Verrückte Kleine Daihatsus
Auf der Tokio Tuningshow tummeln sich japanische Hersteller und Tuner. Daihatsu hat umgebaute Modelle seiner Kleinstfahrzeuge mitgebracht.
Daihatsu verkauft seit 2013 nicht mehr auf dem deutschen Markt, aber in Asien ist der Kleinstfahrzeug-Spezialist noch aktiv. Der japanische Hersteller fällt immer wieder mit ausgefallenen Ideen auf – sein Image als Freund unkonventioneller Autos beweist er jetzt wieder auf der Tokio Tuningshow. Tanto Cross Field, Tanto Premium, Taft Concept, HiJet Truck Peaks und HiJet Truck DJ heißen die kleinen Sonderlinge, die Daihatsus Studien-Offensive der Tokio Motor Show vom Oktober diesen Jahres fortsetzen. Daihatsus Motto für die Show: Ändere Dein Leben, sei offen für neue Ideen, sei glücklich.
Tanto Cross Field
Der Tanto ist ein Minivan, dessen dritte Generation Daihatsu seit 2016 baut. Für das Serienmodell werben die Japaner mit der guten Zugänglichkeit über die klassischen Vorder- und die hinteren Schiebestüren, einem flexiblem Innenraum und „good design“. Die modifizierte Variante auf der Tuningshow heißt Cross Field und soll eine „aktive Ausrüstung“ mitbringen, auf die sich der Fahrer und seine ganze Famile verlassen können. Aber obwohl sein Name nach hartem Offroader klingt, trägt der Cross Field nicht allzu dick auf. Eine eher flächige Frontschürze geht in einen Unterfahrschutz über, zusätzlich prägen LED-Frontscheinwerfer das Gesicht des Minivans. Die Türen sind durch eine breite Stoßleiste geschützt und auf dem Dach thront ein robust aussehender Träger. Die Standard-Profil-Räder sind schmal und winzig.
Tanto Premium
Mit dem Design des Tanto Premium schaut Daihatsu, wahrscheinlich unfreiwillig, ein bisschen zurück. Solche Vans trafen den Geschmack mancher Amerikaner Ende der 1990er-Jahre. Die Premium-Anmutung soll anscheinend von grobschlächtigen Formen und blauem LED-Bling-Bling an der Front kommen. Zumal der riesige Frontgrill und die ebenfalls zu üppig dimensionierten Lufteinlässe rechts und links davon entweder Fake sind, oder helfen, die Passagiere aus ihren Sitzen zu wehen. Der winzige 0,66-Liter-Motor braucht diese Luftströme nicht.
Taft Concept
Obwohl alle von Daihatsu gezeigten Modelle Studien sind, trägt nur der Taft mit dem Zusatz „Concept“ diesen Begriff in seinem Namen. Optisch ist der Van ein Schrumpf-Hummer-H2, ohne ganz an die erfolglose Optik des Brachialo-Geländewagens heranzukommen. Der japanische Hersteller feiert den Taft Concept als zäh und allmächtig. Der Winzling soll ein verlässlicher Partner im Alltag und in der Freizeit sein. Immerhin bezieht sich die Studie mit dem originalen Taft auf einen Geländewagen, den Daihatsu von 1980 bis 1984 gebaut hat.
Hijet Truck Peaks
Den Kleintransporter Hijet baut Daihatsu seit 1960, die aktuelle Generation läuft bereits seit 2004 vom Band. Ein paar frische Ideen tun dem Mini-Lkw also gut. Das Peaks-Modell hat Daihatsu zusammen mit einem gleichnamigen Magazin entworfen. Der Truck soll geländegängig sein und Platz für jede Menge Ausrüstung bieten. Auffällig sind die bunten Kletter-Griffelemente, die an den Seiten der Studie befestigt sind. Zwischen den Achsen hängt eine mit Gurten verschlossene Kiste für Zusatzausrüstung. Ein schmales Hochkant-Fenster hinter den Türen macht den Innenraum heller und ein LED-Leuchtbalken auf dem Dach sorgt Nachts im Gelände für Duchblick. Unten an der Front ist ein dicklicher Unterfahrschutz zu sehen, der möglicherweise rein optischer Natur ist.
