Auf dem Opel-Werksgelände in Rüsselsheim steht diese recht
unscheinbare Halle. Doch ein alter, Leucht-Schriftzug aus der Zeit,
als es noch den Ausbildungsberuf des Leuchtreklame-Herstellers gab,
erregt Aufmerksamkeit.
Denn was mit "Opel-Werkstatt" betitelt wurde, ist eine Zeitreise
durch mehr als 150 Jahre der Marke - von den Nähmaschinen über
Fahrräder und Motorräder bis zu Automobilen.
Das berühmte Gelb-Schwarz dominierte in den 70er- und
80er-Jahren das Rallye-Geschehen. Ob Opel wegen diesre Farben
Sponsor bei Borussia Dortmund wurde?
1899 beginnt Opel mit der Automobilproduktion - mit der
Übernahme der Dessauer Motorwagenfabrik von Friedrich Lutzmann. Der
"Opel Patentwagen System Lutzmann" wurde bis 1901 in 65 Exemplaren
gebaut.
Schon zu Beginn gehörte der Motorsport zur DNA der Marke Opel.
1913 entstand der Opel Grand Prix Rennwagen (links) für den Großen
Preis von Frankreich. Sein 4,5-Liter-Vierzylinder mit 110 PS
beschleunigt den 1.000-kg-Wagen auf bis zu 170 km/h. Der
12,3-Liter_Rennwagen von 1914 (rechts) kommt auf 260 PS.
Rattenscharfe Rüsselsheimer Raketen: In der Opel Werkstatt steht
ein Nachbau des RAK 2. Mit dem Original Raketenwagen - angetrieben
von 24 Feststoffraketen Kaliber 80 - erreichte Fritz von Opel im
Jahr 1928 eine Geschwindigkeit von 238 km/h.
"Nur fliegen ist schöner" - der Werbeslogan brannte sich ebenso
ein, wie das Coke-Bottle-Design des Opel GT. In der Opel-Werkstatt
sind die Studie, ein 1:1-Modell und einer der ersten Serien-GT zu
sehen.
Das Modell besteht aus "Clay", einer Knetmasse auf Wachsbasis,
und wurde 2015 anlässlich des 50. Geburtstags des Opel GT
hergestellt. Es zeigt die Proportionen der Studie (rechts im Bild)
und des Serien-GT.
Im Untergeschoss der Opel-Werkstatt parken Studien und
Concept-Cars aus den letzten 60 Jahren. Darunter auch das OSV 40 -
das Opel Safety Vehicle. Die "40" steht für die Geschwindigkeit in
Meilen - rund 65 km/h, bis zu der den Insassen bei einem
Frontalaufprall nichts passiert.
Die Sicherheit wird durch großvolumige Prallflächen aus
Hartschaum und verstärkte Karosserieelemente gewährleistet. Die
Opel-Entwickler dachten aber auch an einen
Toter-Winkel-Spiegel.
Alle Karosserieflächen im Innenraum sind mit PU-Schaum von
mindestens 20 mm Dicke beschäumt. Hinter der Heckscheibe warnen
zwei zusätzliche Bremsleuchten den Hintermann vor
Vollbremsungen.
Das Armaturenbrett ist modular aufgebaut und kann je nach
Geschmack zusammengestellt und kombiniert werden. Das Radio ist
eines der herausnehmbaren Elemente.
Die ganze Vielfalt der Marke Opel wird mit rund 120 Exponaten
verdeutlicht. Vorne im Bild ein Moonlight-Roadster von 1933. Den
Namen verdankt der 33,5 PS starke Wagen seiner geringen Bauhöhe,
mit der er unter Bahnschranken durch passte - ideal für
Schmugglerfahrten im Mondschein.
Himmlisch - Opel ließ damals augenzwinkernd vermelden: "Nachdem
der Kompaktwagen Corsa bis 1997 in 75 Ländern der Erde 2,7
Millionen Mal verkauft wurde, sehen wir als Marketingexperten gute
Chancen, mit dem Corsa Moon auch außerhalb irdischer Märkte Erfolge
zu erzielen."
