VW Tiguan Biturbo TDI R-Line Fahrbericht
Mit 240 PS aus dem überarbeiteten Biturbo-Motor geigt der Tiguan groß auf. Veredelt wird er mit dem neuen R-Line-Outfit. Erste Ausfahrt.
Allen Unkenrufen zum Trotz bleibt der VW Tiguan auch in der zweiten Generation der Maßstab im Segment. Zumindest was die Verkaufszahlen angeht, denn trotz Modellwechsel und der damit verbundenen Lieferverzögerungen zieht er in der SUV-Zulassungsstatistik ganz oben einsam seine Kreise.
Um den trotz neuem Schick und gehörig nachgeschärfter Optik nach wie vor präsenten Pragmatismus etwas aufzulockern, kommt nun ein neues Topmodell und zeitgleich die R-Line-Ausstattung mit ins Angebot.
VW Tiguan Biturbo TDI
240 Diesel-PS aus zwei Liter Hubraum, das funktioniert nicht einfach nur mit einem „aufgedrehten“ Turbolader. Die Umbauarbeiten am Vierzylinder gegenüber den zivileren Varianten sind umfangreich. Kurbelgehäuse und -welle, Pleuel und Kolben sind auf die enorme Belastung angepasst, außerdem kommt ein Hochleistungszylinderkopf zum Einsatz. Eine weitere Neuerung liegt am Motorenausgang. VW setzt hier auf ein sogenanntes Fliehkraftpendel, das dem Getriebe vorgeschaltet ist (siehe Bildergalerie). Es gleicht die Schwingungen des Motors aus und erlaubt niedrigere Drehzahlen ohne lästige Vibrationen und Gebrumme. Ein niedrigeres Drehzahlniveau wirkt sich positiv auf den Verbrauch aus.
Den neuen BiTDI im Tiguan, der bereits aus dem Passat bekannt ist, gibt es konsequenterweise nur mit voller Hütte. Das bedeutet Allrad, Siebengang-DSG-Automatik, Highline-Ausstattung. Beim Testwagen gab es noch ein Schäufelchen drauf, er trat in der ebenfalls neu verfügbaren R-Line-Variante an. Die bringt zusätzlich beispielsweise eine abgeänderte Frontschürze, einen speziellen Heckspoiler, Radhausverbreiterungen für die mindestens 19 Zoll großen Räder. Das Aufbrezel-Programm für den Innenraum umfasst ein Sport-Lederlenkrad, gebürstetes Edelstahl für die Pedalerie und Komfortsitze im R-Design.
Schnell einrichten, schnell weg. Der Tiguan macht beim Einsteigen klar, warum sich sehr viele Käufer für ihn entscheiden. Er passt eben, verwirrt nicht, fasst sich gut an. Letzteres gilt besonders für das griffige Sportlenkrad, das Dynamik-Erwartungen weckt. Nicht zu unrecht, denn der Biturbo-TDI legt sich sofort mächtig ins Zeug.
Seriöse Werksangaben
Das Thema Abgas darf bei einem VW-Diesel aktuell nicht unerwähnt bleiben. Man kann davon ausgehen, dass sie in Wolfsburg ihre Lektion gelernt haben. Dafür spricht neben der konsequenten Säuberungstechnik mit SCR-Kat und Harnstoffeinspritzung auch die realistisch klingende Verbrauchsangabe für den Adblue-Zusatz. Der zwölf Liter fassende Tank soll im optimalen Fall 6.700 Kilometer ausreichen und kann über einen separaten Stutzen hinter dem Tankdeckel selbst aufgefüllt werden.
Ebenfalls offenbar erfreulich realistisch fällt die Verbrauchsangabe für den Tiguan Biturbo-TDI aus. 6,4 Liter Normverbrauch weist das vorläufige Datenblatt aus, 6,3 meldet der Bordcomputer nach der ersten, verhalten gefahrenen Teilstrecke. Das wäre damit geklärt und der neue Kraftdiesel darf losrennen. Mit beachtlicher Vehemenz stürmt der Tiguan Biturbo-TDI aus dem Startblock, das DSG schaltet im Stakkato durch, die Gänge flippen ohne Zugkraftunterbrechung hintereinander her. Der versprochene Nullhundert-Wert von 6,5 Sekunden: glaubhaft. Dabei ist der Diesel in einem sehr weiten Drehzahlbereich auf Zack. Was aber nichts daran ändert, dass der größte Spaß im Alltag das ansatzlose Vernaschen von Bummlern und Lkw auf der Landstraße darstellt. Der Biturbo drückt schon gut.
VW Tiguan Biturbo rennt 230
Autobahn, freie Fahrt und freie Bahn, das gibt es tatsächlich noch in diesem Land. Schön für den Tiguan Biturbo, der jetzt seine Stürmerqualitäten unter Beweis stellen soll. Die linke Spur ist seine, mit breiter Brust nimmt er Fahrt auf. Das geht bis zur 180er Marke überaus zügig, danach dann eher abflauend. 228 km/h beträgt die Werksangabe zur Höchstgeschwindigkeit, bei Tacho 230 dreht der Zweilitermotor angenehm unaufgeregte 3.750 Touren.