Die Todsünden in der Probezeit

Unpünktlich sein, krankfeiern: In der Probezeit sollte man sich nicht auf der faulen Haut ausruhen. Wir zeigen Dir, welche Fehler Du auf jeden Fall vermeiden solltest!
Kompetent auf dem Papier, offen und sympathisch im Bewerbungsgespräch – doch nach der Einstellung beginnt erst die Testphase! Die Probezeit wird ihrem Namen gerecht: Jetzt soll man zeigen, was tatsächlich in einem steckt. Peinliche Fehler sollten da lieber tunlichst vermieden werden.
Du hast die Chance genutzt! Der alte Job hat nicht mehr richtig gepasst, es gab keine Herausforderungen mehr oder der neue Führungsstil hat einfach nicht gepasst. Was immer es war, Du hast den Schritt gewagt. Nach der Kündigung im alten Unternehmen geht es nun in den neuen Job – in das neue Abenteuer.
Diese Fehler sollten man während der Probezeit nicht machen:
- Schlechte Arbeitsleistung
Zu Beginn wird man Dir mit Sicherheit nicht gleich die großen Fische überlassen. Zunächst liegt es an Dir, Deine Fähigkeiten zu beweisen. Nimm deshalb auch die kleinen, unbedeutend wirkenden Aufgaben ernst – denn genau darin liegt der Test. Wenn Du das gut meisterst, wird man Dir sicher bald auch die großen Aufträge zutrauen. - Unpünktlich sein
Klar, für den Unfall auf der Autobahn oder den Ausfall der Straßenbahnen kannst Du nichts! Hier wird man Dir einen unpünktlichen Start in den Arbeitstag sicherlich verzeihen. Allerdings sollte ein unpünktliches Erscheinen nicht zur Regelmäßigkeit werden. Schließlich gehört Pünktlichkeit zu den wichtigsten Arbeitstugenden! Das gilt auch für Abgabetermine oder Konferenzen – halte Dich an Fristen und achte auf Deinen Terminkalender. - Kritisch und besserwisserisch sein
Du bist erst eine Woche im neuen Job und nörgelst schon an den etablierten Arbeitsprozessen des neuen Unternehmens herum? Das hinterlässt bei den Kollegen und vor allem bem Vorgesetzten sicher keinen guten Eindruck. Halte Dich also mit Kritik lieber ein wenig zurück! - Alleingänge starten
SDu hast schon jahrelange Berufserfahrung und sprudelst nur so vor Ideen, was man im neuen Job alles verändern kann? Vergiss dabei eines nicht: Du bist neu in diesem Unternehmen und kennst die Gründe vielleicht noch nicht, warum bestimmte Dinge anders gehandhabt werden als Du es gewohnt bist. Nimm Dir Zeit und lerne die Strukturen sowie üblichen Vorgehensweisen kennen. Wenn Du von Anfang an Deinen eigenen Weg gehst, läufst Du in Gefahr, bei Deinen Kollegen anzuecken. - Keine Eigeninitiative zeigen
Wenn Du gerade an Deinem Schreibtisch sitzt und nichts zu tun hast, warte nicht einfach ab, bis eine neue Aufgabe durch das Fenster geflattert kommt. Zeige Eigeninitiative und mache selbst Vorschläge, was Du noch tun könntest. Jetzt kannst Du Engagement in diesem Unternehmen beweisen und bringst vielleicht sogar noch neue Ideen hinein. - Krankfeiern und ständig Urlaub nehmen
Du hast auch in der Probezeit Anspruch auf ein Zwölftel des Jahresurlaubs pro Monat. Sich die Tage sofort freizunehmen, ist jedoch nicht ratsam. Besonders in der Anfangsphase sollte man viel zeitliches Engagement zeigen. Schließlich musst Du noch einiges über neue Arbeitsprozesse und Co. lernen. Deshalb kannst Du es Dir auch nicht leisten, Dich wegen Kleinigkeiten ständig krankzumelden. Nimm die Einarbeitungszeit ernst und sei nur abwesend, wenn es nicht anders geht. - Früh Feierabend machen
Beobachte, wer wann nach Hause geht. Verlasse auf keinen Fall vor allen anderen das Büro. Besonders dann, wenn alle Überstunden machen, um ein Projekt zu Ende zu bringen – dann früh nach Hause zu gehen, wird Dir im Team keinen guten Ruf verschaffen. - Ein lockeres Mundwerk haben
