Alternative Nutzungsoptionen für den Festnetzanschluss

Nicht nur zum Telefonieren: Alternative Nutzungsoptionen für den Festnetzanschluss
Immer mehr Menschen telefonieren fast nur noch übers Mobiltelefon. Dennoch besitzen sie einen Festnetzanschluss, den sie eigentlich gar nicht benötigen. Wir zeigen Dir, wie sich der Anschluss alternativ am PC oder Smartphone verwenden lässt.
Es ist gerade einmal 25 Jahre her, als der klassische Festnetz-Telefonanschluss noch zur Grundausstattung einer jeden Wohnung gehörte. Im Gegensatz zur stationären Telefonie waren Mobiltelefone der reinste Luxus und wenig verbreitet. Bei den damaligen Gesprächspreisen von umgerechnet 1,86 Euro (3,63 DM) pro Minute war mobiles Telefonieren unglaublich teuer.
Laut Angaben der Bundesnetzagentur belief sich die Zahl der für ganz Deutschland erfassten Gesprächsminuten im Jahr 2000 auf mehr als 290 Milliarden Minuten.
Die Gesprächsminuten im Festnetz gehen seit vielen Jahren pro Jahr um 10 bis 15 Prozent zurück. Waren es im Jahr 2020 noch 104 Milliarden Gesprächsminuten im Festnetz, so betrug deren Anzahl im Jahr 2022 nur noch 80 Milliarden. Inzwischen haben sich die Gesprächsminuten über Mobilfunk mit 159 Milliarden gegenüber den Festnetz-Gesprächsminuten nahezu verdoppelt. Es wird also viel mehr über Handy telefoniert als über das Festnetz.
Der Verivox-Festnetz-Monitor kommt zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Demnach ist die Nutzung von Festnetztelefonen, die in der Pandemie einen kleinen Boom erlebten, nach der Pandemie wieder spürbar zurückgegangen. Laut Verivox um rund elf Prozent.
Mit den 18- bis 29-Jährigen waren es vor allem die Jüngeren, die zwischen 2021 und 2022 die Festnetznutzung stetig haben ansteigen lassen. Nunmehr ist die Nutzungsquote innerhalb dieser Altersgruppe besonders stark von zuvor 70 Prozent auf 48 Prozent gesunken.
Ein scheinbares Paradoxon: Laut einer Erhebung des Statistikportals Statista haben weiterhin 83 Prozent der Haushalte in Deutschland einen Festnetzanschluss, obwohl immer mehr mobil telefoniert wird. Es gibt demnach rund 38,6 Millionen Telefonanschlüsse im Festnetz. Rund die Hälfte wird von der Deutschen Telekom betrieben.
Hierbei ist zu beachten: Der Festnetz-Telefonanschluss ist bei vielen Internetverträgen inklusive und wird nicht extra bezahlt. Ganz gleich, ob es sich dabei um einen Vertrag über Glasfaser-, DSL- oder Kabelanschluss handelt. Viele vorhandene Festnetzanschlüsse werden allerdings gar nicht genutzt. Das erklärt die Diskrepanz zwischen der Anzahl der Anschlüsse und dem tatsächlichen Nutzungsverhalten der meisten Menschen.
Anrufumleitung vom Festnetz aufs Handy via Fritzbox
Damit Du eine Festnetznummer anrufen kannst, benötigst Du einen entsprechenden Internetrouter. Für Glasfaser etwa die Fritzbox 5590 Fiber, für DSL die Fritzbox 7590 AX oder die Fritzbox 6690 Cable mit Telefon: entweder kabelgebunden oder kabellos nach dem DECT-Standard (DECT steht für Digital Enhanced Cordless Telecommunications).
Die Rufnummern in der Fritzbox werden zusammen mit dem Internetanschluss in der Regel automatisch konfiguriert. Zu finden sind diese unter „Telefon > Eigene Rufnummern“. Verwaltet werden die an der Fritzbox angeschlossenen Telefone unter „Telefon > Telefoniegeräte“.
Mit einer Rufumleitung kannst Du Anrufe an einen anderen Anschluss automatisch umleiten. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Du lässt sie von der Fritzbox ausführen oder als Anrufweiterschaltung bei Deinem Telefonieanbieter einrichten.
Möchtest Du über die Festnetznummer auf dem Handy erreichbar sein, ist eine Rufumleitung sinnvoll. Beachten solltest Du allerdings, dass – je nach Deinem Internettarif – der Anruf zur Zielrufnummer kostenpflichtig ist.
