Camping-Tour über die Kanaren
Die Kanaren gelten als Traumziel – aber nicht für Camper. Warum eigentlich? Manu und Steffi wollten es wissen und starteten zu einer besonderen Wohnmobiltour: Alle sieben Hauptinseln in drei Monaten.
- Gran Canaria
- Fuerteventura
- Lanzarote
- Teneriffa
- La Palma
- La Gomera
- El Hierro
Mit knapp einer Stunde Verspätung legt die Fähre im Hafen von Huelva ab. Schon lange hatten wir über eine Auszeit nachgedacht. Bei Manuel ergab sich die Chance, von September bis November Überstunden abzubauen, und ich einigte mich mit meinem Arbeitgeber auf eine Freistellung. Wir wollten dorthin, wo man im normalen Wohnmobilurlaub nicht ohne weiteres hinkommt. Schnell waren die Kanaren im Gespräch. Wir informierten uns über die Fähre, denn nicht nur unser Campingbus sollte mit, sondern auch unsere Hündin Maya. Nach 30 Stunden Überfahrt legen wir aufgeregt im Hafen von Las Palmas an. Unser Abenteuer beginnt.
1. Gran Canaria
Müde suchen wir nach einem Platz für die Nacht. An einem Strand außerhalb der Stadt werden wir fündig. Die nächsten Tage touren wir im Hinterland durch Schluchten entlang von Seen ( Embalse de Fataga) und Felsen. Von Fortaleza Grande genießen wir die Aussicht bis herunter zu den Dünen von Maspalomas. Die westliche Küstenstraße fasziniert uns mit ihrer spektakulären Lage. Zum ersten Mal sehen wir am Horizont den Gipfel des Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa. Da es auf den Inseln ohnehin kaum Campingplätze gibt, fahren wir die weniger erschlossenen Orte und Strände an, um schöne Plätze abseits vom Tourismus zu finden.
Was uns in Puerto de Mogán gut gelingt, stellt uns auf Gran Canaria sonst vor große Herausforderungen, da die Küste leider sehr verbaut ist. So entscheiden wir uns bereits nach vier Tagen für die nächste Insel. Im Hafenbüro der Hauptstadt spricht man kein Englisch. Uns kommen Zweifel. Waren die Kanaren doch nicht die richtige Wahl für eine Wohnmobilreise? Mit Händen und Füßen und der Hilfe einer jungen Spanierin buchen wir unsere Tickets.
2. Fuerteventura
Unsere Zweifel vom Vortag verfliegen, als im Fährhafen vor uns ein Wohnmobil mit spanischem Kennzeichen steht. Das Pärchen, das dort aussteigt, sieht jedoch nicht spanisch aus; es sind Österreicher. Christian und Marita sind vor einer Woche mit dem Flieger gekommen und haben das Wohnmobil für zwei Wochen gemietet. Wir verbringen die dreistündige Überfahrt zusammen auf dem Deck.
Bei der Einfahrt in den Hafen von Morro Jable beschließen wir gemeinsam zum Risco del Paso zu fahren. Die Wohnmobile stellen wir mitten in den Dünen des kilometerlangen Sandstrands ab. Nach zwei Tagen trennen sich unsere Wege, wir verabreden uns aber für den Abreisetag der beiden. Weiter geht‘s durch den Parque Rural de Betancuria, der eine faszinierende Weitsicht über die Sandlandschaft bietet. Immer wieder finden wir die schönsten Plätze am Strand. Manchmal trifft man hier auch auf Wohnmobile von Insulanern.
In El Cotillo trauen wir unseren Augen kaum, dieses Wohnmobil kennen wir doch: Christian und Marita. Die Freude ist groß und wir verbringen erneut zwei schöne Tage zusammen. Im Ort suchen wir zunächst einen Waschsalon auf. Nach den ersten drei Wochen hat sich so viel Wäsche angesammelt, dass wir den ganzen Campingbus zum Wäscheständer umfunktionieren. Zum Abschied treffen wir uns mit Christian und Marita in La Pared. Über Nacht stehen wir mit den Fahrzeugen oben auf den Klippen und haben beim Frühstück eine tolle Sicht herunter auf die wilden Strände, wo wir den Vormittag beim Surfen verbringen. Danach verabschieden wir uns zum letzten Mal von den beiden und fahren weiter an die Playa Barca. Unser Campingbus steht oben auf einem Plateau und wir können beobachten, wie sich die Lagune tagsüber mit Wasser füllt. Von Corralejo legen wir ab auf Insel Nummer drei.
