfolger kommt, wird es noch ein paar Monate dauern. Aber beim freundlichen Audi-Händler wird sich schon noch das ein oder andere unbenutzte Exemplar finden lassen. Und sich so eines zu sichern, ist sicher kein Fehler. Der RS 6 ist sowas wie die allmächtige Mutter der Power-Kombis. In der letzten Ausbaustufe mit Vierliter-Biturbo-V8. Sein Antritt: völlig unbarmherzig. Sein Auftritt: mächtig und -sorry - total geil. Wer 565 bis 1.680 Liter Gepäck in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 bringen will, muss zum RS 6 Avant Performance mit 605 PS greifen. Kostenpunkt zuletzt: ab 117.500 Euro.

Was für den M3 gilt, galt zuletzt auch wieder für den M5: Absolut Kombi-freie Zone. Wie schön, dass Alpina auch hier aushilft und mit dem B5 Bi-Turbo Touring in die Bresche springt. BMWs 4,4-Liter-Biturbo-V8 erhält eine Leistungsspritze auf 608 PS und 800 Nm. Allrad ist Serie. Von 0-100 km/h spurtet der B5 in 3,7 Sekunden. Was kein serienmäßiger M5 dieser Welt schafft: 322 km/h Topspeed. So gesehen, sind 115.300 Euro beinahe schon günstig.

Mit 640 bis 1.820 Liter Kofferraumvolumen punktet das T-Modell des Mercedes-AMG E 63 S richtig dick bei der Alltagstauglichkeit. Für alles andere ist der von allen guten Geistern verlassene 4,0-Liter-Biturbo-V8 verantwortlich. 612 PS und 850 Nm Drehmoment schickt er über eine Neungang-Automatik an alle vier Räder. Von 0-100 km/h geht es in 3,4 (!) Sekunden. Und wenn Sie Lust haben, Ihre Hinterreifen in Rauch aufgehen zu sehen, können Sie die Vorderachse per Knopfdruck deaktivieren. Eines der vielseitigsten und besten Autos auf dem Markt. Leider auch mindestens 125.967 Euro teuer.

Der stärkste Kombi, den man derzeit kriegen kann, kommt aus Zuffenhausen. Der mit dem längsten Namen auch. Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Sport Turismo - das passt auf keine noch so große Heckklappe. Und auch das mit dem „Kombi“ ist so eine Sache: Angesichts von überschaubaren 520 bis 1.390 Liter Kofferraumvolumen würden wir eher von einem Shooting Brake reden. Dank der Kombi aus Vierliter-Biturbo-V8 und 136-PS-Elektromotor geht es hier trotz 2,4 Tonnen Gewicht absolut barbarisch nach vorne. Die Systemleistung liegt bei 680 PS und 850 Nm. Von 0-100 km/h braucht der ST nur 3,4 Sekunden. Der Stärkste ist auch der Teuerste: Bei 190.734 Euro geht es los.