Wir raten Dir, eine Rufumleitung nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn Du laut Deines Vertrags in allen Netzen (fest und mobil) kostenlos telefonieren kannst. Andernfalls fallen bei jedem über die Fritzbox weitergeleiteten Anruf die tatsächlichen Gebühren an. Das kann unter Umständen sehr teuer werden. Etwa dann, wenn Du im Ausland ohne Roamingoption unterwegs bist und Gespräche auf dem Handy annimmst.
So kannst Du die Rufumleitung konfigurieren: Gehe zu „Telefon > Rufumleitung“, wähle im Fenster die Registerkarte „Rufumleitung“ und klicke dann auf den Button „Neue Rufumleitung“. In unserem Beispiel soll die Umleitung aller Anrufe an eine Mobilfunknummer erfolgen.
Jetzt musst Du im ersten Abschnitt mit der Überschrift „Anrufe, die umgeleitet werden“ die Option „Alle Anrufe“ und bei „Umleitung der Anrufe“ eine Zielrufnummer angeben. Die Nummer kannst Du direkt aus dem Telefonbuch auswählen. Falls es sich um eine neue Rufnummer handelt, tippst Du auf „nicht im Telefonbuch“ und gibst die Nummer dort ein.
Unter „Eigene Rufnummer zur Umleitung“ solltest Du „Automatisch“ eintragen. Bei „Art der Umleitung“ empfehlen wir die Option „Sofort“. Mit einem Klick auf „Übernehmen“ aktivierst Du die Rufumleitung und kannst sie jetzt mit einem Testanruf ausprobieren.
Möglicherweise wird Dir ein Nachteil der Rufumleitung über die Fritzbox schnell bewusst: Unter Umständen siehst Du nicht die Rufnummer desjenigen, der ursprünglich angerufen hat, sondern Deine eigene Nummer auf dem Handydisplay. Vor allem bei einer dauerhaften Umleitung ist diese Lösung also nicht ideal.
Das ist der Grund: Die Fritzbox versucht bei der Einstellung „Eigene Rufnummer zur Umleitung > Automatisch“ in der Vermittlungsstelle Ihres Telefonanbieters eine Anrufweiterschaltung einzurichten. Das funktioniert allerdings nur unter zwei Voraussetzungen: Erstens darf in der Fritzbox weder eine Wahlregel noch eine Rufsperre für die Zielrufnummer eingerichtet sein und zweitens muss Dein Telefonanbieter die Einrichtung einer Rufumleitung unterstützen.
Falls das nicht so ist, findet die Rufumleitung ausschließlich in der Fritzbox statt. In diesem Fall wäre es besser, wenn Du die feste Anrufweiterleitung direkt bei Deinem Telefonanbieter einrichtest.
Rufumleitung beim Telefonanbieter dauerhaft einrichten
Wenn Du Kunde der Telekom bist, gehst Du ins Telefoniecenter, meldest Dich mit Deinen Zugangsdaten an und wählst dann die gewünschte Rufnummer aus. Anschließend klickst Du unter dem Punkt „Erreichbarkeit“ auf „Anrufweiterleitung“. Nun legst Du Zielrufnummern und Bedingungen für eingehende Anrufe fest. Für unser Beispiel haben wir folgende Optionen ausgewählt: „Sofort“, „Alle Anrufer“ und „Name oder Nummer“.
Wenn Du dann auf „Weiterleitung aktivieren“ klickst, wirst Du darauf hingewiesen, dass bei einer Weiterleitung alle Anrufe entweder kostenpflichtig oder eben kostenlos sind. Was davon jeweils zutrifft, hängt von Deinem Vertrag ab.
Bei einem Vodafone-Internetzugang ist die Vorgehensweise ähnlich: Zuerst meldest Du Dich bei „Mein Vodafone“ an und wählst dann Deinen Vertrag aus. Klicke danach auf „Einstellungen > Anschlusseinstellungen“ und scrolle zu „Weiterleitung“.
Sollen eingehende Anrufe umgehend weitergeleitet werden, wählst Du „Weiterleitung“ und stellst dann „Sofort“ ein. Hier musst Du die komplette Zielrufnummer einschließlich Vorwahl ohne Leerzeichen eingeben. Mit einem Klick auf „Einstellungen speichern“
Auch die anderen Festnetzanbieter und Internetprovider bieten dauerhafte Anrufumleitungen an, die Du dort nach einem ähnlichen Muster einrichten kannst. Bei Fragen hilft Dir die Hotline des jeweiligen Anbieters weiter.
Telefonieren ohne ein Telefon an die Fritzbox anzuschließen
Als Besitzer einer Fritzbox hast Du zwei Alternativen, um Deine Festnetznummer zu nutzen, ohne Telefone an die Fritzbox anzuschließen.
