So verschickt man anonym E-Mails

Von neuer E-Mail-Adresse über VPN bis zum Tor-Browser: Wir stellen mehrere Möglichkeiten vor, mit denen man Mails verschicken kann und dabei unerkannt bleibt.
Beim Versand von E-Mails anonym bleiben zu wollen, ist grundsätzlich nichts Verwerfliches. Wichtig ist diese Anonymität etwa für politische Aktivisten, Whistleblower oder Menschen, die in repressiven Staaten leben. Auch ein Bedürfnis nach einem besseren Schutz der persönlichen Daten kann ein legitimer Grund sein.
Bitte missbrauchen Sie die vorgestellten Möglichkeiten aber nicht für illegale oder unethische Zwecke wie Phishing, Spamming oder um beleidigende E-Mails zu verfassen. Folgende Verfahren bieten Ihnen einen sukzessive höheren Anonymitätsschutz. Um eine optimale Schutzwirkung zu erhalten, ist die Kombination verschiedener Vorschläge empfehlenswert.
Die besten Tipps, um beim E-Mail-Versand anonym zu bleiben:
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Eine neue E-Mail-Adresse bei klassischem Mail-Provider anlegen
Ihre bestehende E-Mail-Adresse ist für anonyme Mails denkbar ungeeignet. Denn selbst wenn Ihr Name in der Adresse nicht direkt erkennbar sein sollte, lässt sich Ihre Identität oft recht einfach ermitteln. Das gilt vor allem dann, wenn Ihre E-Mail-Adresse im Internet einfach zu finden und mit Ihren Namen oder identifizierenden Eigenschaften verknüpft ist - etwa in Foren, auf Ihrer Webseite oder der Ihres Arbeitgebers. Ein erster Schritt in Richtung einer stärkeren Anonymität kann also die Eröffnung eines neuen E-Mail-Accounts sein. Besonders einfach ist das bei den verbreiteten Anbietern wie Gmail, GMX, Web.de oder Yahoo möglich. Da Sie Ihre neue Adresse noch nie verwendet haben, ermöglicht diese keine Rückschlüsse auf Ihre Identität. Allerdings sollten Sie diese E-Mail-Adresse möglichst nicht für andere Zwecke nutzen.
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Wegwerf-Mail-Adresse verwenden
Es dauert Ihnen zu lange, ein neues Konto bei einem der verbreiteten Provider von E-Mail-Konten zu eröffnen? Dann verwenden Sie doch eine sogenannte Wegwerf-E-Mail-Adresse, um anonym zu bleiben. Diese sind auch als Trash-Mail bekannt. Der zusätzliche Vorteil ist, dass Sie sich weder mit Spam- noch mit Werbemails auseinandersetzen müssen. Das liegt daran, dass die von Ihnen ausgesuchte Mailadresse nur kurze Zeit besteht und dann automatisch gelöscht wird. Das geschieht meistens schon Stunden nach der Nutzung, spätestens aber nach einigen Tagen. Allerdings haben Trash-Mails bei diversen Akteuren einen schlechten Ruf, sodass einige diese nicht unterstützen oder akzeptieren. Hier hilft es aber oft, mehrere Anbieter von Wegwerf-E-Mail-Adressen auszuprobieren.
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Zu den wichtigsten Providern in diesem Bereich gehören:
- 5ymail
- Müllmail
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Auf Anonymität und Verschlüsselungen spezialisierte E-Mail-Anbieter
Die Auswahl an Anbietern von E-Mail-Postfächern ist groß. Interessant sind für uns aber hier vor allem diejenigen, die besondere Vorkehrungen treffen, um Ihre Anonymität zu garantieren. Viele offerieren darüber hinaus auch die Möglichkeit, die Inhalte der Nachrichten zu verschlüsseln oder tun das sogar automatisch. Dadurch können Dritte abgefangene oder weitergeleitete Nachrichten nicht einfach mitlesen. Viele E-Mail-Anbieter offerieren Ihren Service sehr günstig oder sogar komplett kostenlos an.
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Mögliche Anlaufstellen für Fans der Anonymität sind Services wie:
- aikQ
- Anonaddy
- Posteo
- Tutanota
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aikQ
Der Service von aikQ ist zwar nicht gratis. Der Preis von einem Euro pro Monat ist aber angesichts des Gesamtpakets absolut gerechtfertigt. Den fälligen Betrag können Sie auf Wunsch übrigens auch anonym via Briefpost begleichen. So vermeiden Sie elektronische Spuren beim Bezahlvorgang. Als Kundin oder Kunde können Sie bis zu 20 Aliase verwenden und haben 10 GB an Speicherplatz zur Verfügung. Mehr dürften die meisten Nutzerinnen und Nutzer kaum benötigen. Das Highlight ist aber die Verschlüsselung. Schon der Login via Browser ist generell nur mit einem SSL-Zertifikat möglich, das immerhin mit 128 Bit verschlüsselt ist. Für die Verschlüsselung der E-Mails setzt aikQ sogar auf einen Key mit 256 Bit. Dieser ist gegenwärtig nicht bzw. nicht mit einem realistischen Aufwand an Zeit und Ressourcen zu knacken.
