44 Potenzmittel im Test

In Deutschland sind circa vier bis sechs Millionen Männer von Impotenz betroffen. Während es früher nur Vakuumpumpen oder Spritzen zur Behandlung gab, hat Viagra seit 1998 das Liebesleben weltweit revolutioniert. Heute gibt es rezeptpflichtige aber auch frei verkäufliche Potenzmittel. Das Verbrauchermagazin ÖKO-TEST hat 44 Mittel getestet. Wir stellen Ihnen die Ergebnisse vor!
33 Potenzmittel fallen im Test durch
Das Verbrauchermagazin ÖKO-TEST kaufte zehn rezeptpflichtige Arzneimittel und 33 weitere als Potenzmittel angebotene Produkte, schickte sie ins Labor und untersuchte, ob sie wirklich zu mehr "Haltung" verhalfen.
Alle 33 frei verkäuflichen Potenzmittel hielten nicht das, was sie versprachen, trotz klangvoller Namen wie "Penis Kraft Dragees", "Voodoo Ekstase Cocktail" und "Wolllust-Tropfen". Das ÖKO-TEST-Urteil lautete bei den Mitteln "mangelhaft" oder "ungenügend".
Immerhin: Sieben von den zehn rezeptpflichtigen Mitteln schnitten dagegen mit "Sehr gut" ab, darunter die bekannten Potenzpillen Viagra, Cialis, Levitra und die Sublingualtabletten Ixense und Uprima sowie der Wirkstoff Alprostadil, der unter ärztlicher Anleitung direkt in den Penisschwellkörper gespritzt wird.
Gefahr durch den Wirkstoff Sildenafil
Für Männer, die auf nitrathaltige Herzmedikamente angewiesen sind, kann der Viagra-Wirkstoff Sildenafil allerdings lebensbedrohlich sein, so dass auf pflanzliche Präparate ausgewichen wird. Doch diese angeblich rein pflanzlichen Mittel enthalten vielfach genau den Wirkstoff Sildenafil oder chemisch fast identische Imitate. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Es beruft sich auf Untersuchungen des Nationalen Instituts für Öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) in den Niederlanden. Die Einnahme dieser Potenzmittel bedeutet also ein Risiko für Männer, die auf nitrathaltige Herzmedikamente angewiesen sind.
RIVM-Analytikerin Leonore Blok-Tip zufolge seien die beanstandeten Mittel auch über Sex-Shops und übers Internet zu erhalten, auch über deutsche Internetseiten. Während die niederländische Stelle keine Produktnamen preisgeben darf, warnt das Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic laut "Spiegel" vor einem Produkt namens "Libidfit", da es einen nicht deklarierten Wirkstoff enthält, welcher dem Wirkstoff Sildenafil ähnlich ist.
Von unwirksamen Ständertropfen und Potenzholz
Viele Männer schämen sich davor, ihre Erektionsprobleme mit dem Arzt zu besprechen. Häufig suchen sie Hilfe durch frei verkäufliche Potenzmittel aus dem Sexshop oder dem Online-Versandhandel, die mit den irrwitzigsten Namen daherkommen. Die „Intercost Ständer-Tropfen“ geloben beispielsweise, "dass 'er' – wenn es darauf ankommt – groß, dick und steif nach oben ragt und von großer Ausdauer ist". Aber Achtung vor Potenzmitteln aus dem Internet! Das Risiko, über eine unseriöse Quelle Produkte von mangelhafter Qualität oder gefälschte Produkte zu erwerben, ist hoch. Erst kürzlich hat das Zollfahndungsamt München Tatverdächtige festgenommen, welche Potenzmittel aus Indien und Nepal neu verpackt und über das Internet verkauft haben sollen.
