Bequem chauffiert werden oder selber sportlich fahren. Der neue
Bentley Flying Spur will eine Komfort-Limousine mit
Sportwagen-Qualitäten sein. Kann er dieses Versprechen halten? Wir
haben es ausprobiert.
Als wirksames Mittel der attraktiveren Gestaltung erweist sich
die Verlagerung der Vorderachse um 130 Millimeter nach vorne. Das
verkürzt die Überhänge, streckt die Silhouette und lässt die
Limousine insgesamt satter auf der Straße stehen – bei nahezu
identischer Länge und Höhe.
Auch sonst hat Bentley viel investiert. Vom Vorgänger sei
praktisch nur noch der Name geblieben, heißt es. Modernste Technik
soll dafür sorgen, dass er sowohl komfortbetont als auch sportlich
zu fahren ist.
Noch immer an Bord: Der doppelt aufgeladene
Sechsliter-Zwölfzylinder mit 635 PS und jetzt 900 Nm Drehmoment
(vorher 820 Nm). Das Triebwerk klingt nun präsenter als noch im
Vorgänger, aber immer noch dezent und damit keineswegs
unpassend.
Ganz neu dagegen: Das auf dem Kühlergrill positionierte "Flying
B" übernimmt die Limo von der erst kürzlich und anlässlich des
100-jährigen Markenjubiläums präsentierten Designstudie Bentley EXP
100 GT.
Auf den Vordersitzen sitzt es sich nicht weniger bequem als in
Reihe zwei. Materialqualität und Verarbeitung sind über jeden
Zweifel erhaben. An Details wie der Lenkradbedienung oder den
Warnlichtern in den Seitenspiegeln gibt sich allerdings die
Zugehörigkeit zum VW-Konzern zu erkennen.
Das "Rotating Display" führte Bentley bereits im Continental GT
ein. Auf Knopfdruck dreht sich der 12,3 Zoll große
Infotainment-Bildschirm in den Armaturenträger und tausch so den
Platz mit drei analogen Rundinstrumenten oder einer ebenen
Furnier-Fläche.
Ab hinters Steuer. Der Flying Spur darf jetzt gerne auch als
Fahrmaschine begeistern. Neu ist die Panerama-Plattform, wie schon
beim Continental, im Flying Spur aber mit einer Allradlenkung
versehen, die den Zweieinhalbtonner entschlossener durch Kurven
bringen soll.
Der Allradantrieb mit je nach Fahrmodus variierender
Kraftverteilung und das neue Torque Vectoring mit radselektiver
Momentverteilung schärfen weiter nach. Wankbewegungen werden
elektromechanisch über das 48-Volt-Bordnetz zackig
ausgeglichen.
Die Lenkung gibt den Kurs präzise vor, hinten drängelt das Heck
und meldet sich beim Herausbeschleunigen ganz leicht übersteuernd,
weil der Allradantrieb mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung
im Sport-Modus höchstens 17 Prozent der Kraft nach vorne
schickt.
Wahnsinn, was der Bentley Flying Spur jetzt für eine Bandbreite
aus der Antriebs- und Fahrwerkstechnik zaubert. Komfortabel oder
sportlich – die Limousine beherrscht beides. Wenn auch nicht bis
zur Perfektion