Open-Source: Diese kostenlosen Tools lohnen sich
Open-Source-Programme - warum eigentlich?
Vor allem im privaten Bereich sind die Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer meistens nicht besonders hoch. Vielleicht wird ein Dokument für eine Behörde verfasst, vielleicht wird auch eine Tabelle für die Ausgaben des geplanten Urlaubs erstellt - aber da hört es meistens schon auf. Lohnt es sich, für diese kleinen Aufgaben eine Lizenz für Microsoft Word für 100 Euro zu kaufen?
Die Antwort darauf liegt im Auge des Betrachters, aber es gibt kostenlose Alternativen, die meistens ausreichen, um die gewünschten Aufgaben zu erledigen. Durch die quelloffene Natur der Software kommt außerdem hinzu, dass Sie - sofern die benötigten Fähigkeiten vorhanden sind - auch selbst an der Software mitarbeiten können, um ihren Funktionsumfang zu erweitern. Lebhafte Communitys helfen außerdem dabei, dass diese Programme immer weiterentwickelt werden - was auch dann gilt, wenn zum Beispiel die originalen Entwickler das Projekt verlassen.
Wir schauen uns in diesem Artikel daher typische, wiederkehrende Aufgaben im professionellen und privaten Bereich an, für die Sie kostenpflichtige Anwendungen verwenden können - ein Blick über den Tellerrand auf Open-Source-Software.
Dokumente und PDFs verwalten
Früher oder später kommen die meisten Menschen an PCs und Notebooks mit der Bearbeitung von Dokumenten in Kontakt - und die Open-Source-Welt hält dafür Lösungen bereit.
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LibreOffice
Neben Microsoft Office gab es bereits seit langer Zeit die Alternative Open Office, aus der inzwischen Apache Open Office geworden ist - aber für Privatanwender am besten geeignet ist der geistige Nachfolger von Open Office: LibreOffice.
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Ähnlich wie Microsofts Vorbild ist auch LibreOffice in verschiedene Anwendungen gegliedert. Writer zum Beispiel erlaubt das Erstellen von Dokumenten, Calc ist ein Ersatz von Excel und Draw bringt Fähigkeiten für die Tabellengestaltung und den Grafikimport mit. Die Funktionen, die Sie vielleicht aus Microsoft Word kennen, sind dabei zu einem großen Teil erhalten - nur befinden sie sich an anderen Orten oder tragen andere Namen.
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Es ist somit eher eine Art Umgewöhnung notwendig als ein komplett neues Erlernen einer Software. Für den privaten Einsatz reicht der (immense) Funktionsumfang von LibreOffice in der Regel vollständig aus - und die Anwendung ist absolut kostenlos erhältlich.
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Sumatra PDF
Der Adobe Acrobat Reader ist ein kostenloses Werkzeug für die Betrachtung von PDF-Dokumenten. Aufgrund des Aufbaus des PDF-Formats ist es unerheblich, mit welcher Anwendung Sie die Dateien öffnen: Sie sehen an jedem Gerät und in jeder Anwendung gleich aus. Dadurch haben sich PDFs vor allem in professionellen Bereichen etabliert, um eine einheitliche Darstellung zu gewährleisten.
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Sumatra PDF ist eine Alternative zu Adobes Lösung und kann PDFs ebenso gut anzeigen. Außerdem beherrscht die Software einige weiterführende Funktionen, wie die Einbindung von Google Translate und DeepL für Übersetzungen oder die Verwendung von Markierungen inklusive Anmerkungen - wichtig für Gruppenarbeiten.
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Open Talk
Corona hat den Bedarf nach Software für Videokonferenzen gestärkt, aber auch nach dem Abklingen der Pandemie sind die Vorteile dieser Anwendungen weiterhin bedeutend: Teams können Unterhaltungen jederzeit und überall führen, aufwendige (und umweltschädliche) Fahrten zum Büro werden überflüssig. Büros müssen nicht mehr so groß sein, da viele Mitarbeiter auch einfach von zu Hause arbeiten können.
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Microsoft Teams oder Zoom sind Anwendungen, die sich auf dem Markt breitflächig etabliert haben. Open Talk ist eine kostenlose Open-Source-Alternative, die genügend Funktionsumfang mitbringt: Über die Webseite starten Sie die Anwendung direkt und unterhalten sich mit Freunden und Kollegen. Die meisten wichtigen Funktionen sind vorhanden - wie das Screensharing, der automatische Mitschnitt von Meetings, Voting-Mechanismen und mehr.
