Was kann eSIM – und was nicht?

Was kann eSIM – und was nicht?
Wird die eSIM klassische SIM-Karten verdrängen? Wir zeigen Dir einige Vor- und Nachteile der Technologie für die berufliche und private Nutzung.
eSIM auf dem Vormarsch
Die eSIM war lange Zeit ein Nischenprodukt. Inzwischen unterstützen jedoch auch günstige Smartphones die Technik – und selbst Discounter wie Aldi führen mittlerweile Mobilfunkangebote, die auf eSIM setzen. Von der einstigen Nische ist man also weit entfernt.
Für uns ist das Grund genug, Dir die “embedded SIM” genauer vorzustellen und zu klären, welche Vor- und Nachteile sie im Alltag mit sich bringt. Bei welchem Mobilfunkanbieter Du bist, spielt dabei kaum eine Rolle. So gut wie jedes Unternehmen in Deutschland führt inzwischen Angebote im Programm, die sich auf die im Smartphone integrierte SIM beziehen. Gewöhnliche Laufzeitverträge sind ebenso dabei wie Prepaid-Modelle.
Was muss Dein Smartphone können?
eSIM steht nicht einfach automatisch zur Verfügung, stattdessen muss Dein Smartphone die Technik beherrschen. Viele Geräte – darunter auch einige Tablets und Notebooks – unterstützen eSIM; alle Smartphones betrifft dies jedoch nicht. Die üblichen Verdächtigen – also Firmen wie Apple, Samsung, Google, Xiaomi, Huawei, Nokia, OnePlus, Sony und weitere – führen jedoch Dutzende Geräte im Portfolio, die eSIM-kompatibel sind.
Immerhin ist die eSIM für Kundinnen und Kunden wenig verwirrend. Denn: Unterstützt ein Gerät eine bestimmte Art eSIM, unterstützt sie auch alle anderen eSIM-Tarife. Aktuell gibt es keine Versionsunterschiede, so gilt: eSIM = eSIM.
Statt umständlich im Internet nach einer Kompatibilitätsliste zu suchen, kannst Du Dein Smartphone einfach selbst unter die Lupe nehmen – und zwar so:
- Öffne die Telefon-App auf Deinem Smartphone.
- Dort gibst du den Code „*#06#“ ein.
- Anschließend wirst Du einige Informationen sehen. Ist dort auch ein Feld namens „EID“ zu sehen, ist Dein Gerät bereit für eSIM.
Mehr musst Du nicht machen, um die eSIM-Fähigkeit deines Smartphones zu prüfen. Kann Dein Smartphone kein eSIM, kannst du die Funktion für etwa 30 Euro nachrüsten – dazu später mehr.
Hinzufügen einer neuen eSIM-Nummer
Praktisch ist die eSIM immer dann, wenn Du eine zusätzliche Rufnummer brauchst (etwa beruflich) oder im Ausland unterwegs bist. Dann kannst Du die gewöhnliche SIM-Karte weiterverwenden, aber die eSIM-Nummer als eine zweite, virtuelle Karte einrichten. Das Ergebnis ähnelt der Funktion Dual-SIM.
In der Praxis funktioniert die Integration von eSIM wie folgt:
- Handelt es sich um einen komplett neuen Vertrag, bekommst Du wahrscheinlich gleich eine eSIM angeboten. Besitzt Du bereits einen Vertrag und eine SIM-Karte, muss diese hingegen ausgetauscht werden. Am einfachsten geht das online beim Anbieter, danach beginnt die Einrichtung von eSIM.
- Nach Abschluss des Vertrags oder Prepaid-Angebots bekommst Du eine E-Mail oder eine Nachricht im Kundenportal des Anbieters. In dieser Nachricht befindet sich ein QR-Code.
- Handelt es sich um ein Android-Smartphone, tippst Du in den Einstellungen des Geräts auf „Netzwerk und Internet“, dann auf „SIM-Karten“ und „SIM-Karte hinzufügen“. Dort solltest Du einen Button namens „Neue eSIM herunterladen“ finden. Die genauen Bezeichnungen dieser Schritte unterscheiden sich mitunter je nach Smartphone-Hersteller.
- In dem sich nun öffnenden Fenster richtest Du die Kamera auf den QR-Code. Ist der Scan abgeschlossen, wird das Smartphone die eSIM automatisch installieren.
- In den Einstellungen tippst Du jetzt wieder auf „SIM-Karten“ und suchst die neue eSIM. Dort kannst Du anschließend die Verwendung der eSIM autorisieren – fertig.
Insgesamt ist die Einrichtung einer eSIM also keine große Sache. Wenn Du schon einmal einen QR-Code gescannt hast, wirst Du auch eine Telefonnummer via eSIM einrichten können.
eSIM: Die perfekte Urlaubskarte?