Die goldene Regel lautet: "Viel hören, viel sehen, wenig sagen!". Ganz besonders gilt dies für den Klatsch und Tratsch auf dem Flur – halte Dich mit Äußerungen zurück. Schließlich kennst Du die meisten Kollegen ja noch nicht richtig. - Sofort Duzen und Privatgespräche führen
Du willst bei der Vorstellung im Team gerne offen und natürlich herüberkommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du gleich mit jedem über private Dinge plaudern solltest. Ratsam ist es, die Waage zwischen Offenheit und Verschlossenheit zu halten. Denn wer sich zu sehr distanziert, erweckt den Eindruck, sich nicht integrieren zu wollen. Außerdem: Beobachte, was in der neuen Firma beim Duzen oder Siezen üblich ist. Wird sich im Team von Anfang an geduzt, musst Dunatürlich nicht warten, bis man es anbietet. - Arrogant sein
Eine arrogante Haltung macht Dir keine Freunde, aber mit Sicherheit Feinde. Egal in welcher Position Du bist, zolle Deinen Kollegen Respekt. Ein positiver und zugewandter Zugang zahlt sich vor allem am Anfang immer aus. - Sehr zurückhaltend sein
Auch hier gilt es wieder, die Waage zu halten. Sei nicht all zu forsch, aber im Hintergrund solltest Du Dich trotzdem nicht halten. Schließlich ist das hier die Testphase und man sollte seinem Vorgesetzten zeigen, warum er Dich auch nach der Probezeit weiter anstellen soll. Das kannst Du nicht, wenn Du aus dessen Aufmerksamkeit verschwindest. Beteilige Dich aktiv und sachlich an Meetings und anderen Runden. Bringe Dich ein, aber sei dabei nicht zu einnehmend. - Versuchen, alles alleine zu schaffen
Versuche nicht, von Anfang an alles alleine zu können. Es ist in Ordnung, hin und wieder nachzufragen. Schließlich bist Du noch nicht lange in die firmeninternen Abläufen involviert. Bevor sich Fehler häufen, die hätten vermieden werden können, frage lieber im Vorhinein bei einem Ansprechpartner nach und lass Dir manche Sachen nochmal erklären. - Keine Fehler zugeben
Eine gewisse Fehlerquote ist als neuer Mitarbeiter im Unternehmen in Ordnung. Fehler sind ja dazu da, um aus ihnen für die Zukunft zu lernen. Wenn Du jedoch einen Fehler gemacht hast, versuche nicht, ihn irgendwie zu verschleiern. Stehe dazu, am besten direkt und unaufgefordert. Das hinterlässt auf jeden Fall einen besseren, verantwortungsvollen Eindruck. - Kein Feedback einholen
Am Ende der Probezeit ist der Zug abgefahren. Wenn Du dann entlassen wirst, kannst Du nicht noch um eine zweite Chance zur Verbesserung betteln. Stattdessen ist es ratsam, sich frühzeitig um Feedback zu kümmern. Beurteile Deine eigene Leistung und suche aktiv das Gespräch mit Deinem Vorgesetzten für das erforderliche Feedback zu Deiner bisherigen Arbeit. Dadurch wird nicht nur klar, was Du gut oder nicht gut machst, sondern auch, was die Firma vom neuen Mitarbeiter in der Praxis tatsächlich erwartet.
Probezeit überstehen
In der Regel gibt es zu Beginn eines neuen Arbeitsverhältnises zunächst eine Probezeit. Während der meist sechs Monate andauernden Testphase kann Dir der Arbeitgeber binnen zwei Wochen kündigen.
Doch auch Du hast als Arbeitnehmer die Möglichkeit, mit einer Kündigungsfrist von nur zwei Wochen den Arbeitsvertrag aufzulösen, wenn Deine Erwartungen nicht erfüllt werden.
Selbst, wenn der Arbeitgeber auf eine Probezeit verzichtet, gilt, was der Gesetzgeber auferlegt hat. Im ersten halben Jahr im Job kann Dir grundlos mit einer Frist von vier Wochen gekündigt werden.
Neuer Job: Das solltest Du beachten
Doch damit es gar nicht dazu kommen kann, solltest Du zwei Dinge beachten:
Erstens: Überlege Dir als Bewerber nach dem Vorstellungsgespräch, ob Du mit diesem Vorgesetzten arbeiten willst und ob der Job tatsächlich etwas für Dich ist. Der Arbeitgeber sollte sich in seiner Entscheidung ebenfalls weitgehend sicher sein.
