Kia hat 2018 die dritte Generation des Ceed gebracht. Wir testen nun den Kombi und vergleichen ihn gleich mit dem Primus in der Kompaktkombi-Klasse, dem Skoda Octavia. Wer macht das Rennen?
Beide Kombis kommen mit der Abgaseinstufung Euro-6d-Temp daher. Der Benzinmotor des Kia Ceed SW 1.4 T-GDI kommt auf 140 PS und 242 Nm. Der etwas größere Benziner im Octavia 1.5 TSI ACT bringt 150 PS und 250 Nm.
Bei dem Grundpreis muss sich der Octavia schon einmal geschlagen geben. Der Ceed Sportswagon kostet 34.290 Euro und ist ausstattungsbereinigt rund 4.000 Euro billiger als der Skoda.
Dazu muss man aber sagen, dass Skoda für den Octavia, trotz seiner annähernden Golf-Qualität, faire Preise aufruft. Sowieso gilt: dem Skoda Octavia Bewertungspunkte zu klauen ist sehr schwer!
Man hört weniger Fahrwerksgeräusche und die Motorengeräusche sind gedämpfter. Auch beim Federungskomfort ist der Octavia im Vorteil, da seine Adaptivdämpfer (920 €, für Kia nicht erhältlich) eine spürbare Spreizung in den unterschiedlichen Modi erreichen.
Auch beim Gewicht kann er punkten: Vollgetankt (beide fassen 50 Liter) wiegt der Octavia 1.354 Kilogramm, der Sportswagon dagegen wiegt 1.446 Kilogramm.
Subjektiv sind die Performance Unterschiede der Vierzylinder meist weniger präsent, als die Messwerte suggerieren - erst bei Volllast werden sie deutlicher.
Beim hier verbauten Infotainmentsystem Columbus mit dem hochaufgelösten 9,2-Zoll Bildschirm entfallen leider die physischen Direktwahltasten sowie Drehknöpfe unter dem Bildschirm.
Thema spürbare Spreizung durch Adaptivdämpfer: Auf Comfort bügelt der Tscheche Unebenheiten geschmeidig weg, was bei kurvigen oder lädierten Landstraßen nicht immer angenehm ist, weil die soften Federvorgänge den Aufbau in Bewegung bringen. Im Normal-Modus ist das Fahrwerk zwar straffer, hält dafür aber auch die Karosserie in Kurven oder über Unebenheiten entschieden ruhiger; Sport reduziert den Komfort etwas im Tausch gegen eine spürbar verringerte Wankneigung.
Als Fondpassagier bevorzugt man wahrscheinlich den Octavia-Fond, der einfach eine größere Beinfreiheit als der Ceed besitzt. 745 gegen 690 Millimeter Normsitzraum.
Beim Octavia lässt sich die Heckklappe für 350 Euro Aufpreis elektrisch öffnen, der Gepäckraum besitzt aber kein Schienensystem wie beim Kia Sportswagon.
Jedoch wankt der Ceed auf zügigen Landstraßenetappen stärker und reicht insgesamt nicht ganz an die Präzision des Octavia heran - auch weil dessen Lenkung eine Idee gesprächiger ist.
Beim Bremsen ist der Koreaner richtig gut und steht aus 100 km/h nach 33,8 Metern, was selbst für Fahrzeuge mit ernsthaft sportlichem Anspruch längst keine Selbstverständlichkeit ist.
Bei beiden Kombis ist erfreulich, dass sie nicht an lähmender Turboverzögerung aus niedrigen Drehzahlen leiden. Einen Extrapunkt erarbeitet sich der Skoda mit einer situationsbedingten etwas ausgefeilteren Getriebeabstimmung.
Den größten Anteil am niedrigeren Testverbrauch des Octavia werden wohl die Zylinderaktivierung und das geringere Leergewicht haben. Im Schnitt braucht der Kia einen halben Liter auf 100 Kilometern mehr als der Skoda.
...die Ziernähte auf dem Kunststoffarmaturenbrett des Kia auffallen, die nun wirklich nicht jeden Geschmack treffen - es gibt aber auch schlimmere Design-Fauxpas.
Das Bedienkonzept im Ceed überzeugt mit Übersichtlichkeit und einem hoch montierten Acht-Zoll-Touchscreen, der zusätzlich über physische Direktwahltasten sowie Drehknöpfe bedienbar ist.
Mit dem Bordcomputer beendet Kia so manches Rätselraten bei der Benutzung des Lichtschalters oder des Scheibenwischerhebels, indem er deren aktuelle Einstellung einblendet.
Unser Testwagen kommt in der Platinum Edition, welche Sitze im Leder-Kunstleder-Mix beinhaltet. Man sitzt zwar etwas hoch, dafür haben die Sitze aber eine Belüftungsfunktion, sowie eine elektrische Verstellung auf der Fahrerseite inklusive zweier Speicherplätze.
Dazu sind die Sitze weich angenehm weich gepolster. Mit in dem Paket sind zum Beispiel auch LED-Scheinwerfer, Radartempomat, JBL-Soundsystem, Rückfahrkamera, Parkpiepser rundum, Totwinkelassistent und ein Spuhalteassistent.
Obwohl es im Skoda-Fond mehr Platz gibt, haben beide Kontrahenten gleichermaßen bequeme Rücksitze mit ergonomisch sinnvoll angewinkelten Lehnen. Auch Luftausströmer und Mittelarmlehnen mit Getränkehaltern gibt es hier wie dort.
Und mit doppeltem Boden, Schienensystem, Rücksitzlehnen-Fernentriegelung, 12-V-Anschluss und Gepäcktrennnetz ist der Kofferraum mindestens so variabel wie der des Octavia.
Bei wenigen Bewertungskriterien ist der Kia Ceed Sportswagon besser als der Skoda Octavia Combi. Bei vielen kommt er dem Tschechen sehr nah, aber nicht ganz auf den hohen Standard des Octavia Combi.
Der erfahrene Tscheche hat eben kaum Schwächen, ist das komplettere Auto und gewinnt unseren Vergleich. Trotzdem hat der Kia Ceed auch seine Stärken und zudem sieben Jahre Garantie.