Sorry-Sex oder Liebesbrief? Die Kunst des Versöhnens
Die Kunst der Versöhnung – nach einem Streit sollte sich jeder beherrschen, auch wenn es in der Beziehung nicht ganz einfach ist. Hier die besten Tipps, falls es mal etwas lauter wird
Wieder mal ein handfester Krach! Türenknallen und Tränen, harte Worte und danach eisiges Schweigen. Gerade zwischen Advent und Neujahr fliegen in jeder dritten Beziehung die Fetzen. Und dann ist da noch dieses schlimme Gefühl: Das lässt sich niemals wieder kitten.
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Versöhnung – im Moment der Wut und Enttäuschung scheint sie fast undenkbar. Doch Psychologen wissen: Ohne die Bereitschaft zu vergeben kann die beste Partnerschaft nicht funktionieren. Dipl.-Psychologe Roland Freudenthal. "Versöhnungsbereitschaft hat nichts mit Demut und selbstloser Nachgiebigkeit zu tun. Irgendwann muss Schluss sein mit Vorwürfen, sonst bleibt die Seele auf der Strecke." Wer vergibt, lebt gesünder, leidet weniger an Depressionen, Bluthochdruck, Migräne, Schlaf- oder Essstörungen, beweist eine US-Studie. Wut- und Rachegedanken dagegen rauben unnötig Energie.
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Zu streiten und sich zu versöhnen kann einer Beziehung sogar gut tun. Roland Freudenthal. "Im Streit zeigen sich oft verdrängte Gefühle, die man im Alltag ignoriert. Wenn man sich damit auseinandersetzt, kann das die Partnerschaft beleben." Wichtig: "Beide Partner sollten nach einem Konflikt aufeinander zugehen. Versöhnung ist ein mühsames Geschäft – aber es lohnt sich."
Die Kunst des Verzeihens – man kann sie erlernen.
Die besten Tipps, damit die Krise nicht zur Katastrophe wird:
Bei quälendem Mini-Zoff: Raus an die frische Luft!
"Die meisten Menschen nehmen den Ort, an dem der Streit ausgetragen wurde, noch eine ganze Weile als beklemmend wahr", weiß Roland Freudenthal. Sein Tipp: "Nehmen Sie Ihren Partner an die Hand und gehen Sie gemeinsam an die frische Luft, um den Konflikt zu besprechen." Sich einmal vom Wind den Kopf durchpusten zu lassen, kann hilfreich sein.
Ganz wichtig beim Spaziergang-Gespräch: Verkneifen Sie sich Schuldzuweisungen – und vermeiden Sie es, dem anderen immer wieder seine Fehler vorzuhalten. Freudenthal: "Das macht den Streit nicht ungeschehen, sondern konserviert die Wut." Und Hand aufs Herz: Zu einem Streit gehören immer zwei. Machen Sie sich das klar!Bei mittlerem Streit – Brief oder E-Mail schreiben!
Sie haben Ihren Partner beleidigt? "Finden Sie den Mut zu einer ehrlichen Entschuldigung. Schildern Sie ihm aufrichtig Ihre Gefühle", rät der Dipl.-Psychologe. Sein Tipp: "Wenn Sie sich nicht trauen, ein Gespräch anzufangen, machen Sie ein kleines Geschenk oder schreiben einen lieben Brief oder eine E-Mail." Kleine Gesten können Herzen öffnen!Bei XXL-Zerwürfnissen: Versöhnung braucht Zeit!
Gibt es einen besonders schwerwiegenden Grund für einen Beziehungsstreit (z.B. Seitensprung), hilft nur eins: Zeit! "Manchmal ist es sogar effektiv, wenn beide Partner sich für eine Weile räumlich trennen", so der Experte. "In dieser Zeit können sich beide ihre Gedanken über die Beziehung machen." Zum Beispiel: Wie tief sind die Verletzungen? Was braucht es, um wirklich verzeihen können? Roland Freudenthal. "Es bringt nichts, sich auf eine Versöhnung einzulassen, wenn man den Groll heimlich weiterhegt." Daher gilt: Hinterfragen Sie Ihre Gefühle! "Viele Menschen sind nachtragend und steigern sich in ihre Wut hinein", so der Psychologe. "Wer die eigenen Emotionen hinterfragt, gewinnt Abstand und lernt, den Konflikt aus einer anderen Perspektive zu betrachten."Ganz wichtig für Streits jeder Intensität
Ursachen klären. Finden Sie heraus, was der Streit-Grund war und warum Sie sich so provozieren ließen ("Ich fühle mich verletzt, weil…"). Der Psychologe: "Falls Sie so nicht weiterkommen, bitten Sie einen neutralen Freund um Vermittlung. Dadurch bleibt das Gespräch sachlich. Wichtig: Keine alten Verletzungen ausgraben!"
Lösung finden. Überlegen Sie gemeinsam, was Sie in Zukunft ändern können, damit Ihr Alltag harmonischer wird, z.B.: Er vergisst ständig, den Müll runterzubringen? Erstellen Sie einen gemeinsamen Haushaltsplan. Und: Überlegen Sie, ob hinter dem Alltagsärger etwas Tieferes steckt. Fühlen Sie sich vielleicht nicht mehr genug geschätzt und geliebt?
Zeit nehmen. Nach einem Streit muss das Vertrauen wieder wachsen. Lassen Sie sich Zeit füreinander, fahren z.B. ein Wochenende zusammen weg. Das verbindet, gibt der Liebe wieder eine Chance.Und wie ist es mit Sorry-Sex nach dem Streit?
Nach einer aktuellen GfK-Umfrage sagen die wenigsten deutschen Männer "Nein" zu einer Versöhnung im Bett (nur 1 %) – und auch nur jede achte Frau lehnt Sex nach einem Streit ab. ABER: "Sex ist der perfekte Gegenspieler von Stress, hilft allerdings nur bei kleinem bis mittelschwerem Streit und nicht bei schwerwiegenden Auseinandersetzungen", so der Psychologe. "Denn das Liebesspiel löst keine Partnerschafts-Probleme!" Sein Rat: "Vertragen Sie sich, bevor es zur Sache geht! Umso schöner wird es…"