3. Lanzarote
Zwischen diesen beiden Inseln hat man die kürzeste Überfahrt. 45 Minuten, und die Landschaft wechselt von gelbem zu schwarzem Sand. Wir legen am Hafen von Playa Blanca an und fahren zu den Lavahöhlen Los Hervideros. Die Vulkanlandschaft führt uns zum Nationalpark Timanfaya. Am Surferstrand Playa Famara tobt der Wind und bedeckt die Straßen mit Sand. Schon von weitem wird mit Schildern davor gewarnt. Trotzdem fahren wir uns fest, schaffen es aber ohne fremde Hilfe, den Wagen aus dem Sand zu befreien.
Von Orzola aus starten wir früh morgens eine Tagestour zur Nachbarinsel La Graciosa. Da es keine asphaltierten Straßen gibt, ist sie autofrei und wir umrunden die einsame, sandige Insel mit dem Rad. Maya muss die 18 Kilometer per Pfote in der prallen Sonne zurücklegen. Immer wieder machen wir Pausen an den menschenleeren Stränden, um zu schnorcheln, und bauen Maya aus Treibholz ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen. Die letzten drei Kilometer macht sie jedoch schlapp und wehrt sich nicht, als wir sie in unseren Rucksack stecken. Am Playa del Salado entdecken wir einen Zeltplatz in den Dünen und nutzen gleich das kleine Waschhaus – eine willkommene Abwechslung zu unserer Außendusche am Wohnmobil und den kalten Duschen am Strand.
Zurück mit der Fähre in Orzola, fahren wir auf der Panoramastraße am Mirador del Rio vorbei, wo wir La Graciosa nochmal von oben bewundern können. Wir fahren weiter durch das Tal der 1000 Palmen in Harira bis nach Teguise. Am Nachmittag gehen wir dort in die Bodega Santa Barbara. Wir brauchen WLAN, um unseren Reiseblog hochzuladen. Als am frühen Abend eine Liveband spielt, bleiben wir spontan und feiern mit den Einheimischen und Kellnern ausgelassen bis in die Nacht. Leicht verkatert führt uns die Weinstraße am nächsten Morgen nach Arrecife, wo eine lange Fährfahrt auf uns wartet.
4. Teneriffa
Zwölf Stunden dauert die Überfahrt. Es ist jedes Mal ein großes Abenteuer, mit den Fähren von Insel zu Insel zu fahren. Meistens sind wir die einzigen Touristen. Die Vorfreude auf jede Insel ist groß und wir sind gespannt, als wir um Mitternacht im Hafen von Santa Cruz anlegen.
Die Nacht verbringen wir in der Nähe am Playa de las Teresitas, ein mit Saharasand aufgeschütteter Palmenstrand unterhalb einer riesigen Felsformation, über die wir am nächsten Tag hoch ins Anagagebirge fahren. Die Aussicht über die Barrancos, also die Schluchten, ist überwältigend und wir entdecken am Horizont Gran Canaria. Zum ersten Mal nach Wochen sehen wir wieder grüne Pflanzen, Bäume und Wiesen, was nicht nur Maya freut. Der Lorbeerwald lädt zum Spaziergang ein.
Im Süden der Insel steuern wir den einzigen Campingplatz unserer Tour an. Hier verbringen wir ein paar Tage zwischen Einheimischen, die uns abends zum Essen einladen. Da sie kein Englisch und wir kein Spanisch sprechen, verständigen wir uns mit Händen und Füßen, und nach ein paar Gläsern Cerveza und Ron Miel spricht man sowieso die gleiche Sprache. Drei Ladungen Wäsche sind auch wieder fällig.
Dann geht es in den Nationalpark del Teide; teilweise fahren wir auf Straßen oberhalb der Wolken. Die Aussicht in den Kraterkessel Las Canadas ist überwältigend. Wir wandern 20 Kilometer und nehmen die Seilbahn hoch auf den Teide, wo wir bei minus zwei Grad und einer Windstärke von 60 km/h eine atemberaubende Sicht über den gesamten Park bis zur Küste haben. Auch die Nachbarinseln La Palma, La Gomera und El Hierro lassen sich sehen.
Über Icod de los Vinos fahren wir ins Mascagebirge und anschließend an die Küste nach Los Gigantes. In Alcalá schnorcheln wir mit Schildkröten und an der Costa Adeje machen wir eine kleine Segeltour, wo wir Pilotwale und Delphine sehen.
Immer wieder werden wir auf unserer Tour von deutschen Touristen angesprochen, deren Blicke erstaunt zu unserem Nummernschild wandern. Wohnmobile sieht man auf den Kanaren nur selten und wenn, dann mit spanischen Kennzeichen. Klar, dass die Leute da neugierig werden. Mittlerweile fühlen wir uns richtig wohl hier. Wir haben die kanarische Küche lieben gelernt, finden oft kleine, urige Restaurants und fangen an, ein paar Brocken Spanisch zu sprechen. In Los Cristianos verabschieden wir uns fürs Erste von Teneriffa und legen ab zu einer schwankenden Fährfahrt, auf der uns Pilotwale begleiten.