Freiverkäuflichen Potenzmittel nur "mangelhaft" oder "ungenügend" im Test
Festzuhalten ist also, dass nur rezeptpflichtige Potenzmittel wirken. Alle Potenzmittel, die ohne Rezept zu erhalten sind, sind eine Schummelpackung – von potenzfördernder Wirkung keine Spur. Laut ÖKO-Test ist für keines dieser Potenzmittel die Wirksamkeit in klinischen Studien nachgewiesen. Daran ändern auch die höchst unterschiedlichen Inhaltsstoffe wie Potenzholz, Damiana und Spanische Fliege nichts, die vielfach als Aphrodisiaka aus der Volksmedizin bekannt sind, wo sie zur Anregung, Steigerung der Libido und der geschlechtlichen Leistungsfähigkeit verwendet wurden und werden.
Wie sich Viagra, Cialis und Levitra unterscheiden
Lediglich rezeptpflichtige Mittel wie Viagra & Co. bringen potente Ergebnisse. Allerdings muss Mann teilweise mit erheblichen Nebenwirkungen rechnen. Alprostadil ruft in zu hoher Dosierung schmerzhafte Dauererektionen hervor. Zudem verbietet sich Viagra, wenn gleichzeitig Medikamente zur Behandlung von Herz- und Kreislauf- Erkrankungen eingenommen werden. Die Kombination kann zu Herzstillstand führen.
Die in Viagra, Cialis und Levitra enthaltenen Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil sind Phosphodiesterasehemmer vom Typ 5 (PDE-5-Hemmer), die die Durchblutung des Penis steigern. PDE-5 steht für das Enzym Phosphodiesterase-5, das an der Signalverarbeitung der Blutgefäßmuskel im Penis beteiligt ist. Wird die Pille eingenommen, wird dieses Enzym gehemmt. Die Folge: Die Penisarterien weiten sich, Blut fließt in die Schwellkörper und des Mannes bestes Stück ist einsatzbereit. Unterschiedlich ist allerdings der Wirkungszeitraum der verschiedenen Helferlein in Sachen Standfestigkeit.
Viagra und Levitra
Viagra muss eine Stunde vor dem Liebesspiel eingenommen werden; die Wirkung hält nur bis zu acht Stunden an. Levitra mit dem Wirkstoff Vardenafil wirkt schon nach 25 Minuten und soll trotz geringerer Dosis gezielter als Viagra wirken. Da der Wirkstoff über die Darmwand vom Blut aufgenommen wird, gelangt er so in jede Körperzelle. Wenn auch milder, können bei Levitra ähnliche Nebenwirkungen auftreten wie bei Viagra. Am häufigsten wurde über Kopfschmerzen und Gesichtsrötung berichtet, teilte Bayer in einer Pressemitteilung mit.
Cialis
Cialis mit dem Wirkstoff Tadalafil hat den Beinamen "Wochenendpille". Wird sie am Samstagmorgen eingenommen, wirkt sie bis zu 36 Stunden und ermöglicht so über das ganze Wochenende spontanen Sex. Dabei bekommt der Mann keine so genannte Dauerlatte, die Erektion wird genauso stimuliert, wie es vor dem Verlust der Potenz möglich war: durch Zärtlichkeit.
Yohimbin - Das neue natürliche Mittel gegen Errektionsstörungen?
Yohimbin ist ein Alkaloid aus der Rinde des Yohimbebaumes. Da es die Beckenorgane verstärkt durchblutet und die Erregbarkeit der Reflexe im Nervensystem steigert, wird es als sexuelles Stimulans eingesetzt. Die Ergebnisse mit Yohimbin waren sehr widersprüchlich: Mal gab es Behandlungserfolge bei nur 34 Prozent der Patienten, mal sprachen 73 Prozent auf den Wirkstoff an. Zudem ist die Wirkung von Yohimbin auf den Organismus noch nicht vollkommen erforscht. Die Gesellschaft der amerikanischen Urologen (AUA) empfiehlt Yohimbin daher nicht als Standardtherapie.
(Knall-)Harte Fakten: Das Potenzmittel für Sie
Um das beste Potenzmittel zu finden, sollten Betroffene unbedingt mit dem Arzt sprechen und seinen medizinischen Rat befolgen. Potenzprobleme können verschiedene Ursachen wie beispielsweise eine Erkrankung der Herzkranzgefäße haben.