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Anonaddy
Noch nicht ganz so lange auf dem Markt ist Anonaddy. Bereits der kostenfreie Basistarif des Unternehmens, dessen Server in den Niederlanden stehen, bietet viele Features. Via anonymer Weiterleitung können Sie sich E-Mails an ein anderes Postfach bequem weiterleiten lassen. Dabei ist es möglich, die weitergeleiteten Nachrichten sicher - per Key in den Formaten PGP bzw. OpenPGP - zu verschlüsseln. Anonaddy unterstützt auch die Beantwortung von E-Mails ohne die Preisgabe der eigenen Mailadresse. Zudem können Sie beliebig viele Aliase erstellen, aktivieren und bei Bedarf wieder deaktivieren.
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Posteo
Anonymes und verschlüsseltes Mailing made in Germany verspricht das in Berlin ansässige Unternehmen Posteo. Neben SSL-Verschlüsselung kommt auch Perfect Forward Secrecy (PFS) zum Einsatz. Das verhindert die Rekonstruktion Ihrer Sitzungsschlüssel, falls diese doch irgendwann bekannt werden sollten. Die Anmeldung ist generell ohne die Preisgabe persönlicher Informationen möglich. Um keine Datenspuren zu hinterlassen, löscht Posteo die Sicherungsdateien von Mails nach sieben Tagen automatisch. Für die im Grundtarif angebotenen Leistungen ist der monatliche Preis von einem Euro vollkommen in Ordnung. Vorbildlich: Posteo nutzt nur nachhaltig erzeugte Energie und arbeitet mit Umweltbanken zusammen. Hier können Sie auch den Zahlvorgang komplett anonym durchführen.
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Proton Mail
Proton Mail können Sie nicht nur via Browser nutzen. Das schweizerische Unternehmen bietet auch eine eigene App an. Mit dem kostenlosen Basiskonto lassen sich jeden Tag bis zu 150 Nachrichten verschicken. Allerdings ist der Speicherplatz in der Gratisversion auf 500 MB beschränkt. Dafür nutzt Proton Mail PGP und verschlüsselt ausgehende E-Mails automatisch. Dabei ist auch die Festlegung eines Passwortes möglich, das Sie Empfängerinnen und Empfängern auf anderem Weg vorab mitteilen können. Persönliche Daten fragt Proton Mail gar nicht erst ab. "Zero-Knowledge-Politik" nennen die Schweizer das treffend.
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Tutanota
Tutanota verwendet Open-Source-Software. Zudem nutzt das Unternehmen auch ein selbst entwickeltes Verfahren, um Nachrichten zu verschlüsseln, die Nutzerinnen und Nutzer im eigenen Ökosystem verschicken. Für E-Mails außerhalb des Systems von Tutanota ist die Verschlüsselung via Passwort möglich. Persönliche Daten erhebt Tutanota nicht und entfernt zudem immer Ihre IP-Adresse im Header von verschickten E-Mails. Der zur Verfügung stehende Speicherplatz von 1 GB je Postfach dürfte für viele ausreichen.
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Virtual Private Network (VPN) verwenden
Die Services der E-Mail-Dienste, die sich auf Anonymität und Verschlüsselungen fokussieren, klingen theoretisch gut. In der Praxis ist der Schutz aber nicht perfekt. Das liegt vor allem daran, dass Behörden bereits mehrere dieser Anbieter zur Kooperation gezwungen haben. Auch wenn viele der Dienste keine oder kaum persönliche Informationen erfragen, sind doch oft nutzerbezogene Daten vorhanden. Diese ermöglichen wiederum Rückschlüsse auf Ihre Identität. Hier ist vor allem die IP-Adresse relevant.
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Zum Glück gibt es aber auch hier einen Ausweg, um anonym zu bleiben - ein Virtual Private Network, oft nur verkürzt VPN genannt. Viele verwenden ein VPN, um Services zu nutzen, die in ihrem Land nicht verfügbar sind. Dabei verschleiert ein Virtual Private Network die zur Lokalisierung verwendete IP-Adresse oder täuscht eine andere vor. Das können Sie aber auch für die Sicherstellung der eigenen Anonymität nutzen. Denn so lässt sich die beim Mailversand gespeicherte IP-Adresse nicht mit Ihnen verbinden. Achten Sie unbedingt auf einen vertrauenswürdigen VPN-Service, der eine "No-Log-Policy" verfolgt - also keine Protokolle speichert. Gute VPNs sind generell - bis auf Testzeiträume - kostenpflichtig. Am besten nutzen Sie das VPN nicht statt eines E-Mail-Accounts von einem auf Anonymität und Verschlüsselungen spezialisierten Anbieter, sondern als Ergänzung dazu.
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Via Tor-Browser ins Internet gehen
Noch mehr Sicherheit bietet der Tor-Browser. Dieser verschlüsselt nicht nur Ihre Daten, sondern überträgt diese auch dezentral über eine Vielzahl von Knotenpunkten. Er eignet sich deshalb auch generell für anonymes Surfen im Internet. Die Nutzung von Tor ist nicht nur kostenlos, sondern - zumindest in Deutschland - auch legal. Ein Nachteil ist allerdings, die etwas geringere Übertragungsgeschwindigkeit. Zudem können Fehler bei der Nutzung zu einem Verlust der Anonymität führen. Auch hier empfiehlt sich für den unerkannten Nachrichtenversand die Kombination mit einem der fünf vorgestellten Anbieter von anonymen und verschlüsselten E-Mail-Diensten.