Vor allem außerhalb der Grenzen hat sich die eSIM für Urlaube etabliert. Denn: Außerhalb der EU drohen noch immer recht hohe Roamingkosten. Internet, Telefonie & Co. sind also weiterhin teuer, wenn Du deinen Tarif aus Deutschland nutzt. Im Ausland eine klassische SIM-Karte zu kaufen, um dortige Tarife zu nutzen, ist jedoch vor Ort kompliziert – vor allem bei Sprachbarrieren. Eine eSIM hingegen bekommst Du einfach online und kannst sie schon vor dem Urlaub kaufen.
Die eSIM ist sofort nach der Aktivierung einsatzbereit, es vergeht keine Zeit für die Aktivierung beim Anbieter. Es gibt keinerlei physische Gegenstände – wie Briefpost –, auf die du warten musst. Öffnungszeiten entfallen ebenfalls, alles ist also sehr bequem. Lediglich ein Ident-Verfahren musst Du durchlaufen, damit alles rechtlich einwandfrei ist. Da dies via Kamera abläuft, dauert es aber nur einige Minuten.
Zusätzlich bringt die Auslands-eSIM einige Vorteile in Bezug auf die Privatsphäre mit: Wenn Du bei Einkäufen und Buchungen Deine Telefonnummer angibst, kannst Du einfach Deine neue eSIM-Nummer verwenden. Du bist also immer erreichbar, aber deine eigentliche, private Telefonnummer bleibt verborgen. Ganz zu schweigen von den immensen Kosten, die Du sparen kannst, indem du Tarife von den Anbietern vor Ort verwendest.
Ähnliche Vorteile im Berufsleben
Die soeben genannten Pluspunkte gelten auch im Beruf: Eine eSIM verschleiert Deine private Nummer, aber Du bist für Kolleginnen und Kollegen sowie Kunden dennoch erreichbar. Du brauchst kein zweites Smartphone, sondern musst nur die eSIM auf Deinem vorhandenen Smartphone aktivieren. Viel komfortabler geht es nicht – und auch das lästige Wechseln von SIM-Karten entfällt komplett.
eSIM für Smartphones ohne eSIM
Mit ein wenig Zusatzhardware versteht DeinS martphone selbst dann eSIM, wenn es kein eSIM kann. Dabei behilflich ist die eSIM-me-Karte von Telcovillage, einem Unternehmen aus Berlin. Dabei handelt es sich um eine gewöhnliche Nano-SIM-Karte, die praktisch jedes Smartphone erkennt. Anschließend brauchst Du noch eine App aus dem Play Store, die auf den Namen eSIM.me-App hört. Anschließend kannst Du jedes eSIM-Profil auch auf Smartphones laden, die mit der Technik eigentlich inkompatibel sind.
Hinweis: Du kannst diese Karten ausschließlich unter Android konfigurieren. Sobald dies geschehen ist, kannst Du sie jedoch auch für iPhones oder Windows-Geräte verwenden. Allein die erstmalige Konfiguration muss unter Android erfolgen.
Die genannten Nano-Karten kosten zwischen 30 und 35 Euro, je nach Anzahl der unterstützten eSIM-Profile. Möchtest Du mehrere Geräte verwenden, erhöht sich der Preis auf fast 50 Euro. Zwischen einer „echten“ eSIM und der virtuellen eSIM besteht in der Nutzung kein Unterschied. Du kannst also Profile laden, neue Nummern einrichten, zwei Nummern gleichzeitig verwenden und vieles mehr.
Profileinrichtung für eSIM-Karten
Sobald Du eine eSIM zusätzlich zur normalen SIM-Karte einrichtest, müssen die damit einhergehenden Profile korrekt konfiguriert werden. Theoretisch sind beide Modelle für alles geeignet – also Telefonie, SMS, Datenempfang, Internetnutzung und mehr. Praktisch ist es aber sinnvoll, eine der beiden Karten zu priorisieren, um etwa nur darüber Gespräche und Datenempfang zu leiten. Dies könnte folgendermaßen gestaffelt sein:
- Du verwendest ein privates Profil für Anrufe von Familie, Freunden, Bekannten und ähnlichen Personen. Außerdem nutzt Du darüber Dein mobiles Internet, sofern es sich um eine rein private Nutzung handelt – etwa Instagram, andere soziale Medien, Spiele & Co.
- Das andere Profil hingegen verwendest Du beruflich und empfängst darüber am besten nur Gespräche. Von welcher SIM-Karte der Datenversand stammt, ist für Dritte ohnehin nicht identifizierbar. Anrufe hingegen sind sehr wohl zuweisbar, weshalb es sich anbietet, berufliche Gespräche gesondert über diese Nummer laufen zu lassen.
