Welche Vorsorge wirklich wichtig ist

Über Vorsorge und Früherkennung scheiden sich die Geister. Die wichtigsten Infos zusammengefasst.
Durch richtiges Vorsorgen lassen sich schwere Krankheiten frühzeitig erkennen und besser heilen. Wir verraten, wer, was und wann!
Die wichtigsten Früherkennungsuntersuchungen im Überblick:
- Rektales Abtasten der Prostata
Wozu?
Zur Früherkennung von Prostatakrebs
Wer?
Männer ab 45 Jahren
Wann?
Einmal im Jahr - Was wird gemacht?
Der Arzt befühlt die Vorsteherdrüse mit dem Finger durch den After. Außerdem inspiziert er die äußeren Genitalorgane und die Lymphknoten an der Leiste. - Check-Up 35: Ganzkörperuntersuchung
Wer?
Männer und Frauen ab 35 Jahren
Wann?
Alle zwei Jahre - Was wird gemacht?
Zunächst werden der Lebensstil und der Impfstatus erfragt. Danach führt der Arzt verschiedene Untersuchungen durch: - Abhören von Lunge und Herz, Messen von Puls und Blutdruck, Abtasten des Bauchraumes, Inspizieren von Bewegungsapparat, Haut und Sinnesorgane. Im Anschluss wird Blut abgenommen und zusammen mit einer Urinprobe ins Labor geschickt.
- Glaukom-Früherkennung
Wozu?
Um Grünen Star festzustellen
Wer?
Männer und Frauen ab 40 Jahren, Risikopatienten
Wann?
Alle zwei Jahre, für Gesunde nicht zu empfehlen - Was wird gemacht?
Der Arzt misst den Augeninnendruck, spiegelt den Augenhintergrund und beurteilt den Zustand des Sehnervenkopfes und der Nervenfaserschicht.
- Hautkrebs-Screening
Wer? Männer und Frauen ab 30 bzw. 35 Jahren
Wann? alle zwei Jahre - Was wird gemacht?
Die Haut wird von Kopf bis Fuß zuerst mit bloßen Auge begutachtet. Fallen bösartige Veränderungen auf, entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe. Diese wird im Labor untersucht. - Doppler-Sonografie der großen Gefäße
Wer?
Männer und Frauen ab 30 Jahren
Wann?
Bei Beschwerden - Was wird gemacht?
Mithilfe der Doppler-Sonografie kann der Arzt die Richtung und die Geschwindigkeit des Blutflusses darstellen und Engstellen oder Verschlüsse schnell erkennen. - Zahnärztliche Vorsorge
Wer?
Männer, Frauen und Kinder
Wann?
Erwachsen halbjährlich, Kinder zwischen 3 und 6 Jahren dreimal jährlich - Was wird gemacht?
Der Zahnarzt kontrolliert die Zähne hinsichtlich Karies und Parondontis und entfernt Zahnstein. Außerdem schließt er Erkrankungen im Mund- und Kieferbereich aus. - Professionelle Zahnreinigung
Wer?
Männer und Frauen jeden Alters
Wann?
Bis zu zweimal jährlich - Was wird gemacht?
In einer einstündigen Sitzung wird zunächst der Mund und das Zahnfleisch untersucht. Danach werden die Zahnzwischenräume gereinigt und mittels Ultraschall Zahnstein entfernt. - Farbrückstände von Kaffee, Tee oder Zigaretten werden mithilfe eines Mini-Sandstrahlers beseitigt. Im Anschluss folgt noch die Reinigung der Zahnfleischtaschen und das Polieren der Zähne.
- Stuhluntersuchung
Wozu?
Zur Darmkrebsfrüherkennung
Wer?
Frauen und Männer ab 50 Jahren
Wann?
Einmal jährlich bis zum 55. Lebensjahr - Was wird gemacht?
Mehrere Tage hintereinander sammelt der Patient Stuhlproben. Dafür streicht er eine kleine Menge Stuhl auf ein Testbriefchen. - Insgesamt sechs Stuhlproben werden dann im Labor auf Blutrückstände untersucht. Verborgenes Blut im Stuhl ist eines der Frühwarnzeichen für Darmkrebs.
