Radio Fahrerlager GP Ungarn
Was sonst noch so am Rennwochenende in Ungarn passiert ist, erfahren Sie in unserer Rubrik Radio Fahrerlager. Hier haben wir die kleinen Geschichten aus der Formel 1-Gerüchteküche gesammelt.
Absage vom Doktor
Was macht Fernando Alonso 2020? Lewis Hamilton sprach sich nach dem Rennen in Budapest für eine Rückkehr des zweifachen Weltmeisters in die Formel 1 aus: „Er ist hier immer willkommen.“ Auch Max Verstappen würde ein Comeback begrüßen: „Es ist schade, dass ich nie die Gelegenheit hatte, richtig gegen ihn zu fighten.“
Darauf scherzte Hamilton in Richtung des Holländers: „Er wäre doch ein guter Teamkollege für Dich. Immerhin ist Red Bull das einzige siegfähige Team, das noch einen Platz frei hat.“ Doch Sportchef Helmut Marko erteilte der Idee eine Absage. Im spanischen Fernsehen wurde der Doktor gefragt, ob Alonso womöglich Pierre Gasly ersetzen könne. Klare Antwort: „Nein.“
Mehr Motoren für 2020?
Der Kalender für 2022 könnte 22 Rennen umfassen, nachdem die katalonische Regierung grünes Licht gegeben hat, den Grand Prix zu bezuschussen. Die Teams sind sich uneinig, ob man gleichzeitig die Anzahl der Motoren erhöhen sollte. Red Bulls Christian Horner befürwortet das: „Die meisten Teams nehmen sowieso vier Motoren im Jahr. Als Ausgleich könnten wir die Testfahrten beschränken.“ Haas-Teamchef Guenther Steiner kontert: „Jeder weitere Motor kostet uns nur Geld.“
Doch nicht 22 Rennen?
Kommt es am Ende gar nicht zum 22.Rennen im Kalender 2020? Egal, ob die Teams einen Motor mehr einsetzen dürfen oder nicht. Der Fahrerlagerfunk erzählt, dass sich Williams querstellt, so lange die Kosten die zusätzlichen Einnahmen übersteigen. Williams bekäme als zehntplatziertes Team die geringste Ausschüttung für ein zusätzliches Rennen. Wahrscheinlich nur rund 800.000 Dollar. Das aber würde die Zusatzkosten nicht decken. Auch ohne vierten Motor.
Pirelli untersucht noch
Pirelli kann noch immer kein Ergebnis für den Testunfall von Sébastien Buemi in Silverstone vorlegen. Red Bull hat seine Analyse bereits abgeschlossen. Am Auto sei nichts falsch gewesen: „Erst platzte der linke Hinterreifen. Daraufhin brach die linke Hinterradaufhängung. Und danach gab der rechte Hinterreifen nach“, sagen die Ingenieure.
Pirelli will seine Analyse in der Sommerpause abschließen. „Sie hat oberste Priorität. Wir untersuchen die Reifenfetzen unter dem Mikroskop im Labor. Und wir schneiden Vergleichsreifen auseinander. Es stimmt, dass der Hinterreifen kleine Blasen geworfen hat. Aber es war nicht schlimmer als in den Rennen“, sagt Rennleiter Mario Isola. Für Pirelli sei nicht auszuschließen, dass es doch am Auto lag. „Das Gewinde ist noch in einem Stück.“
Lob für das Quiz
Die Aktion von FIA-Rennleiter Michael Masi, der Teamchefs und Fahrer nach ihrem Urteil zu einigen Zwischenfällen auf der Strecke fragte, kam bei den meisten Beteiligten gut an. Mercedes-Teamchef Toto Wolff gab zu: „Da sieht man erst einmal wie schwierig es ist, eine Entscheidung zu treffen. Eine Szene war die Kollision von Kvyat in der Startrunde zum GP China. Da ist es echt schwer, ein Urteil zu fällen.“
Auch Nico Hülkenberg gefiel das kleine Quiz. Obwohl unter den 12 strittigen Szene keine dabei war, bei der er selbst direkt beteiligt war. „Ich hoffe, die Umfrage gibt der FIA ein Gefühl dafür, wo der Trend hingeht.“ Die Umfrage war übrigens komplett anonym. Auf den Fragebögen standen keine Namen.
Teures Nachtanken
Die FIA diskutiert immer noch darüber, ab 2021 wieder Tankstopps einzuführen. Während die Mehrzahl der Fahrer dafür ist, sind die Teams dagegen. Weil es die Strategie vorhersehbarer macht, und weil es ins Geld geht. Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer rechnet vor. „In fünf Jahren hat es damals vom Kauf der Tankanlagen über die Betriebskosten 2,5 Millionen Dollar gekostet.“ Damals arbeitete Szafnauer für Honda.