5. La Palma
Nach drei Stunden legen wir in Santa Cruz an. Meine Schwester Andrea und ihre Freundin Isabel besuchen uns dort für eine Woche. Gleich am nächsten Tag holen wir die beiden vom Flughafen ab. Was für eine Freude, sich nach sechs Wochen wieder zu sehen. Ihr Hotel liegt in Puerto Naos, wo wir die Woche über in der Nähe auf einem Schotterplatz mit Meerblick stehen können. Wir fahren in den Süden zur Fuencaliente auf den Vulkan Antonio und zu den Salinen. Zum Abkühlen halten wir an schwarzsandigen, fast menschenleeren, naturbelassenen Stränden.
An Manus Geburtstag wandern wir im Nationalpark Caldera de Taburiente und gehen abends am Strand von Puerto Naos essen. Eine Torte darf natürlich nicht fehlen, die hatte ich zuvor in der Bäckerei vor Ort bestellt. Noch bis spät in die Nacht feiern wir im geschmückten Wohnmobil.
Am nächsten Tag schnorcheln wir mit einem Tauchlehrer am Playa de el Faro. Ein Zufall führt uns zu einem Platz, an dem einige Aussteiger leben, und wir können dort zwei Tage mit dem Wohnmobil bleiben. Wir nutzen als Erstes die Waschmaschine und duschen im Open-Air-Bad. Die letzte Etappe der Insel fahren wir über die Caldera hoch auf den Roque de los Muchachos und runter nach Santa Cruz. Wir verabschieden uns von Andrea und Isa, denn auf uns wartet bereits eine zweistündige Überfahrt zur nächsten Insel.
6. La Gomera
Wir legen im Hafen von San Sebastian an. Die Insel besteht zum Großteil aus Barrancos. Diese Schluchten ziehen uns schon nach wenigen Kilometern in ihren Bann. Hier zeigt sich wieder einmal, wie einzigartig jede Insel ist. Über Hermigua und Vallehermoso fahren wir runter an die Küste nach Valle Gran Rey. Hier treffen sich am Abend die Hippies auf dem kleinen Kirchplatz. Wir gesellen uns dazu.
Im Nationalpark Garajonay wandern wir durch den Nebelwald bis zum Casa Rural La Vista und von dort aus – viele Stufen herab – zum Wasserfall El Cedro, der immer wieder im Nebel verschwindet. Zur Dämmerung sind wir zurück am Wohnmobil und halten auf dem Weg nach San Sebastian am Los Roques. Ein unbeschreiblicher Anblick: Über einem Wolkenmeer ragt der Roque De Agando am sternenklaren Himmel heraus. Weit hinten färben sich die Wolken orange von den Lichtern der Stadt Santiago, wo wir zuvor übernachtet hatten. Am nächsten Morgen setzen wir mit nur zwei anderen Autos zu unserer letzten Kanarischen Insel über.
7. El Hierro
Nach zwei Stunden fahren wir in den Hafen von Estaca ein und begeben uns sofort auf eine Küstentour. Neben wenigen Steinstränden entdecken wir auch Piscinas Naturales, also Naturbäder. Leider macht die Brandung das Baden darin im November unmöglich. Wir fahren hoch zum Mirador de Las Playas und haben eine grandiose Aussicht in Richtung Küste.
In der Nacht werden wir von Kratzgeräuschen geweckt. Wir durchsuchen alles und unsere Befürchtung bestätigt sich: Mäuse! Da war uns der Gecko, der sich auf Fuerteventura im Wagen verirrt hatte, doch lieber. Mit diesem Wissen wollen wir nicht zurück ins Bett. Wir bleiben wach und sehen einen unvergesslichen Sonnenaufgang über den Wolken.
In La Restinga besorgen wir uns Fallen und beziehen ein Apartment in Frontera – ein gewisser Luxus nach zwei Monaten im Campingbus. Der 360-Grad-Balkon bietet eine grandiose Sicht über das Tal von El Golfo, welche nur vom Mirador de la Pena aus getoppt wird. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Malpaso, der höchsten Erhebung der Insel.
Auf unbefestigten Wegen geht es durch die karge Vulkanlandschaft zum Leuchtturm Faro de Orchilla, dann vorbei an Ananas- und Bananenplantagen zum Punta Grande, wo das kleinste Hotel der Welt malerisch auf einer Klippe liegt. Nach ein paar Tagen sind die ungebetenen Gäste verschwunden und wir ziehen zurück ins Wohnmobil. Nun steuern wir noch einmal Teneriffa an, bevor uns die letzte Fähre der Tour mit vielen wunderschönen Erinnerungen im Gepäck zurück ans spanische Festland bringt.
Mehr über die Tour gibt's auf dem Instagram-Kanal vantasticamper.