Stehen Frauen wirklich auf Gewaltfantasien?

Die Vorstellung vergewaltigt zu werden, erregt ihre Partnerin? Kein Grund zur Sorge, damit ist sie nicht die einzige Frau.
Ist es normal, dass sich Frauen vorstellen vergewaltigt zu werden? Haben Männer ähnliche Sexfantasien? Falls ja, woher kommen sie?
Eine Frau geht nachts alleine durch einen Park und wird in einer abgelegenen Ecke von einem fremden Mann in einen Busch gezerrt und überwältigt. Sie ist ihm vollkommen unterlegen und kann sich nicht wehren. Was nach einem Horror-Szenario klingt, ist für viele Frauen eine normale Sexfantasie. Aber möchte eine Frau das wirklich erleben und woher kommen solche Vorstellungen?
Sind Gewaltfantasien normal?
Viele Frauen haben solche Fantasien, nur behalten sie diese meistens für sich. Die Ergebnisse einer Umfrage der Montreal Universität zeigen, dass sich fast 65 Prozent einmal vorgestellt haben, dominiert zu werden. Und jede dritte Frau hatte bereits die Fantasie vergewaltigt zu werden.
Aber nicht nur Frauen denken an solche düsteren, sexuellen Fantasien. Auch jeder zweite Mann stellt sich laut der kanadischen Studie Ähnliches vor. Bei der Frage, ob sie bereits den Gedanken hatten vergewaltigt zu werden, liegt der Männeranteil sogar etwas höher.
Woher kommen solche Fantasien?
Laut stern.de kann ein Grund solcher Gewaltfantasien ein unverarbeitetes Trauma sein. Der Fantasierende hat dann selbst die Macht über die Handlung und kann eine Situation, in der dieser in der Vergangenheit womöglich ausgeliefert war, bestimmen wann und wie etwas passiert.
Ein anderer Erklärungsansatz ist die unterdrückte Scham. Während einer Fantasie werden Gefühle und Triebe freigelassen, für die man sich womöglich in der Realität schämen würde. Frauen aber auch Männern, denen solche Fantasien durch den Kopf gehen, muss aber nicht zwangsläufig etwas in der Vergangenheit passiert sein. Auch die bloße Neugierde nach unbekannten Rollen kann ein Grund solcher Fantasien sein. Es spielt sich im Kopf ein Szenario ab, in dem man gefühlsmäßig vollkommen involviert ist, ohne es wirklich zu erleben.
Die Theorie des Erregungstransfers erklärt die Entstehung solcher Fantasien so: Gefühle wie Angst und Aufregung werden in Erregung umgewandelt. Wenn man zum Beispiel ein aufregendes Erlebnis mit einer anderen Person teilt, wie von einer Klippe zu springen, dann hat man vermutlich erst Angst. Allerdings sorgt der begleitende Adrenalinschub dafür, dass diese Angst zur Erregung wird. Stellen wir uns also eine sexuelle Gewaltfantasie vor, in der wir Angst haben, kann uns das durchaus erregen – natürlich auch weil wir wissen, dass es sich um reine Vorstellungskraft handelt.
Auf welche Sexfantasien stehen Frauen noch?
Nicht nur Gewaltfantasien beschäftigen die Gedanken einer Frau. Laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2018 wünschen sich die meisten Frauen einen heißen Dreier mit zwei Männern. Dicht gefolgt von Sex an öffentlichen Orten. Ob in der Umkleidekabine, im Park oder am Strand – 21 Prozent der Frauen möchten in aller Öffentlichkeit befriedigt werden. Auf Platz 3 landen Fesselspiele. 20 Prozent der Frauen wollen sich dem Mann komplett
ausgeliefert fühlen. Übrigens: Mit 19 Prozent knapp am dritten Platz vorbei stehen Fantasien mit einer anderen Frau.
Fantasie ist nicht gleich Wunsch
Haben Frauen die Vorstellung, vergewaltigt zu werden, ist das bloß der Wunsch einer Person völlig unterlegen zu sein und bedeutet nicht, dass sie wirklich diese Erfahrung machen will. Jeder Sexwunsch ist zwar auch eine Sexfantasie, aber nicht jede Sexfantasie ist gleich ein Sexwunsch.
Dass der fantasierte Vergewaltiger dann meist auch noch ein verdammt attraktiver Kerl ist, mit dem man vermutlich sowieso schlafen würde, spricht für die bloße Vorstellungskraft.
Fakt ist: Sexuelle Fantasien hat jeder – auch die, die man in der Wirklichkeit niemals ausleben würde. Und genau darauf liegt der Fokus. Es ist also völlig normal, sich verschiedene Szenarien gedanklich vorzustellen. Sie sind weder verwerflich, noch muss man sich dafür schämen.