Zweitens: Beherzige die goldenen Regeln der Probezeit und mache keine Fehler, die Dich innerhalb von nur zwei Wochen zurück auf den Arbeitsmarkt schicken könnten! Welche Fehler solltest Du also auf jeden Fall vermeiden?
Was ist die Probezeit
Die Probezeit ist eigentlich die Wartezeit für den Kündigungsschutz. Dieser greift nämlich erst nach sechs Monaten in einem Arbeitsverhältnis. Davor ist das Kündigungsschutzgesetz nicht anwendbar.
Das bedeutet, dass man Ihnen in den ersten sechs Monaten im neuen Job ohne Angabe von Gründen innerhalb von zwei Wochen kündigen kann.
Probezeit: Auch gut für Arbeitnehmer
Von diesem psychologischen Effekt solltest Du Dich aber nicht einschüchtern lassen. Stattdessen ist die Regelung in der Probezeit auch für Dich eine Chance. In dieser Testzeit kannst Du herausfinden, ob Du über einen längeren Zeitraum in der Firma und der Position arbeiten möchtest.
Hat der Arbeitgeber im Vorstellungsgespräch Versprechungen gemacht, die er nun nicht einhält? Ist das Arbeitsklima überhaupt nicht Deinen Ansprüchen entsprechend? Dann kannst Du guten Gewissens noch in der Probezeit kündigen. Du musst nicht einmal angeben, warum.
Probezeit verlängern: Geht das?
Der Kündigungsschutz, der in der Probezeit noch nicht gilt, ist hauptsächlich ein Schutz für Dich.
Wenn es dem Arbeitnehmer schadet, darf deshalb vom Kündigungsschutzgesetz nicht abgewichen werden. Das bedeutet, dass die Probezeit nicht über sechs Monate hinaus verlängert werden darf. Wenn Dein Vorgesetzter dies also in den Raum wirft, steht das Recht auf Deiner Seite.
Allerdings gibt es trotzdem viele Schlupflöcher. Durch sie können sich Arbeitgeber vorbehalten, den Arbeitnehmer unter dem psychologischen Effekt einer Probezeit zu halten.
So könnte zum Beispiel nach Ende der Probezeit ein befristeter Arbeitsvertrag aufgesetzt werden, der dann je nach Laune des Arbeitgebers am Ende wieder und wieder verlängert werden kann. Allerdings geht dies nur zweimal. Danach muss es einen unbefristeten Arbeitsvertrag geben.
Fristlose Entlassung in der Probezeit
Die Kündigungsfristen in der Probezeit können variieren. Dafür müssen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften andere Fristen vereinbart haben. Diese können sowohl kürzer als auch länger sein. Unterschreibt man also einen Tarifvertrag, können auch in der Probezeit andere Kündigungsfristen gelten. Durch die Gleichstellungsabrede im individuellen Arbeitsvertrag können solche Tarifentscheidungen auch auf nicht-tarifgebundene Arbeitnehmer übergehen. Somit können beide Parteien ordentlich zu teilweise vom Gesetz abweichenden Fristen den Arbeitsvertrag auflösen. Die außerordentliche Kündigung sieht für die Probezeit keine gesonderte Regelung vor. Das heißt, dass auch in den ersten sechs Monaten fristlos gekündigt werden kann. Dafür muss jedoch ein außerordentlicher Grund vorliegen.
Was ist ein außerordentlicher Grund?
Wenn der Arbeitgeber über einen langen Zeitraum auch nach mehreren Aufforderungen keinen Lohn gezahlt hat, ist dies ein außerordentlicher Grund für den Arbeitnehmer, um fristlos zu kündigen. Oder wenn der Arbeitnehmer gegenüber seines Vorgesetzten körperlich gewalttätig wird, kann dies zu einer fristlosen Entlassung führen.
Übergang in den Arbeitsvertrag
Doch wenn Du Dir Deinen neuen Arbeitgeber durchdacht und Deinen Vorstellungen entsprechend aussuchst und die schlimmsten Fehler während Deiner Probezeit vermeidest, solltest Du spätestens nach einem halben Jahr den Übergang in den Arbeitsvertrag geschafft haben. Ob dieser dann befristet oder unbefristet ist, wird entweder dann festgelegt oder steht bereits im Vertrag zu Beginn der Probezeit. Du hast es geschafft! Die Chance zum neuen Abenteuer hat sich gelohnt und Du hast überzeugt. Doch eines solltest Du noch beachten: Unkündbar bist Du nach der Probezeit trotzdem nicht.