- Große Darmspiegelung (Koloskopie)
Wozu?
Zum Nachweis von Darmkrebs
Wer?
Frauen und Männer ab 55
Wann?
Zweimal in 10 Jahren - Was wird gemacht?
Der Arzt führt ein Koloskop in den After ein. Dabei handelt es sich um einen Schlauch, der unter anderem mit einer Lichtquelle und einer Kamera versehen ist. - Bei verdächtigen Veränderungen, die der Arzt auf seinem Bildschirm sieht, entnimmt er Gewebeproben.
- Abtasten der Brust
Wozu?
Zur Früherkennung von Brustkrebs
Wer?
Frauen ab 30 Jahren
Wann?
Einmal jährlich - Was wird gemacht?
Beim Abtasten sucht der Arzt nach Verhärtungen, Rötungen, Knötchen oder vergrößerten Lymphknoten. All das kann auf bösartige Zellen in der Brust verweisen. - Film-Mammografie der Brust
Wozu?
Zur Früherkennung von Brustkrebs
Wer?
Frauen zwischen 50 und 69
Wann?
Alle zwei Jahre - Was wird gemacht?
Die Brust wird mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Dadurch möchte man Veränderungen im Brustgewebe und sehr kleine Tumore früh erkennen.
- Ultraschall der Brust
Wozu?
Zur Früherkennung von Brustkrebs
Wer?
Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, Frauen jeden Alters mit besonders dichtem Brustgewebe
Wann?
Alle zwei Jahre - Was wird gemacht?
Die Brust wird mit einem Ultraschallgerät untersucht. Das Ziel dabei ist, mithilfe des Ultraschalls Veränderungen im Brustgewebe zu entdecken. Bei dichtem Brustgewebe ist dies die effektivste Methode.
- Pap-Test
Wozu?
Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Wer?
Frauen ab 20 Jahren
Wann?
Einmal jährlich - Was wird gemacht?
Zunächst werden die Genitalorgane durch die Bauchdecke abgetastet, dann mit dem Spekulum den Gebärmutterhals untersucht. - Durch den Abstrich von Schleimhaut kann sie mit dem Pap-Test auf Veränderungen untersucht werden. Dies erfolgt zur Kontrolle auf Krebszellen und Vorstufen.
- HPV-Test
Wozu?
Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Wer?
Frauen ab 30 Jahren
Wann?
Alle fünf Jahre - Was wird gemacht?
Wie beim Pap-Test wird ein Abstrich der Schleimhaut gemacht. Die Zellen werden im Unterschied dazu danach ins Labor gebracht. Dort wird deren DNA auf Hp-Viren hin untersucht.
- Chlamydien-Screening
Wozu?
Chlamydien können bei Frauen schwere Entzündungen auslösen und Krebs bedingen
Wer?
Frauen bis 25 Jahren
Wann?
Jährlich - Was wird gemacht?
Es wird eine Urinprobe abgegeben. Diese wird dann auf Chlamydien-Bakterien untersucht.
Was ist eine Vorsorgeuntersuchung?
Eine Untersuchung wird durchgeführt, um die Ursache für bestimmte Beschwerden zu finden. Bei einer Vorsorgeuntersuchung allerdings werden Menschen untersucht, die keine Symptome einer Krankheit zeigen. Sie hat zum Ziel, Krankheiten in einem sehr frühen Stadium zu erkennen, in dem es noch keine Beschwerden gibt.
Dieser Vorgang wird häufig als „Screening“ bezeichnet. Das kommt vom englischen „to screen“, was aussieben bedeutet.
Unterscheidung von Vorsorge und Früherkennung
Jedoch gibt es bei den Untersuchungen eine wichtige Unterscheidung zu treffen:
Früherkennungsuntersuchungen sind häufig als „Vorsorge“ bekannt. Man kann allerdings nur bei bestimmten Kriterien von Vorsorge sprechen. Nämlich dann, wenn das Ziel eines Screenings darin besteht, Risikofaktoren oder Vorstufen einer Erkrankung zu erkennen und zu beeinflussen. Das bedeutet, dass man bei einer Vorsorge eine zukünftige Erkrankung aktiv verhindern kann. Bei der Früherkennung sagt der Begriff schon alles: Die Krankheit ist bereits vorhanden. Man entdeckt sie lediglich, bevor irgendwelche Symptome eingesetzt haben.