Um dies korrekt zuzuweisen, gehst du in Android in die Einstellungen und dort zu „Netzwerk und Internet“ und „SIM-Karten“. Dort kannst Du den beiden Profilen jeweils die gewünschten Aktionen zuweisen. Eine andere Option besteht darin, „Jedes Mal nachfragen“ auszuwählen – das kann aber schnell lästig werden.
Du solltest nicht vergessen, diese Dinge beim Urlaubsantritt gegebenenfalls zu ändern. Was zu Hause völlig in Ordnung ist, verursacht im Ausland vielleicht Kosten.
Mobiles Internet außerhalb der EU
Innerhalb der EU gilt kostenloses Roaming. Du kannst also in Spanien am Strand sitzen und bezahlst dieselben Gebühren wie zu Hause in Deutschland. Außerhalb der EU gilt jedoch nach wie vor klassisches Roaming – also beispielsweise auch in der Schweiz oder in beliebten Urlaubsländern wie der Türkei. Dank eSIM musst Du Dir jedoch keine großen Gedanken machen, denn der Wechsel auf günstige Tarife geschieht fließend.
Die meisten dieser Tarife sind jedoch reine Datentarife – also keine Telefonie. Da im Urlaub ohnehin wenig telefoniert wird, dürfte das kaum ins Gewicht fallen. Für die wenigen Telefonate, die Du eventuell doch führen willst, fallen dann einige Cent oder Euro Gebühren an.
Verändern musst Du dafür nichts: Die SIM-Karte bleibt in deinem Smartphone, telefonisch bist Du also problemlos erreichbar. Auch wichtige Apps wie WhatsApp laufen weiterhin. Du musst nun also nur noch einen eSIM-Anbieter finden, der Auslandstarife anbietet. Meist unterscheiden sich die angebotenen Tarife in drei Varianten: lokale Angebote für Deutschland, Tarife für Reisen ins nähere Ausland und weltweite eSIM-Nummern.
Gehst Du auf diese Weise vor, kostet beispielsweise ein Gigabyte Volumen für einen USA-Aufenthalt etwa fünf US-Dollar. Das klingt gemessen an Tarifen im Inland teuer, aber verglichen mit Roaminggebühren ist das ein Schnäppchen. Für die Zahlung benötigst Du meistens eine Kreditkarte oder PayPal.
Aktivierung und Nutzung von eSIM
Hast Du einen Anbieter gefunden, gehst Du wie folgt vor:
- Beim Anbieter Deiner Wahl legst du zuerst ein Nutzerkonto an. Dies geschieht über den üblichen Prozess aus E-Mail und Passwort.
- Jetzt loggst Du Dich ein und wählst den passenden Tarif. Anschließend bezahlst Du auf die soeben genannte Weise und lädst das eSIM-Profil. Wie das geht, haben wir weiter oben beschrieben.
- Falls erhältlich, solltest du auch die App des Anbieters installieren. Dies erleichtert Dir im Fall der Fälle das Aufladen von Guthaben.
Du solltest die eSIM kaufen, bevor Du die Reise antrittst, um Probleme zu vermeiden. Die Laufzeit beginnt üblicherweise erst dann, wenn Du Dich ins Netz im Urlaubsland einwählst. Manchmal gibt es jedoch Unterschiede – es hilft, das Kleingedruckte zu lesen.
Einrichtung paralleler eSIM-Profile
Mit den meisten Smartphones kannst Du immer nur ein eSIM-Profil auf einmal verwenden. Du könntest also nicht fünf verschiedene Profile anlegen und diese gleichzeitig verwenden. Allerdings kannst Du viele verschiedene Profile einspeichern und diese bei Bedarf mit einem kurzen Antippen wechseln – und das geht so:
- Zuerst richtest Du das neue Profil ein. Dies geht, wie bereits erwähnt, über die Einstellungen von Android und dann „Netzwerk und Internet“, „SIM-Karten“, „SIM-Karte hinzufügen“ und „Neue eSIM herunterladen“.
- Sobald der Prozess abgeschlossen ist, wirst Du das neue Profil in der Liste der Profile finden. Es wird aktuell noch als „Inaktiv“ bezeichnet sein.
- Um es zu aktivieren, tippst Du zuerst auf das aktuell verwendete Profil. Danach gehst Du auf „SIM verwenden“, um diese Option mit einem Antippen zu deaktivieren.
- Nun gehst Du auf das Profil, das Du einschalten möchtest. Dort tippst du ebenfalls auf „SIM verwenden“, um das Profil einzuschalten und zu nutzen.
Im Laufe der Zeit kannst Du auf diese Weise sehr viele Profile ansammeln und immer das Angebot aktivieren, das aktuell am günstigsten ist. Normalerweise verfallen diese Profile nicht, Du kannst sie also für die spätere Verwendung im Smartphone belassen. Löschen solltest Du sie nicht, denn dazu besteht kein Grund.