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Mattermost
Welche Arbeitsgruppe übernimmt welche Aufgabe? Das Management von Teams kann komplex sein, aber ist wichtig, um ein Unternehmen auf Kurs zu halten. Mattermost gibt es für Desktop-PCs, mobile Geräte und den Browser. Es bietet Möglichkeiten für die Projektverwaltung und Gruppenunterhaltungen. Die meisten Funktionen bekommen Sie kostenlos, indem Sie sich auf der Webseite von Mattermost anmelden. Soll die Anwendung in die IT einer Firma integriert werden, fallen für laufenden Support und die Integration Kosten an - aber das dürfte Sie zu Hause nicht stören.
Browser, E-Mail & Co.
Ohne die in der Überschrift genannten Programme ist ein Umgang mit PCs und Notebooks für die meisten Menschen heute undenkbar. Wir stellen Alternativen zu den Platzhirschen vor.
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Ungoogled Chromium
Der Internetbrowser ist die Schnittstelle zwischen Ihnen und dem gesamten Angebot des Internets. Entsprechend wichtig ist sein Status - er dürfte das wichtigste Programm auf den Geräten vieler Anwenderinnen und Anwender sein.
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Googles Chrome-Browser hat sich dabei für viele als erste Wahl etabliert, was jedoch aus Sicht der Privatsphäre nicht immer die richtige Wahl ist. Zwar können viele von Googles "Schnüffeleien" mit Extensions beseitigt werden, doch das ist aufwendig und kostet Zeit. Ungoogled Chromium ist ein sehr ähnlich aufgebauter Browser, der allerdings von sämtlichen Zugriffen durch Google befreit ist. Einschränkungen müssen Sie dabei nicht hinnehmen - und auch die Erweiterungen aus dem Chrome-Store funktionieren problemlos.
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Thunderbird
Outlook ist ein exzellentes Werkzeug für die Verwaltung von E-Mails, Terminen und Kontakten, aber im privaten Bereich werden die meisten Funktionen kaum benötigt. Thunderbird ist seit Jahrzehnten kostenlos erhältlich und hält für Nutzerinnen und Nutzer alle wichtigen Funktionen bereit. So verwalten Sie beispielsweise mehrere Postfächer, ein Adressbuch, einen Kalender und vieles mehr. Inzwischen ist Thunderbird 20 Jahre alt und gilt als leuchtendes Beispiel für die Entwicklung starker Open-Source-Software.
Die Sicherung Ihrer Daten und Systeme
Auch privat sollen Sie Dateien regelmäßig sichern, um keine materiell oder ideell wertvollen Daten zu verlieren - wie Dokumente, Musik, Fotos, Videos, Programmdateien und mehr.
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Daten sichern mit Duplicati
Dafür können Sie zum Beispiel Duplicati verwenden. Das Tool arbeitet unbemerkt im Hintergrund und lässt sich so einrichten, wie es am besten zu Ihrem Aufgabenfeld passt.
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Unbemerkt synchronisiert Duplicati dadurch den Inhalt Ihrer Festplatten mit externen Speichermedien. Die Auswahl reicht von NAS-Geräten über USB-Speicher bis zu Internetservern. FTP und WebDAV werden als direkte Protokolle unterstützt, aber Sie können Duplicati auch an bekannte Dienste wie Dropbox oder die Cloudlösungen von Google und Amazon anbinden. Eine AES-256-Verschlüsselung garantiert dabei einen sicheren Schutz.
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Clonezilla
Möchten Sie ganze Festplatten oder zumindest Partitionen sichern, kommen Programme wie Clonezilla in Frage. Die Anwendung ist nicht kompliziert: Zuerst erstellen Sie ein Rettungsmedium auf einer CD oder einem USB-Stick - für den Fall, dass etwas schiefgehen sollte. Danach erzeugen Sie ein 1:1-Image von Festplatten oder Partitionen und übertragen diese Backups auf ein Speichermedium Ihrer Wahl.
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Sollte ein Fehler auftreten, haben Sie den USB-Stick oder die CD, um das System zurückzusetzen - das Risiko ist daher sehr gering. Außerdem kann Clonezilla alle Daten auch automatisch auf Server im Internet weiterleiten, wofür WebDAV und NFS bereitstehen. So garantieren Sie, Ihrer Daten immer gesichert zu haben - kostenlos dank Open-Source-Community.
Fotos, Videos und mehr
Die Bearbeitung digitaler Fotos ist ebenso beliebt wie verbreitet. Open-Source-Alternativen können dabei als Ersatz für Photoshop und ähnliche Schwergewichte dienen.
