Porsche 911 R: Diese Wort-Zahlen-Buchstabenkombination schmeckt.
Weil Porsche einen Vierliter-Saugmotor mit einem
Sechsganghandschalter in einem puristischen Sportwagen
verheiratet.
Selten hat eine Rundenzeit so wenig interessiert. Wenn wir aus
Hockenheim flüchten und an die Nordschleife keine Gedanken
verschwenden, muss etwas anders sein als sonst. Ein Wort, drei
Zahlen, ein Buchstabe: Porsche 911 R.
Blätter, blätter, blätter – gelb-blau, 1.012 Seiten stark, 2,455
Kilo –, im Porsche 911 R kommt die prähistorische Form aller
Navigationssysteme zum Einsatz: „Der große Falk Atlas, Jahrgang
2001/2002“.
Mit vollem 64-Liter-Tank ist unser R-Testwagen mit lediglich
1.381 Kilogramm genau 80 Kilo leichter als der Porsche 911 GT3 RS,
der mit Clubsportpaket samt Überrollbügel zum Supertest 8/2015
antrat. Im Folgenden zeigen wir Ihnen den 911 R im Fahrbericht.
Jetzt steht er tatsächlich vor dir, weiß, mit roten Streifen,
Vollschalensitzen, Lithium-Ionen-Batterie, mit Einmassenschwungrad
und Komfortkram - was aber alles ziemlich egal ist, wenn du den
Vierliter-Saugmotor im Heck anwirfst.
Heiser, rasselnd, etwas unruhig grollt das aus dem GT3 RS
entliehene Aggregat im Leerlauf, sie hatten ihn ja eh‘ gerade
herumliegen, bei der Motorsportabteilung im beschaulichen Flacht
nahe Leonberg nahe Stuttgart.
Ein bisschen Temperatur könnte es aber noch brauchen, also
klackt die rechte schon bei 4.000/min den nächsten Gang rein, mit
angemessenem Kraftaufwand, schließlich hängst du im R einen Boxsack
auf und machst keine Qi-Gong-Übungen.
Dazu kommt neben dem Motorklang und den Abrollgeräuschen der
Cup-Reifen (so viel zum Thema "Straßen-Elfer") noch das leichte
Rasseln des Getriebes, herrlich ungefiltert.
Jetzt, endlich, ein trockener Abschnitt, genügend Temperatur,
Vollgas, 3.000, 4.000, kurz danach wütet das Sechszylinder-Aggregat
noch aggressiver, 6.000, jetzt fängt es an zu schreien, 7.000,
höher, 8.000, beinahe kippt die Stimme, klack, Gangwechsel, von
vorn.