Ein Beispiel für eine tatsächliche Vorsorgeuntersuchung ist die Darmspiegelung. Dabei können Darmpolypen entfernt werden, die sich manchmal zu Krebs weiterentwickeln können. Die Redakteure von "rbb Praxis" haben sich genauer angeschaut, welche Früherkennungsuntersuchungen es für wen gibt.
Vorteile von Früherkennungsuntersuchungen
Der Nutzen solcher Untersuchungen liegt hauptsächlich darin, dass früh erkannte Krankheiten in vielen Fällen besser behandelbar sind. Damit stehen die Chancen zur Heilung oftmals besser.
Vorteile wie Nachteile müssen dennoch für jede Vorsorge- oder Früherkennungsmaßnahme einzeln abgewägt werden. Je nach Methode und durchgeführten Studien können sich andere Ergebnisse ergeben.
Risiken von Früherkennungsverfahren
Eine regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsverfahren kann nicht vor einer Krankheit schützen. Das funktioniert nur bei speziellen Vorsorgeuntersuchungen.
Durch die Früherkennung können Krankheiten in ihren Vorstufen erkannt werden. Jedoch ist dadurch nicht geklärt, ob sich die Vorstufe zur Krankheit weiterentwickelt oder ungefährlich bleibt. Viele Menschen, die eine potentielle Diagnose erhalten, lassen sich im Anschluss weiter behandeln. Auch solche, bei denen sich in Zukunft gar keine Krankheit entwickelt hätte. Durch die Früherkennung erfolgt dann eine sogenannte Überdiagnose.
Darunter versteht man die Diagnose einer Erkrankung, die sich ohne die Untersuchung nie bemerkbar gemacht hätte. Sie hätte keine Beschwerden ausgelöst. Zwar sind Überdiagnosen keine Fehldiagnosen, dennoch ist es fraglich, ob eine Behandlung überhaupt nötig ist. Vor allem bei schweren Krankheiten wie Krebs ist die Überdiagnose sehr belastend und führt häufig zu Übertherapien. Ohne eine Früherkennungsuntersuchung könnte man sich diesen unnötigen Einschnitt ins Leben ersparen. Denn wie oft wir „krank“ sind und wieder gesund werden, ohne etwas davon mitzubekommen, wissen wir nicht.
Auch der Vorgang der Untersuchung kann Schaden anrichten. So belasten Röntgenuntersuchungen den Körper mit Strahlung. Bei Darmspiegelung.n können Blutungen oder (selten) schwere Verletzungen entstehen.
Was die gesetzliche Krankenkasse zahlt
Der Nutzen einer Früherkennungsmaßnahme muss immer größer sein als ihr Schaden. Nach diesem Prinzip gehen auch die gesetzlichen Krankenkassen vor. Sie bezahlen in der Regel nur die Untersuchungen, deren Nutzen erwiesenermaßen den Schaden übersteigt.
Dagegen gibt es zusätzlich die Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Bei solchen Früherkennungsverfahren fehlen in der Regel aussagekräftige Untersuchungen, ob der Nutzen größer als der Schaden ist. Aus diesem Grund übernimmt sie die Krankenkasse nicht.
Entscheidung dafür oder dagegen
Bevor Sie sich für oder gegen eine Früherkennungsuntersuchung entscheiden, müssen Sie sich folgendem bewusst werden: Die Tests sind nie zu 100 % treffsicher. Ein positives Testergebnis bedeutet nicht zwangsläufig, dass Sie tatsächlich erkrankt sind. Lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern.
Wenn Sie sich mit der Thematik beschäftigen, ist es ratsam, sich von einem Experten beraten zu lassen. Gemeinsam können Sie Vorteile und Nachteile abwägen. Dafür benötigt es wissenschaftlich fundierte und vor allem neutrale, objektive Informationen. Nur so können Sie gewährleisten, dass Ihre Gesundheit im Fokus steht und keine ökonomischen Gründe.
Informationen und Entscheidungshilfen zur Früherkennungsuntersuchung können Sie auch bei einigen Krankenversicherungen finden.