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Gimp
Gimps Benutzeroberfläche kann etwas ungewöhnlich sein, wenn Sie Programme wie Photoshop gewöhnt sind. Am Funktionsumfang ändert das aber nichts: Gimp kann Kontraste und Helligkeit ebenso wie Farbwerte anpassen. Schärfen Sie Ihre Bilder nach oder schneiden Sie sie zu. Verwenden Sie mehrere Ebenen für komplexere Bearbeitungsprozesse. Auch automatisierte Tools, wie die Entfernung des Hintergrunds auf einem Foto, sind mit an Bord.
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Digikam Photo Manager
Dieses Werkzeug bringt Ordnung in die Fotosammlung. Sortieren Sie Ihre Fotos damit zum Beispiel nach Stichwörtern oder Markierungen, die Sie selbst definieren können. Auf Wunsch liest Digikam Photo Manager Metadaten aus, um Ihre Bilder zum Beispiel nach dem Ort ihrer Aufnahme zu verwalten. RAW-Bilder können Sie, eingeschränkt, auch direkt bearbeiten. Noch besser dafür geeignet sind spezielle Anwendungen wie RAW Therapee, das sich nur auf die Bearbeitung und Verwaltung von RAW-Dateien eingeschossen hat.
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Inkscape und Scribus für Dokumentgestaltung
Möchten Sie Illustrationen entwerfen und dabei 0 Euro ausgeben, eignen sich Programme wie Scribus oder Inkscape. Erzeugen Sie mit Inkscape zum Beispiel sehr exakte Designs und nutzen Sie dafür die Erstellung von Objekten, Kurven oder auch Texten. Alle Elemente richtigen Sie exakt aneinander aus und generieren dadurch am Ende ein Design, das Ihren Vorstellungen zu 100 % entspricht. Wichtig für den etwas professionelleren Einsatz ist außerdem die Fähigkeit, Logos und Infografiken stufenlos zu skalieren. Für den privaten Gebrauch reicht der Umfang in jedem Fall aus.
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Scribus hingegen kann auch umfangreiche Layouts erstellen, wie Sie etwa für (Online-)Zeitungen wichtig sind. Beide Programme exportieren fertige Designs sowohl in vergleichsweise einfache Formate wie JPG und PDF als auch in skalierfähigen Lösungen wie SVG. Wollten Sie schon immer Ihre eigene Geburtstagskarte designen, sind Sie mit diesen Anwendungen auf der sicheren Seite.
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3D-Renderings mit Blender
Blender ist ein weiteres leuchtendes Beispiel für Open-Source-Software. Das Tool gibt es seit etwa 30 Jahren und es dient versierten Nutzerinnen und Nutzern für Modellierungs- und Texturarbeiten ebenso wie den Videoschnitt oder die Animation von Inhalten. Da Blender Plug-ins beherrscht, können Sie die Anwendung leicht an Ihren Bedarf anpassen - entsprechende Erweiterungen hält die Community bereit.
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Die Besonderheit von Blender ist dabei seine Fähigkeit, zu skalieren. Sie können das Programm zu Hause verwenden, um erste Erfahrungen bei der 3D-Modellierung zu machen - aber das Tool kommt auch in Filmproduktionen im dreistelligen Millionenbereich zum Einsatz, wie bei Wonder Woman. Selbst die NASA nutzt Blender teilweise, etwa für ihre Anwendung Experience Curiosity.
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VLC und ShotCut für Videos
VLC ist ein Medienplayer, der mit so gut wie allen Formaten umgehen kann. Exotische Clips von 2005 mit einem obskuren Videocodec spielt die Anwendung ebenso ab wie aktuelle 4K-Videos mit H.265 als Codec. Neben der reinen Betrachtung von Videos bringt VLC Playlisten mit, außerdem versteht das Programm Links zu Podcasts und Onlinevideos im Allgemeinen. Selbst die Konvertierung von einem Format in ein anderes ist möglich (wenngleich aktuell noch nicht besonders ausgereift).
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Möchten Sie Videos bearbeiten, ist ShotCut hingegen das bessere Programm. Aufnahmen aller Art können Sie damit schneiden und neu arrangieren. Die Zeitleiste, die viele Videoprogramme bieten, hilft bei der korrekten Abmischung von Bild und Ton. Eine recht umfangreiche Effektbibliothek ist ebenfalls inbegriffen. Da FFmpeg integriert ist, können Sie Ihre Dateien sehr leicht in verschiedene andere Formate ex- und importieren.
Weitere Open-Source-Helfer
Ohne spezielle Sortierung schauen wir uns nun noch einige weitere Anwendungen an, deren Test sich auf jeden Fall lohnt.
