"Flüssiges Gold": Ist Knochenbrühe wirklich so gesund?
Schon die österreichische Kaiserin Elisabeth (1837-1898), besser bekannt als Sisi, soll angeblich täglich kalte Rinderbrühe zum Frühstück getrunken haben, um ihre extrem schlanke Taille zu halten. Aktuell erfährt der Suppenfond aus Fleischknochen wieder einen Hype und wird auf TikTok sogar als "flüssiges Gold" gehandelt. Aber ist "Bone Broth" wirklich so gesund, wie behauptet?
Laut verschiedensten TikTok-Userinnen und -User soll Knochenbrühe unter anderem Gelenkschmerzen lindern, Verdauungsbeschwerden abschwächen und die Haut glätten. Aber erstmal von vorne: Woraus genau besteht "Bone Broth" eigentlich? Der Name verrät es bereits. Für die Brühe werden Knochen von Tieren wie Rindern, Schweinen oder Hühnern über mehrere Stunden - manchmal bis zu 24 Stunden - in Wasser geköchelt. Dabei lösen sich Kollagen, Gelatine, Mineralien wie Kalzium und Magnesium sowie Aminosäuren aus den Knochen. Je länger die Brühe köchelt, desto mehr Nährstoffe werden freigesetzt. Die Brühe kann dann pur getrunken oder als Basis für Suppen oder Eintöpfe benutzt werden.
Laut der renommierten "Cleveland Clinic" deuten die wenigen Studien, die zum Thema existieren, vor allem auf eins hin: Knochenbrühe ist nicht gleich Knochenbrühe. Selbstgemachte "Bone Broth" sei am zuverlässigsten, aber auch sie variiere in ihrer Nährstoffqualität. Die Suppe sei vor allem kein "Allheilmittel", heißt es.
Kann Knochenbrühe die Gelenke stärken?
Eine gängige Annahme ist, dass die Aminosäuren oder Proteinbausteine der Knochenbrühe unsere Sehnen, Bänder und Knorpel dabei unterstützen, ihr eigenes Kollagen herzustellen und so die Gelenke zu stärken. Laut Dr. Keith Baar, Professor für molekulare Sportphysiologie an der University of California, macht das in der Theorie zwar Sinn: Studien hätten ergeben, dass Kollagenpräparate Muskeln und Sehnen stärken können, und Sportlern bei der Erholung helfen können. Zur Knochenbrühe selbst gebe es bisher aber nur wenig Forschung, wird Baar von der "New York Times" zitiert.
Laut der "Cleveland Clinic" kann eine kollagenreiche Knochenbrühe durchaus eine gute Quelle für Aminosäuren sein, die wiederum Gewebe, Muskeln und Knochen stärken. Zudem enthält die Brühe Elektrolyte wie Kalzium, Kalium, Natrium und Magnesium, die zur Regulierung der Nerven- und Muskelfunktion beitragen und Krämpfen vorbeugen können.
Verbessert "Bone Broth" die Darmgesundheit?
Der Knochenbrühe werden zudem darmheilende und durchfallhemmende Eigenschaften zugesagt. Das Kollagen könne die Kraft der Auskleidung unseres Margen-Darm-Trakts stärken. Denn diese wird mit der Zeit dünner. Laut der "New York Times" ergab eine an Mäusen durchgeführte Studie aus dem Jahr 2021, dass die Tiere, die zehn Tage lang Knochenbrühe tranken, weniger anfällig für Darmschäden und Entzündungen waren als diejenigen, die Wasser tranken. Ob "Bone Broth" eine ähnliche Wirkung bei Menschen haben könnte, ist allerdings nicht bekannt.
Knochenbrühe für straffe Haut?
Viele TikTok-Userinnen und -User behaupten zudem, dass Knochenbrühe gut für die Haut ist, sie strafft und Falten vorbeugt. Denn wie auch für gesunde Gelenke und Knochen, ist es Kollagen, das für die Stärkung der Hautelastizität verantwortlich ist. Auch hier gilt laut Experten: Es gibt nicht genügend Forschungsergebnisse zur Wirkung von Knochenbrühe auf die Haut und kommt auf die Nährstoffe an.
Apropos Nährstoffe: Großes Manko vieler im Handel gekaufter Knochenbrühen ist ein hoher Natriumgehalt. Auch deshalb kann es sich lohnen, die Brühe selbst zu Hause herzustellen. Zudem können Knochen beim Kochen Blei auslagern, warnt Dr. Keith Baar und empfiehlt, sich auf ein bis zwei Portionen pro Woche zu beschränken - vor allem Schwangere und Kinder sollten nicht zu viel zu sich nehmen.
Fazit
Knochenbrühe ist wahrscheinlich nicht das Wundermittel, als das einige Influencerinnen und Influencer sie oft beschreiben. Im Handel gekaufte Knochenbrühe gilt es aufgrund der Nährwerte mit Vorsicht zu genießen, selbstgemachte "Bone Broth" ist meist gesünder. In jedem Fall ist Knochenbrühe aber eine gute Proteinquelle und magenfreundlich.