Seiner Zeit voraus, Teil 1: Schon 1994 zeigte Opel mit der
Studie Scamp II ein Spaß- und Freizeitauto. Was damals seltsam
wirkte, hat heute nahezu jeder Hersteller im Programm: Ein Auto mit
Offroad-Anbauteilen für den Großstadt-Dschungel.
Blick auf den Opel G90, mit dem die Rüsselsheimer 1999 auf der
IAA den von der EU für 2008 geforderten Flottenwert um ein Drittel
unterboten. Der G90 soll nur 90 Gramm CO2 emittieren - und nur 3,88
Liter verbrauchen.
So sollte der Opel Manta B aussehen: Zumindest, wenn es nach
Erhard Schnell gegangen wäre, in dessen Büro 1971 diese Studie
entstand. Rechts daneben die Manta-B-Designstudie von 1977, die
fast identisch mit der späteren Serienversion ist.
Ja, was ist denn hier los? Da, wo normalerweise der Motor sitzt,
wurde hier ein großer Tank eingebaut. Die Lösung: Ein Mittelmotor -
ja auch den gab es im Tigra. Der 210 PS starke Dreiliter-V6 des
Opel Omega B sorgt hinter den Passagieren für kraftvollen
Fahrspaß.
Unter der Haube sorgt ein 300-PS-Turbo-V6 für Begeisterung,
zusätzlich stattete Opel das GTC Concept mit dem Flex4-System aus,
dass den Laderaum auf Knopfdruck auf bis zu 1.000 Liter vergrößerte
- die hinteren Sitze wurden einfach nach vorne gefahren.
... fallen die riesigen Räder mit 245/70 R16-Reifen auf, die die
Offroad-Studie mit einer Karosserie aus schlagfestem Kunststoff für
die Wüste fitmachen sollten.
So einen schönen Opel gab es? Ja, naja, zumindest unter dem
Blech. Denn der Bitter CD basiert auf dem Opel Diplomat B.
Natürlich mit dem 230 PS starken GM-5,4-Liter-V8. Dahinter die
Styling-Studie CD und das Gittermodell.
Seiner Zeit voraus, Teil 2: 1971 erreichte Georg von Opel, ein
Enkel des Firmengründers, mit dem Elektro GT eine
Höchstgeschwindigkeit von 214 km/h und beschleunigte in 6 s auf
Tempo 100.
Seiner Zeit voraus, Teil 3: Wie sich Opel die Lösung der
Reichweitenproblematik von E-Autos vorstellt, zeigt sich an der
Studie Twin von 1992. Für Langstrecken wird einfach die gesamte
Antriebseinheit getauscht.
Statt E-Motoren sorgt dann ein kleiner 3-Zylinder mit einem
Verbrauch von 3,5 Litern für Vortrieb. Das E-Antriebsmodul wird
einfach abgekoppelt, hochkant geparkt und durch das Verbrennermodul
ersetzt. Der kleine 20-Liter-Tank reicht für 500 km.
Seiner Zeit voraus, Teil 4: Der Opel Olympia (links) war 1935
das erste deutsche Automobil mit selbsttragender Karosse. Opel gab
seinem neuesten Modell den Namen Olympia in Erwartung der
olympischen Spiele 1936. Rechts ein Opel Olympia 1,5-Liter, wie er
ab 1938 gebaut wurde.
1938 entstand auch dieser luxuriöse Opel Admiral mit einem
3,6-Liter-Reihensechszylinder. Der 75 PS-Motor beschleunigt den
Vorkriegswagen auf bis zu 132 km/h.
Traumwagen für Kadett-C-Fans: Die Studie Kadett C City mit den
dicken Backen wird vom 115-PS-Zweiliter angetrieben, besitzt ein
herausnehmbares Targa-Dach und Kotflügelverbreiterungen im 200
mm-Format.
Opel P4 mit Kühlerjalousie für den Wintereinsatz: Die Jalousie
konnte für die Startphase komplett geschlossen werden, doch das -
zumindest teilweise - Öffnen durfte man danach nicht vergessen.