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Daten verschicken: OnionShare
Dateien via Cloud oder E-Mail zu versenden, kann sicherheitstechnisch problematisch sein. Verschlüsselte Verbindungen sind besser, aber für Laien nicht leicht aufzusetzen.
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OnionShare erleichtert den Vorgang deutlich und nutzt dafür die Technologie des Tor-Browsers, der Nutzerinformationen beim Surfen anonymisiert und dieses Erlebnis damit sicherer macht. Bei der Dateiübertragung wird zunächst eine Onion-Adresse erstellt, die der Empfänger dann abrufen muss. Die Daten sind immer verschlüsselt und mit einem Passwort versehen. Nur, wenn der Empfänger das Passwort kennt, ist eine Entschlüsselung möglich.
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Neben Filesharing ist in OnionShare auch die Möglichkeit für sichere Videochats und die Erstellung eines Webservers integriert, der Dateien über das bereits erwähnte Tor-Netzwerk leitet.
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Musik verwalten mit Dopamine
Sie haben einfach zu viel Musik auf Ihren Geräten? Möchten Sie sie leicht verwalten und dabei auf Open-Source-Anwendungen zurückgreifen, kommt Dopamine in Frage. Das Programm ist umfangreicher als zum Beispiel der in Windows integrierte Media Player und bietet weiterführende Funktionen, wie etwa die Digitalisierung Ihrer Musiksammlung oder das Streaming auf andere Geräte.
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Dopamine ist wesentlich schlanker als vergleichbare Programme und beherrscht trotzdem alles, was die meisten Menschen im privaten Bereich suchen. Management ist mit an Bord, ein Equalizer ist vorhanden und sogar die Einbindung in Dienste wie Discord ist möglich. Die tragbare Version lassen Sie einfach auf einem USB-Stick, auf dem auch die Musiksammlung vorhanden ist.
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Dadurch kann Dopamine auf vielen verschiedenen Geräten zum Einsatz kommen, aber sieht dabei immer identisch aus. Im Netzwerk können Sie die Anwendung ebenfalls verwenden, um Daten von Netzwerklaufwerken zu lesen.
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Malen mit Krita
Gemalt wird heute meist digital - und das geht kostenlos mit Krita. Von kleinen Konzeptzeichnungen bis zu fertigen Illustrationen kann Krita alles, was Sie sich wünschen.
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Nutzen Sie damit zum Beispiel verschiedene Pinsel- und Pinselspitzen, arbeiten Sie mit diversen Effekten und Ebenen und erstellen Sie Masken für pixelgenaue Arbeiten. Auch Animationen sind mit an Bord, um einfache Filme zu erstellen. Verfügen Sie über ein professionelles Grafiktablett, erkennt Krita auch Details wie die Neigung Ihres Stiftes und die Druckstärke.
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Zwar können das viele andere Programme ebenfalls - aber hier bekommen Sie es kostenlos. Außerdem wird die Anwendung permanent weiterentwickelt und dient damit als sinnvolle Alternative zu kostenpflichtigen Anwendungen wie Adobe Illustrator.
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7-Zip
Um Dateien zu packen und zu entpacken, hat sich 7-Zip etabliert. Die Benutzeroberfläche mag etwas altbacken aussehen, aber unter der Haube bringt das Werkzeug alles mit, was Sie brauchen. Erstellen Sie zum Beispiel verschlüsselte Archive, teilen Sie sie in mehrere kleine Pakete auf oder fügen Sie Dateien zu existierenden Archiven hinzu. Über das Kontextmenü im Windows Explorer bekommen Sie schnellen Zugriff auf alle wichtigen Funktionen.
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Neben den namensgebenden ZIP-Dateien unterstützt das Programm viele weitere Dateiformate, wie RAR, TAR, GZ, LHA und mehr, die in einigen Bereichen sehr wichtig sind.
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AESCrypt
Haben Sie wertvolle Informationen auf Ihren Geräten gespeichert, sollten Sie darüber nachdenken, diese zu verschlüsseln - oder denken Sie zum Beispiel an den Versand von Daten über das Internet. AESCrypt bindet sich ins Kontextmenü ein erlaubt Ihnen die Verschlüsselung von Dateien jeglicher Art mit einem selbstgewählten Passwort. Die verwendeten 256-Bit-Schlüssel sind dabei nach aktuellem Stand der Technik nicht zu knacken.
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Für die Entschlüsselung ist die Installation von AESCrypt notwendig. Nach einem Rechtsklick auf die Datei wählen Sie den Eintrag für AESCrypt und bestätigen die Operation mit Ihrem Passwort.