Die Formel 1 im Wandel der Zeit. auto motor und sport-Fotograf
Daniel Reinhard hat Autos aus verschiedenen Epochen an den gleichen
Stellen in Monaco abgelichtet. Er nimmt sie mit auf Zeitreise
...
Am 14. April 1929 wurde das erste Rennen im Fürstentum über 100
Runden mit einer Gesamtdistanz von 318 km vom Engländer W. Williams
auf einem Bugatti T35 B gewonnen. Williams brauchte, damals noch
auf unasphaltierter Strecke gefahren, 3 Stunden 56 Minuten und 11
Sekunden.
Der Rundenrekord betrug damals 2 Minuten und 15 Sekunden, was
einem Schnitt von 84,8 km/h entsprach. Als Kontrast und Schwenk in
die aktuelle Zeit der Haas-Ferrari als Neueinsteiger der aktuellen
Saison.
Am 18. Mai 1969 gewinnt Graham Hill mit dem Lotus 49. Heute ist
dieses Auto im Besitz von Adrian Newey, dem technischen Direktor
von Red Bull. Daniel Ricciardo stellt zwei Wochen später den von
Newey gebauten RB12 in einer Zeit von 1:13,622 auf die Pole
Position.
Der RB12 fuhr damit die zweitschnellste Pole-Zeit in der
Geschichte von Monaco. Diese Runde entspricht dem Schnitt von
163,174 km/h, was nahezu doppelt so schnell ist wie der Schnitt von
Williams im Bugatti bei der Premiere 1929.
1962 holte der Schotte Jim Clark im Lotus Climax 1.500 ccm seine
erste Pole Position in der Zeit von 1:35.5 - was dem Schnitt von
118,554 km/h entsprach.
Gewonnen aber wurde das Rennen von Bruce McLaren im Cooper
Climax in der Gesamt-Zeit von 2:46 Stunden. Was der Lotus Climax
mal war, ist heute der Mercedes F1 W07 Hybrid: Das Maß der Dinge.
Lewis Hamilton benötigte 2016 für die 78 Runden 1:59 Stunden.
Ab und zu entstehen große Ähnlichkeiten zwischen Fahrzeugen
unterschiedlichsten Epochen, so zum Beispiel zwischen dem Ferrari
312 B3 "Spazzaneve" von 1973 ...
... und dem Force-India von 2016. Die beiden, für völlig
unterschiedliche Zwecke, jedoch ähnlich angeordneten Löcher in der
Nase lassen sich optisch gut vergleichen.
Der Unterschied zwischen dem 312 B4 von 1974 und dem aktuellen
Ferrari F16-H könnten wohl kaum größer sein. Gut zu erkennen ist
auch der gigantische Größenunterschied, der sich in den
vergleichbaren Bildern zeigt.
Allein der Radstand zwischen den beiden Autos ist um rund einen
Meter gewachsen. So stehen die Räder vom 2016er Auto 3.494 mm
auseinander, gegenüber denen vom 312 B3 dessen Abstand gerade mal
2.500 mm beträgt.
Von 1961 bis 1965 wurde mit 1.500 ccm Motoren gefahren. Ferrari
fuhr als einziger dabei einen V12 mit Doppelzündung. Porsche
verdoppelte 1962 den Vierzylinder auf 8 Pötte. So wie die Climax
und BRM-Motoren aus England auch ausgerüstet waren.
Seit 2014 sind wieder kleinvolumige 1.600 ccm 6 Zylinder-Turbo
im Einsatz. Hatten in den 60er Jahren die rund 450 kg leichten
Rennwagen rund 190 PS, so müssen die heutigen Fahrer mit einer
Leistung von rund 930 PS auf 702 kg klarkommen.
Die Reifenbreite vom Bugatti T35 B zum Williams FW 38 hat
deutlich zugenommen. So fuhr man damals mit einer Auflagefläche von
knapp 10 cm. Heute weisen die Sohlen eine Breite von 32,5 cm
auf.
Der Bremspunkt für den Bugatti lag vermutlich rund 150 Meter vor
der Schikane, bei dem Schild steht Massa noch voll am Gas, obwohl
er mit rund der doppelten Geschwindigkeit unterwegs ist.
Der Ferrari 246 Dino von 1960 war der letzte Frontmotor-Ferrari.
Ende der 50er Jahre leitete Cooper den großen Wechsel vom Front-
zum Mittelmotor ein. So gewann Jack Brabham mit dem Cooper T51 1959
den Fahrer- wie auch den Konstrukteurstitel.
Lewis Hamilton fährt wie alle seine Kollegen Mittelmotor-Autos.
Im Gegensatz zu Daniel Ricciardo hatte der Brite aber wenigstens ab
und zu mal die Gelegenheit genossen den einen oder anderen alten
"Frontler" aus dem Hause Mercedes zu fahren.
Black is beautiful, wie Mario Andrettis Lotus 77 und der
dahinter folgende Shadow DN3 deutlich zeigen. McLaren folgt dieser
Farbwahl im Jahre 2015 mit der erneuten Motoren-Partnerschaft von
Honda.
Der Lotus war mit seinem Sieg beim GP Japan 1976, dem
WM-entscheidenden Regen-Rennen zwischen Lauda und Hunt, etwas
erfolgreicher als der heutige McLaren MP4-31. Aber immerhin kommt
Fernando Alonso langsam wieder in die Nähe des Podiums.
Das Publikumsinteresse am allgemeinen Motorsport beginnt ein
wenig zu bröckeln, aber in Monaco ist und war schon immer alles
etwas anders. So war bereits vor dem Krieg großes Interesse an den
brüllenden Boliden vorhanden.
Das hat sich bis heute kaum verändert. So sitzen zum Beispiel
genau wie zum Beispiel in Indianapolis auch in Monaco seit Jahren
dieselben Leute auf ihren Plätzen, wobei gemunkelt wird, dass diese
wohl auch weitervererbt werden sollen.
Die Kommandozentrale der F1-Piloten wurde vom Handwerk zur
Playstation. Genügten Jackie Stewart im Tyrrell 003 noch ein
Lenkrad, ein Schalthebel und 3 Pedale zu Sieg oder Niederlage
...
... so hat Marcus Ericsson im Sauber C35-Ferrari nur noch 2
Pedale und eine Schaltwippe zur Verfügung. Dafür helfen Elektronik
und jede Menge Knöpfe und Tasten am Lenkrad, was den Crash dem
Teamkollege Nasr aber auch nicht verhindern konnte.
Bis in die späten 90er Jahre wurde analog fotografiert.
Mittlerweile läuft alles digital. Der ältere Herr gibt sich mit
seiner Leica viel Mühe, um das Bild so festzuhalten, wie er es gern
hätte. Heute werden die Kameras teilweise nur noch in die Luft
gehalten und geballert. Irgendwas wird schon dabei sein.