Im Vergleich: Der Mercedes B 200d in der Ausstattungsvariante Progressive und der BMW 218d Active Tourer Advantage. Wie schlägt sich die neue B-Klasse-Generation gegen den Konkurrenten aus München?
Eine gute Übersicht über die Straße hat man sowohl im BMW als auch im Mercedes. Durch die gegabelte A-Säule im BMW hat der Fahrer hier aber ein zusätzliches Sichtfenster.
Der Mercedes B 200 d geht als Sieger aus dem Vergleichstest. Seine Variabilität soll im Sommer aber noch gesteigert werden. Er schmeichelt bereits mit Comfort und hoher Sicherheit.
Trotz des technischen Unterzugs einer A-Klasse, präsentiert sich die B-Klasse als eigenständiger Mercedes. Wobei man ihn als eigentlichen Erben des 123er T-Modells betracheten sollte. Windschnittig und kompfortabel huscht er über die Bahn.
Im neuen Antrieb der B-Klasse kooperiert der für den Quereinbau modifizierte Zweiliter-Diesel der Baureihe OM 654q mit einem neu entwickelten Doppelkupplungsgetriebe – nicht wie bei den schwächeren Benzinern eines mit sieben, sondern mit acht Gängen.
Durch eine optimierte Steuerung sollen die Getriebe schneller und passgenauer Schalten. Seine Adaptivdämpfer sprechen fein auf Unebenheiten an, stecken herbe Stöße behutsam weg und bewahren auch noch im gestrafften Sport-Modus umgänglichen Komfort.
Seine Lenkung überzeugt durch nicht aufreizende Spontanität, aber homogene und beschwingte, mit dezenter Rückmeldung und fein austarierter Präzision. Zwar wankt er in Biegungen mehr als der BMW, bleibt jedoch länger neutral, fährt noch sicherer und bremst vehementer.
Über die zwei fitzeligen, berührsensiblen Tasten auf dem Lenkrad lässt sich das Instrumenten-Display konfigurieren, aber auch Menüs auf dem Touch-Monitor steuern. Hier zeigt sich ein großer Nachteil des Mercedes gegebüber dem BMW: Die Bedienung.
Das Touchpad zwischen den Sitzen zur Steuerung des Infotainments ist zu sensibel in der Ansprache. Auch das sogenannte MBUX System hat eine unüberschaubare Funktionenfülle mit tiefgründigen Menüs.
Überzeugen kann das System mit der eingespiegelten Ansicht und zugeblendeter Richtungsanweisung im Navigationssystem. Bei Sonneneinstrahlung sieht man jedoch kaum etwas, da den Bildschirmen eine Hutze fehlt.
Selbst die Farbe der Instrumentenbeleuchtung oder die Deaktivierung des Projektions-Head-up-Displays, kann man bestens mit der verständnisvollen Sprachbedienung bereden, die auf Tastendruck oder Sprachbefehl &bdquoHallo Mercedes“ reagiert.
Im Fond hat die B-Klasse 2,5 Zentimeter weniger Beinfreiheit als im BMW, aber die bequemere Bank mit praktischem Isofix. In Zukunft soll die Rückbank um 14 Zentimeter verschoben werden können.
Die Alltagstauglichkeit zeigt sich im gut nutzbaren Kofferraum, dessen 445 bis 1.530 Liter Volumen sich nun noch cleverer variieren lassen als nur mittels der dreiteilig klappbaren Rücksitzlehne. Dazu kommt eine umklappbare Beifahrersitzlehne. Weihnachtsbäume und Schranktüren bereiten zukünftig keine Probleme mehr.
Der BMW 218d Active Tourer ist wie immer agiler als der Mercedes. Dabei vernachlässigt er aber den Komfort und kann mit seinen Assistenzsystemen nicht mit dem Mercedes mithalten.
Trotz der hohen Alltagsgeschicklichkeit bleibt der Active Tourer sportlich: Seine Lenkung reagiert mit spitzer, ansatzloser Präzision, verlangt höhere Haltekräfte und meldet unverhohlen zurück.
Auch die straffe Federung wirkt im BMW stimmig, wobei der Komfort nicht erst in Sport-Stufe der Verstelldämpfer ins Kernige tendiert. Auf langen Reisen jedoch stört das harsche, auf Agilität getrimmte Set-up, die Lenkung wirkt hibbelig, der Geradeauslauf unstet. Subjektiv werden die Windgeräusche lauter, trotz fast gleicher gemessener Werte.
Auch der Motor ist präsenter. Der Euro 6d-Temp reine Zweiliter-Turbo legt beherzter los und dreht engagierter. Das zeigt sich auch im Verbrauch. Mit 6,8 Litern pro 100 Kilometern liegt er 10 Prozent über dem Verbrauch des Mercedes.
Im Active Tourer sitzt der Fahrer auf einer Höhe von 570 Millimetern. Noch 10 Millimeter höher als in der B-Klasse. Der Einstieg ist auch hier leicht und komfortabel.
Im BMW streichen noch richtige Zeiger über die Skalen von Tacho und Drehzahlmesser. Auch das Head-up Display lichtet seine Informationen nur auf einer kleinen ausfahrbaren Plexiglasscheibe ab.
Über einen ganz normalen Schalter können die Assistenzsysteme angesteuert werden. Das sorgt für eine bestens organisierte Bedienung. Das iDrive ist verschachtelter als früher, aber in der Struktur findet man sich leichter zurecht.
Eine um 13 Zentimeter verstellbare Rückbank gibt es beim Active Tourer schon lange. Dafür ist diese nicht so bequem und intensiv ausgeformt wie im Mercedes.
Das Kofferraumvolumen von BMW und Mercedes ist in etwa gleich groß. Einen Vorteil gegenüber dem Mercedes hat der BMW hier nur beim Vergleich der Variabilität.
Der Vergleich der Fahrleistungen der beiden zeigt: Der Mercedes liegt sowohl mit seinen Beschleunigungswerten (von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in 8,4 Sekunden gegen 9,1 Sekunden beim BMW) als auch im Verbrauch vorne. Zudem bietet er zusätzliche Assistenzsysteme wie zum Beispiel eine aktive Spurführung.
Mit 464 von 650 möglichen Gesamtpunkten gewinnt der Mercedes den Vergleich. Doch der BMW liegt mit 439 Punkten nicht weit entfernt. Was der Mercedes an Komfort mehr bietet, holt der BMW bei der Variabilität wieder raus.