Die Geheimcodes in Arbeitszeugnissen

Viele Formulierungen in Arbeitszeugnissen klingen gut, haben aber bei genauerer Betrachtung negative Implikationen.
Arbeitszeugnisse enthalten oft "Geheimcodes". Die Formulierungen im Zeugnis können auf mangelnde Leistung oder fehlendes Engagement hinweisen, sind aber oft so formuliert, dass sie auf den ersten Blick positiv erscheinen. Wir klären auf!
Arbeitszeugnisse in vielen Ländern, insbesondere in Deutschland, enthalten sogenannte "Geheimcodes" - geschickten Formulierungen, die dazu dienen, die wahren Leistungen oder Verhaltensweisen eines Mitarbeiters zu verschleiern. Diese Codes werden oft in Form von Phrasen oder Wörtern verwendet, die auf den ersten Blick positiv erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung negative Implikationen haben können, die oft nur Personaler verstehen.
Ein häufiges Beispiel für einen solchen Geheimcode ist der Satz "Er/Sie hat stets zu unserer Zufriedenheit gearbeitet". Dies könnte auf den ersten Blick als positives Feedback erscheinen, tatsächlich entspricht diese Formulierung jedoch nur der Schulnote "Befriedigend". Auch Formulierungen wie "Er/Sie war stets bemüht" können problematisch sein. Sie lassen vermuten, dass der Mitarbeiter sich zwar bemüht hat, aber die gewünschten Ergebnisse nicht erzielt hat.
Das bedeuten die Geheimcodes in Arbeitszeugnissen
- "Er/Sie war stets bemüht" - Die Person hat sich bemüht, aber oft ohne Erfolg.
- "Er/Sie hat die übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit erfüllt" - Die Leistung war gerade noch ausreichend, entspricht einer Schulnote 4.
- "Er/Sie hat die übertragenen Aufgaben stets zu unserer Zufriedenheit erfüllt" - Die Leistung war befriedigend, entspricht einer Schulnote 3.
- "Er/Sie hat die übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllt" - Die Leistung war gut, entspricht einer Schulnote 2.
- "Er/Sie hat die übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt" - Die Leistung war sehr gut, entspricht einer Schulnote 1.
- "Er/Sie hat sich mit großem Fleiß und Interesse den gestellten Aufgaben gewidmet" - Die Person hat sich bemüht, aber die Leistung war nicht zufriedenstellend.
- "Er/Sie war immer pünktlich und fleißig" - Die Person war zuverlässig, aber es fehlte an Kompetenz oder Engagement.
- "Er/Sie war eine engagierte Mitarbeiterin" - Die Person war motiviert, aber die Leistung war nicht zufriedenstellend.
- "Er/Sie hat stets korrekt gehandelt" - Die Person hat nur das Nötigste gemacht.
- "Er/Sie war immer loyal" - Die Person hat keine Kritik geäußert, aber auch keine besonderen Leistungen erbracht.
- "Er/Sie war stets ein gewissenhafter Mitarbeiter" - Die Person war langsam und vorsichtig.
- "Er/Sie war immer hilfsbereit" - Die Person war eher passiv und hat nur auf Anweisung gearbeitet.
- "Er/Sie verfügt über ein fundiertes Fachwissen" - Die Person hat ein gutes Wissen, aber es fehlt an der praktischen Umsetzung.
- "Er/Sie hat stets Initiative gezeigt" - Die Person war unabhängig und selbstständig, aber vielleicht zu sehr.
- "Er/Sie hat sich um eine gute Zusammenarbeit bemüht" - Die Zusammenarbeit war problematisch.
- "Er/Sie hat sich stets korrekt verhalten" - Die Person hat keine besonderen Leistungen erbracht.
- "Er/Sie war stets eine tüchtige/r Mitarbeiter/in" - Die Person hat hart gearbeitet, aber die Ergebnisse waren nicht immer gut.
- "Er/Sie hat sich stets gut in das Team eingefügt" - Die Person hat keine Führungsqualitäten gezeigt.
- "Er/Sie war stets freundlich und zuvorkommend" - Die Person war nett, aber die Leistung war nicht zufriedenstellend.
- "Er/Sie verfügt über Fachwissen und hat ein gesundes Selbstvertrauen" - Die Person überspielt mit Arroganz ihr mangelndes Fachwissen.
Ein weiterer Geheimcode könnte in der Reihenfolge der aufgeführten Fähigkeiten und Verhaltensweisen liegen. In der Regel werden die Stärken eines Mitarbeiters zuerst genannt und dann die Bereiche, in denen Verbesserungen notwendig sind.
Wenn zum Beispiel "Pünktlichkeit" oder "Ordnungssinn" vor "Fachkompetenz" oder "Teamfähigkeit" genannt werden, könnte dies darauf hindeuten, dass der Mitarbeiter in den zuletzt genannten Bereichen Schwierigkeiten hatte. Daher ist es wichtig, Arbeitszeugnisse sorgfältig zu lesen und zu interpretieren, um ein vollständiges Bild der Leistung und des Verhaltens eines Mitarbeiters zu erhalten.