Seiner Zeit voraus, Teil 5: 1992 präsentierte Opel auf dem
Genfer Autosalon den Corsa Eco 3 - das erste Dreiliter-Auto. Durch
den Einsatz von Leichtlauf-Ölen, geänderte Übersetzung,
Karosseriebauteile, Tieferlegung etc. wurde cW-Wert von 0,37 auf
0,33 gesenkt. Resultat war ein Verbrauch des 1,5-Liter-Diesels mit
72 PS mit einer 3 vor dem Komma.
1982 zeigte Opel mit dem Corsa Spider einen sportlichen
Kleinwagen mit vier Sitzen, der sich mit einer Abdeckhaube aus GFK
zu einem Zweisitzer verwandeln ließ. Zudem konnte der Beifahrersitz
unter einer Abdeckung verschwinden.
Berühmter Besitzer, Teil 1: Dieser Opel Rekord B 1900 gehörte
einst Sepp Herberger, dem ehemaligen Trainer der deutschen
Fußballnationalmannschaft und Vater des Wunders von Bern.
Unikat? Von diesem Opel Kapitän Coupé sollen beim Darmstädter
Karosseriebauer Autenrieth maximal 2 Exemplare entstanden sein.
Dieses trägt sogar noch eine Anhängerkupplung.
Das Interieur wirkte sehr futuristisch. Leider kam auch der
Trixx nie in Serie. Stattdessen wurde der Agila als
Badge-Engeneering des Suzuki Wagon R+ weitergebaut.
In der Opel-Werkstatt sieht man nochmals die ganze Palette der
Marke Opel. Vom günstigen Alltagsauto für die Massen bis zu den
staatstragenden Modellen der KAD-Reihe -
Kapitän-Admiral-Diplomat.
Die "Schwarze Witwe" ist der wohl legendärste Opel. Im Geheimen
von Anatole Lapine (dem damaligen Leiter der
Opel-Forschungsabteilung und späteren Schöpfer des Porsche 928)
entwickelt und gebaut, verschwand das Original in den späten 70ern.
In der Opel-Werkstatt entstand diese Replica.
So schön kann ein Antara sein: 2005 stellte Opel den Antara GTC
auf der IAA vor. Zwei Monate später bekam Opel dafür den Titel
"Concept of the Year". Doch von dem optisch so begeisternden Antara
blieb für die Serie nur wenig über. Man beachte den im Schweller
integrierten Auspuff und das B-Säulen-befreite Design.
Zwei Jahre zuvor überraschte Opel auf der IAA mit dem Insignia
Concept. Es ist mit hydropneumatischem Fahrwerk, LED-Scheinwerfern,
einem Pantograph-Mechanismus zur Öffnung der hinteren Türen sowie
einem V8 ausgestattet.
Eine tragische Geschichte ist der GM EV-1: Das Elektroauto wurde
zwischen 1996 und 1999 genau 1.117 mal gebaut und an Kunden
verleast. Die Kunden waren sehr zufrieden - 220 km Reichweite, Vmax
von 129 km/h und ein Sprint von 0-100 in 9 s sprachen eine
eindeutige Sprache. Doch alle bis auf 2 Exemplare wurden durch das
Werk zurückgeholt und verschrottet.
Immerhin: GM und Opel machten weiter mit alternativen Antrieben.
So ist in der Opel-Werkstatt ein HydroGen4 von 2007 zu sehen. Das
Wasserstoffauto auf Basis des Chevrolet Equinox wird von einem
E-Motor mit 73 kW angetrieben und kommt 320 km weit.
Für Reinhold Messner baute das Internationale
Entwicklungszentrum der Adam Opel AG einen Hightech-Schlitten.
Anlass war der Einzug des Extremsportlers ins Europäische
Parlament. Von dem Schlitten wurden 3 Exemplare gebaut.
Mit dem Flextreme zeigten die Ingenieure und Designer von Opel
2007 ihre Vorstellungen von der Mobilität von morgen. Rein
elektrisch kann die Studie 50 km zurücklegen. Bei Bedarf lädt ein
kleiner Verbrenner die Batterien und sorgt so für eine Reichweite
von mehreren Hundert km.