Variante Nummer Eins: Mit der kostenlosen Fritz App Fon für iOS und Android verbindest Du die Fritzbox mit Deinem Smartphone. So kannst Du mit Deinem Handy übers Festnetz telefonieren.
In puncto Design der Bedienoberfläche ist die App-Version für iOS der Android-Variante zwar überlegen, der Funktionsumfang ist bei beiden Varianten jedoch nahezu gleich.
Wenn Du die App das erste Mal startest, wird die Verbindung zwischen der Fritzbox und dem Smartphone hergestellt. Das sollte normalerweise automatisch geschehen. Falls jedoch keine WLAN-Verbindung zwischen dem WLAN der Fritzbox und dem Smartphone besteht, erhältst Du eine Fehlermeldung. In dem Fall gehst Du zu den Einstellungen Deines Geräts zu dem Bereich „Verbindungen“ beziehungsweise „WLAN“ und wählst hier das richtige Drahtlosnetzwerk aus. Danach kehrst Du wieder zurück zur Fritz App Fon.
Wenn die Verbindung steht, musst Du als Nutzer eines iPhones oder eines Smartphones (mit aktueller Android-Version) festlegen, ob Du der App gestattest, auf Deine Telefonkontakte zuzugreifen. Ältere Android-Versionen stellen diese Frage nicht, da Du die Rechte schon bei der Installation des Geräts erteilt hast, indem Du auf den Button „Akzeptieren“ getippt hattest.
Wenn Du nicht nur die Fritzbox, sondern auch Repeater von AVM einsetzt, fragt Dich die App, bei welchem Gerät Du Dich anmelden möchtest. Tippe dann auf Deine Fritzbox, damit die Verbindung hergestellt wird. Hierzu musst Du nun das Kennwort für Deinen AVM-Router eingeben.
Jetzt musst Du die Voreinstellungen in der der App Fritz Fon noch an Deine Bedürfnisse anpassen. Hierzu nimmst Du ein Telefon, das an der Fritzbox angemeldet ist, und gibst per Tastatur den von der App eingeblendeten Code ein.
Wenn Du nicht sicher bist, ob Dein Android-Smartphone mit der Fritzbox auch wirklich verbunden ist, prüfe, ob die Schaltflächen „FRITZ!Box“ und „Telefonie“ oben rechts im Display grün eingefärbt sind. Ist das der Fall, steht die Verbindung.
Bevor Du mit Deinem Smartphone im heimischen WLAN telefonierst, solltest Du die Grundeinstellungen der App überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Falls Du ein Android-Handy nutzt, tippe rechts oben auf das Symbol mit den drei Punkten und wähle „Einstellungen“.
Der folgende Dialog zeigt, wie sich der Sound bei eingehenden Anrufen über „Klingelton“ anpassen lässt. Zur Verbesserung der Gesprächsqualität solltest Du die Option „HD-Telefonie“ unbedingt aktivieren. Wenn Du verhindern möchtest, dass Deine Rufnummer auf dem Bildschirm des Angerufenen erscheint, musst Du die entsprechende Option markieren.
Wenn Du zusätzliche Optionen sehen möchtest, musst Du auf die drei Punkte tippen und „Erweitert“ auswählen. Hier erscheint etwa die Option „Alternative Mikrofonnutzung“. Damit kannst Du die Qualität der Telefonübertragung deutlich verbessern. Probiere es einfach mal aus.
Ebenso kannst Du festlegen, welches Telefonbuch beim Telefonieren genutzt werden soll. Tippe hierzu auf den Button mit der Aufschrift „Telefonbuch“. Daraufhin erscheinen verschiedene Telefonbücher zur Auswahl: neben dem Telefonbuch des Smartphones werden alle Telefonbücher angezeigt, die in der Fritzbox eingerichtet wurden.
Variante Nummer Zwei: Während Du am Notebook oder Windows-PC arbeitest, telefonierst Du bequem über die Fritzbox. Hierzu benötigst Du die kostenlose Software Micro SIP und ein Headset. Neue Gespräche lassen sich über die Schnellwahltasten von Micro SIP starten. Hierzu musst Du die Rufnummer entweder eingeben oder in den Outlook-Kontakten oder in anderen Mailprogrammen doppelklicken.
Micro SIP lässt sich direkt nach der Installation schnell und unkompliziert einrichten. Hierzu musst Du die Seite „Telefonie > Telefoniegeräte“ in Fritz-OS öffnen. Klicke hier auf „Neues Gerät einrichten“. Damit startest Du die Konfiguration.
Wähle „Telefon (mit und ohne Anrufbeantworter)“ aus und klicke dann auf „LAN/WLAN (IP-Telefon)“. Im Feld darunter musst Du dann „MicroSIP“ als Namen eingeben und mit „Weiter“ bestätigen.
