Bisher zeichneten sich die Elfer mit GTS-Logo mehr durch ihre schicke Optik als durch einen echten Performance-Gewinn aus. Nur schön oder auch schneller? Der aktuelle Porsche 911 Carrera GTS im Supertest.
Porsche beziffert in den Presseunterlagen zum 911 Carrera GTS die Nordschleifen-Zeit mit der Sportbereifung vom Typ Pirelli P Zero Corsa N0 mit 7.22 Minuten. Dass man sich nach wenigen Runden Eingewöhnung dieser Rundenzeit bereits nähern kann, spricht für die Fahrbarkeit des 911 Carrera GTS.
Dank des weitgehend neutralen Fahrverhaltens ist der GTS vom ersten Meter an auf der Nordschleife sehr einfach beherrschbar. Das Gripniveau und die Traktion sind ausgesprochen gut.
Zu der einfachen Fahrbarkeit im Grenzbereich liefert natürlich auch das Doppelkupplungsgetriebe PDK seinen Beitrag. Im Sport-Plus-Modus passt das Getriebe seine Schaltzeiten und seine Schaltstrategie perfekt auf die Fahrt im Grenzbereich an.
Wer so eine schnelle Rundenzeit schafft, muss auch ein Könner auf der Bremse sein. Mit einem phänomenalen Bremswert von 30,6 Metern aus 100 km/h auf 0 kürt sich der 911 Carrera GTS zum besten Bremser der Supertest-Historie.
Die optionalen Schalensitze punkten mit gutem Seitenhalt, die Sitzposition könnte mit Helm aber gern noch etwas tiefer sein. Ohne Sitzkissen passte alles dann perfekt.
Im Vergleich mit dem 911 Carrera S hat der GTS minimal schlechtere aerodynamische Beiwerte. Während der Carrera S vorne 8 Kilo Auftrieb bei 200 km/h zu verzeichnen hat, kommt der GTS auf 12 Kilo.
Keramik-Bremsscheiben: vorn 410 mm, hinten 390 mm. Vorne packen 6-Kolbensättel zu, hinten sind es 4 Kolben. Von 200 km/h auf 0 verzögert der GTS mit Corsa-Reifen 5,6 Meter kürzer als der Carrera S mit Serienbereifung.
1.08,0 Minuten: So schnell wie der Porsche 911 Carrera GTS mit Pirelli P Zero Corsa N0 hat bisher noch kein Serien-Elfer den Kleinen Kurs von Hockenheim umrundet.
Dabei glänzt der GTS insgesamt mit einem hohen mechanischen Gripniveau. Der erste Einlenkimpuls verläuft nochmals zackiger und präziser als im Carrera S mit der Serienbereifung Pirelli P Zero N1. Auf Lastwechsel reagiert der GTS genau im richtigen Maß, ...
... um das Einlenkverhalten produktiv in einen Querdynamikvorteil umzusetzen. Unter Last punktet der GTS mit hervorragender Traktion. Das ABS wurde sehr gut auf die Corsa-Bereifung abgestimmt und ermöglicht späte Bremspunkte sowie problemloses "in-die-Kurve-Reinbremsen".
Anders als beispielsweise die extremen Cup-Reifen der Corvette Z06 und des Mercedes-AMG GT R (Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 ZP) bauen die Pirelli-Corsa-Reifen nicht schon nach einer schnellen Runde leicht ab, sondern halten ihren Peak über mehrere Runden. Problemlos und standfest: die PCCB-Keramikbremsanlage.
Wie beim Carrera S stehen mit &bdquoNormal“, &bdquoSport“, &bdquoSport Plus“ und &bdquoIndividual“ vier unterschiedliche Modi zur Wahl. Egal ob Kleiner Kurs Hockenheim oder Nordschleife, für die Rennstrecke eignet sich am besten der Sport-Plus-Modus, der die PASM-Dämpfer, die aktiven Motorlager und die PDK-Schaltstrategie so sportlich wie möglich auslegt.
Der Testwagen ist mit fahrdynamisch hilfreichen Optionen wie dem PDCC-Wankassistenten, dem PASM-Sportfahrwerk mit 20 mm Tieferlegung und der Hinterachslenkung ausgestattet.
Daumen hoch bei "Müller prüft": Auf dem Leistungsprüfstand der Kfz-Sachverständigen von "Müller prüft" wurde dem Biturbo eine Leistung von 454 PS attestiert.
Mit dem kostenlosen Extra "Entfall Hintersitzanlage" hätte das Gewicht um weitere 7,6 kg gedrückt werden können. Auch der Biturbo- GTS trägt serienmäßig die Sportabgasanlage. Damit der Boxer-Rock noch ein kleines bisschen ungefilterter ans Ohr dringt, verringerte die Entwicklungsmannschaft außerdem die Dämmung des GTS.
O-Ton Porsche: &bdquoDie Dämmung wurde als Gewichts- und Emotionalisierungsmaßnahme im Bereich Radhaus, Sitzmulde, Verdeckablage, B-Säule, Heckabschlussblech, Fondseitenverkleidung hinten und im Bereich Top-Tether reduziert.“ Gewichtseinsparung: 1,1 Kilogramm.
Ganz ehrlich, eigentlich hatte ich den GTS gar nicht auf meiner Supertestjahresliste eingeplant. 911 GTS, das war für mich bisher immer ein, zugegebenermaßen schicker, Elfer, der aber aus Performance-Sicht nichts wirklich besser konnte als der &bdquonormale“ Carrera S. Der GTS war bisher nur eine clevere Abverkaufsstrategie, um den 911-Absatz weiter anzukurbeln.
Bei den Saugmotormodellen blieb sowohl der Längsdynamik- als auch der Querdynamikgewinn des GTS in äußerst überschaubarem Rahmen. Beim 991.2 Carrera GTS ist dies endlich anders. Neben dem kräftig anschiebenden Biturbomotor ...
Leistungsmessung: Mit der Leistungsmessung auf dem Rollenprüfstand ist die Werksangabe von 450 PS bestätigt. Das Drehmoment bewegt sich konstant um 560 Nm mit einem Peak von 569 Nm bei 2.900/min. Ab 5.100/min fällt die Drehmomentkurve sanft bis zum Begrenzer ab, was ein Maximalleistungsplateau zwischen 5.800/min und 6.600/min ergibt.