Hijet Truck DJ
Auch wenn es Musikanlagen gibt, die größer sind als ein kompletter Hijet: Daihatsu hat eine DJ-Version des kleinen Lkw aufgelegt. LED-Ringe und Leucht-Streifen an der Front sollen nächtliches Publikum locken, anstelle der Zusatzfenster der Peak-Version gibt es Hochkant-Bildschirme mit Equalizer-Anzeigen. Die Ladefläche trägt einen TFT-Bildschirm – was fast schon ein bisschen historisch wirkt. Schließlich sind große Flachbildschirme in Tuning-Autos ein richtig alter Hut. Außerdem gehören ein paar kleine Lautsprecher zur Nutzlast des Hijet DJ. Sein mit groben Silberpartikeln vermischter Lack passt gut zum Disco-Thema.
Zukunftsausblick auf der regulären Tokio Motor Show
Das Angebot von Daihatsu könnte künftig noch um weitere Modelle wachsen, denn die Japaner haben auf der Toyko Motor Show gleich vier Konzeptstudien gezeigt, die Hinweise auf Daihatsus Zukunft geben.
Crossover- und Microvan-Studien in Tokio
Besonders bunt treibt es der Waku Waku, ein Crossover der Kei-Car-Klasse. Die Karosserie ist hellblau lackiert und geht eine Symbiose mit schwarzen Planken, silbernen Stoßfängern und orangefarbenen Applikationen ein. Orange spielt die Hauptrolle im hochgradig variablen Innenraum, der in den hinteren Türen auf Fenster verzichtet. Dafür gibt es massig Stauraum; auch unter dem Dach, wo unter einer Klappe flache Gegenstände untergebracht werden können. Vorne gibt es dagegen ein Panorama-Glasdach, während die Hecktür seitlich angeschlagen ist und die untere Heckklappe als Sitzgelegenheit benutzt werden kann.
Der Daihatsu Wai Wai Concept erinnert optisch ein wenig an den Fiat 600 Multipla aus den Fünfzigerjahren. Wie dieser bietet er Platz für sechs Personen, allerdings verteilt auf drei Sitzreihen. Während die vorderen Türen nach vorne öffnen, schieben sich die hinteren Pforten dank eines im Fahrzeugboden untergebrachten Scharniers über die hinteren Räder, um den Fondpassagieren einen bequemen Einstieg zu gewährleisten. Auch das doppelte Faltdach lässt sich als Reminiszenz an frühere Fahrzeuggenerationen verstehen, genau wie das Zweifarb-Design und die nach Kindchenschema gestaltenen Rundleuchten.
Autonomer Bus und flexibles kommunales Nutzfahrzeug
Auch Daihatsu hat erkannt, dass in Zukunft immer mehr autonom fahrende Sammeltaxis gefragt sind, die ein möglichst breites Einsatzspektrum abdecken. Diese Rolle spielt die Studie Ico Ico, ein quaderförmiger kleiner Bus mit weit in die Ecke gerückten Rädern und maximal flexiblem Innenraum. Hier sitzen die Passagiere entweder hintereinander oder sich gegenüber. Auch Rollstuhlfahrer finden genug Platz im Ico Ico, der eine einschiebbare Rampe mit sich führt. An Bord ist außerdem ein Roboter, der sich um die Bedürfnisse der Insassen kümmert, sowie ein Widescreen-Bildschirm. Auch mit der Außenwelt kommuniziert die Konzeptstudie über Displays.
Mit dem Tsumu Tsumu wendet sich Daihatsu an Kommunalbetriebe. Die Ladefläche des Kei Car-Nutzfahrzeuges ist vielseitig verwendbar und kann komplett vom Fahrgestell abgelöst werden; im Fall der Studie wird dort eine Drohne transportiert. Interessant ist das Türkonzept: Links gibt es zweiflügelige Pforten, wobei im hinteren Teil innen Flaschen verstaut werden können. Rechts gibt es eine Mischung aus Selbstmörder- und Falttür. Der Beifahrersitz lässt sich zusammenklappen und als Ablagefläche nutzen. Der Fahrer bedient ein Multifunktionslenkrad mit Tasten auf der rechten sowie Drehknopf auf der linken Seite und blickt vor sich auf digitale Instrumente. Wobei alle vier Studien über Displays in beachtlicher Anzahl und üppiger Größe verfügen.