Als Nächstes musst Du Angaben zur Einrichtung der Software am Rechner machen. Mit „Registrar“ ist die IP-Adresse Deiner Fritzbox gemeint. Hier ist also eine Zeichenfolge wie 192.168.178.1 einzugeben. Benutzernamen und Kennwort legst Du selbst fest. Jetzt musst Du nur noch festlegen, welche Rufnummer als ausgehende Rufnummer erscheinen soll. Ebenso ist festzulegen, über welche Rufnummern Dein PC zu erreichen ist. Mit einem Klick auf „Übernehmen“ schließt Du den Vorgang ab.
In Micro SIP musst Du oben auf das dreieckige Symbol und anschließend auf „Konto hinzufügen“ klicken. Hier trägst Du neben einem Namen noch die übrigen benötigten Daten ein. Der „Registrar“ kommt ins Feld „SIP Server“ und in „Domain“. Gib hier Deinen Benutzernamen und Dein Passwort ein. Als Eintrag ins Feld „Dial Plan“ empfehlen wir "+49:0 x.|+:00 x.|x". Alle anderen Angaben kannst Du leer lassen. Speichere dann Deine Einstellungen.
Für die Festnetztelefonie gibt es noch immer gute Gründe
Auch wenn immer weniger Nutzer über das Festnetz telefonieren und der Mobiltelefonie den Vorzug geben, so hat die Technik dennoch eine Daseinsberechtigung. Denn beim Mobilfunk ist der Empfang in manchen Räumen oftmals schlecht oder gar nicht möglich. Dagegen bietet die Festnetztelefonie eine stets gleichbleibend gute Sprachqualität. Dank der bewährten DECT-Technologie kann sichergestellt werden, dass die Verbindung zur Basisstation, die sich jeweils in Reichweite befindet, stabil ist. Hier, wie auch in anderen Etagen im Haus.
Den Festnetzanschluss nicht zu nutzen, wäre dumm, zumal er bei fast allen Internettarifen mit Flatrate inklusive ist. Ein schnurloses Festnetztelefon gibt es bereits ab 40 Euro. Dafür bekommst Du eine ordentliche Ausstattung. Sie umfasst Geräte mit langer Akkulaufzeit, die meist mehrere Tage beträgt.
Nicht zu vergessen: Oftmals können Servicerufnummern günstiger über das Festnetz erreicht werden als über das Mobiltelefon.
Festnetz ohne Internet ist ein Auslaufmodell
Festnetz ohne Internet ist kaum noch zu finden, denn der Festnetzanschluss ohne Internet ist zum Auslaufmodell geworden. Das überrascht, zumal nicht jeder das Internet braucht. Die betrifft vor allem ältere Menschen, die meistens nur einen stationären Telefonanschluss benötigen.
Von daher ist gar nicht so leicht, einen Anbieter zu finden, der einen Festnetz-Telefonanschluss ohne Internet im Angebot hat. So wird etwa auf der Startseite der Telekom nichts Entsprechendes angeboten. Hier ist nur noch Internet, Mobilfunk und TV zu finden.
Auf den ersten Blick erscheint das seltsam. Zumal die Telekom mit rund 18 Millionen Festnetzanschlüssen der Marktführer in Deutschland ist.
Weshalb ist das so? Seitdem die Telekom die eigenen Netze umgestellt hat (auf All-IP), hat sie weder Analog-Anschlüsse noch ISDN-Anschlüsse im Angebot. Die alte Telefontechnik hat man komplett ersetzt durch VoIP (Voice-over-IP). Demnach wird über das Internet telefoniert. Hierfür wird jedoch ein Internetrouter benötigt. Aus dem Grund sind reine Festnetzanschlüsse für die Telefonie selten geworden. Es gibt fast nur noch Pakete, die Festnetz und Internet kombinieren.
Eine Möglichkeit, um Festnetztarife ohne Internet zu finden, bietet die Website www.telefon-ohne-internet.de. Hier geben die Betreiber eine Antwort auf die Frage, wieso kaum noch ein Anbieter Festnetz ohne Internet beziehungsweise DSL-Anschluss im Portfolio hat.
Sie begründen das wie folgt: Die meisten Kunden wünschen Kombiprodukte zum Telefonieren und Surfen. Solche Produkte rechtfertigen eine höhere Grundgebühr, was den wirtschaftlichen Interessen der Telekommunikationsunternehmen entgegenkommt. Gehört doch die Steigerung der eigenen Umsätze zu den primären Geschäftszielen dieser Unternehmen. Dass Teile des Produktbündels unter Umständen gar nicht benötigt und gewünscht werden, nimmt man dabei in Kauf.