Wenig Freude über Punkt
In Hockenheim ergatterte Robert Kubica den ersten Punkt für Williams. Der 3.561. in der Teamgeschichte. Es war ein Geschenk, nachdem Alfa Romeo mit einer Zeitstrafe belegt worden war. Die Freude beim nach Siegen dritterfolgreichsten Formel-1-Rennstall hielt sich in Grenzen. „Wir verstehen es nur als kleinen Lohn“, sagte Teamchefin Claire Williams. „Es wäre lächerlich mit unserer Vergangenheit, wenn wir einen Punkt groß feiern würden. Wir haben einen anderen Anspruch. Wir wollen dort zurück, wo wir einmal waren.“
Crash von Renault-Truck
Der Renault-Truck, der bei der Fahrt von Hockenheim nach Budapest auf einer ungarischen Autobahn verunglückte, hatte Motoren geladen. Die Motoren blieben heil. Der Fahrer wurde erheblich verletzt und ist noch mehrere Wochen im Krankenstand.
Eine 11 für Norris
Lando Norris ist immer für einen Scherz zu haben. McLarens Rookie hat eine starke erste Saisonhälfte hinter sich. Welche Note würde er sich selbst auf einer Skala von 1 bis 10 geben? Norris überlegt kurz, sagt dann: „Eine elf.“ Gelächter bricht aus in McLarens Motorhome.
Viele Strafen in Monza
Honda und Renault planen ihre nächsten Motor-Upgrades für den GP Italien. Da alle Fahrer von Red Bull, Toro Rosso, Renault und McLaren ihr Motorenkontingent bereits überschritten haben, könnte es in Monza bis zu acht Startplatzstrafen hageln. Der Einsatz könnte sich aber lohnen. Honda soll 25 PS mehr bringen, Renault 10 bis 15 PS.
Norris nach Kroatien
Lando Norris nutzt die Sommerpause für einen Kurzurlaub mit der Familie in Kroatien. „Danach werde ich mit Max Verstappen ein paar Autorennen fahren“. Virtuell natürlich. Die beiden haben schon die 24 Stunden von Spa zusammen gewonnen.
Perez als TV-Zuschauer
Für Sergio Perez war der GP Deutschland nach einem Unfall nach einer Runde zu Ende. Nach seiner Rückkehr ins Fahrerlager schaute sich der Mexikaner das Rennen im Fernsehen an. „Es war seit langer Zeit das erste Rennen, das ich live im TV verfolgt habe. Es war ein super Rennen, aber für mich auch ziemlich hart, weil ich normalerweise bei solchen Bedingungen immer das Maximum raushole.“
Ansturm der Polen
Robert Kubica war Held der Fans. 35.000 Polen war nach Budapest gereist, um ihren Landsmann zu unterstützten. Schon am Donnerstag brandete von der Haupttribüne großer Jubel auf, wenn sich Kubica in der Boxengasse nur zeigte.
Bier und Radfahren
Valtteri Bottas brauchte bis Montagmittag, bis er den Unfall von Hockenheim verdaut hatte. „Ich habe mich mit zwei Stunden Radfahren bestraft. Und den Ärger mit zwei Bier runtergespült.“
Kritik an Ferrari-Strafe
Haas ärgert sich, dass Ferrari für die gefährlich Freigabe von Charles Leclerc beim GP Deutschland mit einer 5.000 Euro-Strafe davongekommen ist. „Grosjean hat fünf Plätze verloren. Er war schon im Leerlauf, als Leclerc in seine Spur geschickt wurde. Bis er den ersten Gang eingelegt hatte, um weiterzufahren, ist viel Zeit verlorengegangen“, erzählt Teamchef Guenther Steiner.
Gentlemen’s Agreement gebrochen
Racing Point war nach der Qualifikation sauer auf Daniel Ricciardo. Eine Szene am Ende von Q1 erhitzte die Gemüter. Ricciardo hatte in seiner Aufwärmrunde im letzten Sektor erst Romain Grosjean überholt, und griff dann in der Zielkurve nach Sergio Perez. Damit versaute er sich und dem Mexikaner die folgende Runde.
„So langsam scheint sich bei Daniel der Frust breit zu machen, dass er nicht mehr in einem Red Bull, sondern einem Renault sitzt“, meint Racing Point-Teammanager Andy Stevenson. „Wir hatten eine ähnliche Szene in China. Vor dem GP Monaco gab es eine Diskussion zwischen den Fahrern und der FIA. Da wurde das Gentlemen’s Agreement eigentlich erneuert.“
Es gilt unter den Fahrern als ungeschriebene Regel, sich am Ende der Aufwärmrunde nicht gegenseitig zu überholen. Damit jeder sich für die schnelle Runde vorbereiten kann. „Das wollte ich machen“, entschuldigte sich Ricciardo. „Aber dann wäre ich mit eiskalten Reifen in meinen letzten Schuss gegangen. Als Lewis das Tempo anzog, habe ich mich entschieden, mitzuziehen.“