Warum wir unsere eigene Nase nicht sehen können
Warum stört uns die Nase nicht in unserem Sichtfeld?
In unserer alltäglichen Wahrnehmung könnte man annehmen, dass die prominente Platzierung unserer Nase – eingebettet zwischen den Augen und gleich darunter – beim Blick in die Welt störend wirken müsste. Kinder fragen sich oft, und auch Erwachsene wundern sich manchmal: Warum stört uns unsere Nase eigentlich nicht in unserem Sichtfeld? Eine aufschlussreiche Erklärung hierfür liefert das Kuratorium Gutes Sehen, das auf den entscheidenden Faktor hinweist: Es ist nicht etwa die Anordnung der Augen, sondern die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns, die es uns ermöglicht, die Nase im täglichen Sehvorgang zu ignorieren.
Obgleich die Nase durchaus einen Teil unseres Gesichtsfeldes einnimmt – und bei konzentrierter Betrachtung, vielleicht mit leichtem Zukneifen eines Auges, sogar sichtbar wird –, ist sie nicht das, was unser Gehirn als wesentlich erachtet. Das Sehsystem arbeitet damit, dass die Eindrücke vom Sehnerv zum Gehirn übertragen werden, wobei das Gehirn wegen der Informationsflut auswählen muss, welche Daten Vorrang haben.
Das Gehirn filtert: Wichtiges wird beibehalten
"Das Ziel unseres Gehirns ist es, die Umgebung effizient zu erfassen und potenzielle Gefahren rasch zu identifizieren", erklärt das Kuratorium Gutes Sehen und fügt hinzu, für unsere Vorfahren sei es entscheidend gewesen, beispielsweise einen Säbelzahntiger in der Ferne auszumachen, statt auf die eigene Nase, die keine Veränderungen anzeigt und somit keine Gefahr darstellt oder wichtige Information bietet, zu achten.
Für das bewusste Ausblenden unwesentlicher Elemente ist ein spezieller Teil des Gehirns verantwortlich, der Assoziationskortex. Dieser kognitive Bereich ist in der Lage, Muster zu erkennen, Informationen zu interpretieren und daraufhin irrelevante oder ablenkende Muster zu unterdrücken. Dieser Mechanismus ist vergleichbar mit dem Ignorieren bestimmter Textabschnitte, die nicht im Fokus unserer aktuellen Lektüre liegen.
So wird zwar ein Teil unseres Gesichtsfeldes von der Nase eingenommen, unser Gehirn entscheidet jedoch, dass sie für die Bewältigung des Alltags nicht von Bedeutung ist und schenkt ihr keine Beachtung.