Neuer Citroen C3 (2016) im Fahrbericht
Aus ist es mit dem eher schüchternen C3. Im Januar kommt der Neue – und der sieht nicht nur provozierend frech aus, er fährt auch noch sehr anständig. Und er filmt seinen Unfall selbst – siehe Punkt 7. Wir haben den französischen Kleinwagen ausgiebig Probe gefahren – ohne Unfall.
1. Aufgefallen ist natürlich – da nicht zu übersehen: das Design. Der neue vier Meter lange C3 ist im Grunde ein knackiger geformter C4 Cactus. Inklusive den charakterstarken Airbumps, Zweifarblackierung, gesplitteten Scheinwerfern und einer markanten Form. Schauen Sie ihn sich in der Fotoshow doch an! Macht sicher mehr her mehr, als jeder andere Kleinwagen. Ein mutiger Schritt, denn der bislang zahm wirkende C3 zählt auch in Deutschland zu den beliebtesten Citroën. In Europa ist sogar jeder fünfte ein C3. Interessant wird also sein, inwieweit C3-Anhänger sich nun verschreckt wegdrehen und im Gegenzug aber viele neue, möglichst junge Kunden beim Händler anklopfen.
2. Klappt man die Türen auf, fällt der Blick – nach einem Scan des unprätentiösen Cockpits – auf die gemütlichen Sitze, deren „ sofa effect“ Citroën wortwörtlich so lobt. Seitenhalt? Nicht so wichtig. Den Franzosen geht es vielmehr um Gemütlichkeit. Und in der Tat: Die Sitze sind breit geschnitten, weich (aber nicht zu weich) – da fühlt man sich schnell wohl. Auch das Platzangebot vorne geht in Ordnung. Den Insassen hinten könnte die nach hinten abfallende Dachlinie zu schaffen machen. An Beinfreiheit mangelt es aber nicht.
3. Womit wir schon beim Komfort sind. Und hier beschreitet Citroën, sicher auch um sich von der Marke DS zu unterscheiden, einen guten Weg. Agiles Fahrverhalten steht künftig noch weniger im Vordergrund. Vielmehr will sich der Konzern wieder mehr als Referenzmarke für Komfort ins Gespräch bringen. Die Anlagen, das können wir nach Touren im Hinterland Barcelonas bestätigen, sind durchaus da. Ohne dramatisch durch Kurven zu wanken, fängt der C3 Straßenschäden gekonnt ein, holpert und rumpelt nicht und neigt trotzdem nicht zum Nachwippen. Es kann sich eben lohnen, wenn sich jemand konsequent einem Thema widmet. Da passt es gut, dass die hauseigenen Ingenieure bereits an adaptiven Stoßdämpfern arbeiten, die sich mittels selbstständig angepasster Ölflussmengen ans Fahrverhalten anpassen und den Komfort nochmals steigern sollen. Nicht die Agilität. Prototypen sind wohl schon unterwegs. Eventuell könnten wir 2017 nach einer Fahrt im gelifteten C4 Cactus über das neue Konzept mehr schreiben. Na, mal sehen.
4. Dem Fahrkomfort ebenfalls zuträglich, ist die Kombination aus dem 110 PS starken Turbobenziner und Wandlerautomatik (verfügbar ab März 2017). Denn im Gegensatz zu den günstigeren, aber nervigen automatisieren Schaltgetrieben, arbeitet die Sechsgang-Automatik sehr beflissen, ruckarm und findet meist den richtigen Gang. Da zudem ab 1.750 Touren 254 Newtonmeter Drehmoment anstehen, geht der rund 1,2 Tonnen schwere Viertürer recht zügig und dennoch leise voran. Seinen kernigeren Charakter offenbart der 1,2 Liter kleine Dreizylinder erst bei höheren Drehzahlen. Citroën zielt hier nach eigenem Bekunden auf ältere Herrschaften.
5. Weniger mächtig, aber ähnlich wohlerzogen, geht die 82 PS starke Variante (PureTech 82) zu Werke, die an ein Fünfgang-Getriebe gekoppelt ist. Die weiteren Motoren sind wohlbekannt: ein Dreizylinder-Benziner mit 68 PS ist noch zu haben sowie zwei Selbstzünder mit vier Zylindern, 1,6 Liter Hubraum und 75 oder 99 PS. Zu fahren gab es sie auf dem ersten Fahrtermin indes noch nicht. Sie arbeiten aber kultiviert und bewiesen sich im Test immer als sparsam.
6. Noch ein Satz zum Ladevolumen des Franzosen: 300 Liter nimmt er mit. Exakt soviel wie sein Vorgänger und zugleich gut nutzbar. Ein Künstler in Sachen Ladenboden, Fächern und so weiter, ist der C3 aber weiterhin nicht. Ein einfacher Teppich muss reichen.
7. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die neue Kamera in der Windschutzscheibe (ConnectedCAM) für vergleichsweise schmale 300 Euro extra.. Platziert unter dem Innenspiegel kann sie auf Knopfdruck Full-HD-Filme oder Fotos aufnehmen, mit GPS-Koordinaten verknüpfen und in einem 16 GB großen Speicher lagern. Wer sein Handy via neu entwickelter App und W-Lan mit der Kamera verknüpft, kann die sich die sodann direkt aufs Handy beamen und natürlich: in seinen Netzwerken verteilen. Damit nicht genug: Im Falle eines Aufpralls filmt die Kamera automatisch mit. 30 Sekunden vorher und eine Minute hintendran. Sicher bedeutsamer als Facebook-Posts aus dem Auto, juristisch hierzulade allerdings noch immer in der Diskussion.
8. Im Cockpit selbst finden sich ansonsten wenige Überraschungen. Es gibt sich dank waagrechter Elemente angenehm nüchtern und solide verarbeitet. Nett: In den Türen finden sich die aus dem C4 Cactus bekannten Griffe im Lederkoffer-Style und Teile des Dashboards sind mit Stoffen überspannt. Als Infotainment- und Bediensystem dient das bekannte Connect Nav mit 7-Zoll-Touchscreen über den sich auch Klimaanlage und Fahrzeugeinstellungen verwalten lassen (müssen). Gut: Vernetzt mit TomTom informiert es über Verkehr und Wetter in Echtzeit. Smartphones lassen sich via CarPlay und Android-Auto standesgemäß verbinden.
9. Natürlich ist auch beim C3 nicht alles umsonst. Sprich: das Basismodell (PureTech 68 Live), das mit einem Preis von 11.990 Euro in der noch nicht finalen Liste steht, fährt längst nicht so markant vor wie der Testwagen. Keine Airbumps, keine Designpakete, keine grauen Radkastenverbreiterungen und Schweller. Dafür gilt es schon 1.700 Euro mehr in die Ausstattungslinie Feel zu investieren. Die Gummipuffer gibt’s dann beispielsweise für 200 Euro und ein anders eingefärbtes Dach (schwarz, weiß, rot) für passable 300 Euro.
10. Dennoch ist der Franzose günstig eingepreist. Zum Vergleich: ein klassischer VW Polo, ebenfalls rund vier Meter lang, mit 60 PS kostet 12.600 Euro, wobei VW für Fondtüren nochmals 800 Euro mehr abkassiert. Der hausinterne Konkurrent, der Peugeot 208 startet zu Preisen ab 13.550 Euro.