Auswandern auf eine Insel: Einsam unter Palmen leben

Auf einer einsamen Insel leben. Den Alltag dort bestreiten, wo andere Urlaub machen. Das Traumziel vieler Menschen zur Wahlheimat machen, das klingt nach einem echten Lebenstraum. Doch vielleicht ist das Leben auf einer Insel doch anders als im Vorhinein gedacht?
Das beginnt bei den alltäglichen Einkäufen und Besorgungen, geht mit der Arbeit und dem sozialen Leben weiter und hört auch bei der Gestaltung der Freizeit nicht auf. Klar, verschiedene Inseln bieten verschiedene Panoramen, das Grundthema bleibt jedoch immer dasselbe.
Dabei geben die vor Ort vorhandenen Strukturen das Leben auf der Insel vor. Denn in aller Regel besteht eine Abhängigkeit zum Festland. Im Urlaub fällt dieser Umstand nicht weiter ins Gewicht, im Alltag jedoch sieht dies anders aus. Tourismus ist eine Erscheinung, die dem neuen Inselbewohner in einem anderen Licht erscheinen mag. Außerhalb der Saison kann das paradiesische Wetter schnell vorbei sein, Unwetter sind keine Ausnahme. Ist das Leben unter Palmen tatsächlich ein Traum, den es sich zu leben lohnt?
Gute Gründe, um auf eine Insel auszuwandern
Wer kennt sie nicht: Die Romantik, die das Auswandern auf eine einsame Insel der Legende nach mit sich bringt. Die Idee, ganz allein am weißen Strand zu sitzen, während die Sonne orangefarben in der See versinkt, während der Wind, der durch die Palmen und über das Meer weht, für die passende Geräuschkulisse sorgt. Diese Idee ist zu einem nicht unwesentlichen Teil von Romanen wie „Robinson Crusoe“ oder „Die Schatzinsel“ begründet. Die Vorstellung allein liefert einen ungeheuren Reiz und damit einen der Hauptgründe, auf eine solch einsame Insel auswandern zu wollen.
Außerdem ist die Vorstellung von einer möglichst unberührten Natur für viele Menschen ein wichtiger Faktor. Denn sie fühlen sich in der westlichen Industriegesellschaft und -landschaft nicht mehr wohl, trotz aller Vorzüge, die diese bieten mag, suchen sie eher weniger als mehr Zivilisation in einem durch Vorgaben und Vorstellungen definierten Leben.
Es geht also um das Gefühl der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, aber auch um das Besondere an der exotischen Lebensumgebung. Exotisch ist für Deutsche allein schon der Umstand, dass es mehr als die für uns gewohnten 2.000 Sonnenstunden im Jahr gibt.
Doch auch Abenteuerlust mag eine Rolle spielen und wo hat man hierzulande schon noch die Möglichkeit, sich dieser hinzugeben? Manchen Menschen ist Deutschland einfach zu sicher und liefert in einem zu geringen Umfang den Reiz des Unbekannten.
Klima und Landschaft verschiedener Gebiete – die Wahrheit über Strand und Meer
Verschiedene Gegenden auf der Erde bedeuten auch unterschiedliche klimatische und landschaftliche Verhältnisse. Beispielsweise sind im Pazifik liegende Inseln ganz besonders stark vom Klimawandel betroffen, obwohl sie durch ihre nur geringfügig vorhandenen Schadstoffbilanzen kaum einen Beitrag dazu leisten. Extreme Wetterereignisse suchen den Pazifik heim: Wirbelstürme, starke Regenfälle, der Anstieg des Meeresspiegels und eine Versauerung des Ozeans werden das Leben im ohnehin nicht ungefährlichen Pazifikraum in der Zukunft noch verstärken. Problematisch ist besonders, dass die Menschen dort überwiegend von Bereichen wie der Landwirtschaft, dem Tourismus und der Fischerei leben und kaum auf die sich verändernden Verhältnisse vorbereitet sind.
Dabei gibt es in der Großregion nicht nur die deutlich westlich orientierten Länder wie Australien oder Neuseeland, sondern auch Papua-Neuguinea, Samoa oder Tonga, die gemeinsam mehrere Millionen Einwohner haben.
Die geographisch zu Afrika gehörenden Seychellen sind klimatisch vom Monsun bestimmt. Die Luftfeuchtigkeit liegt stets über achtzig Prozent, die Temperaturen dabei zwischen 24 und 30 Grad Celsius. Insgesamt bestehen die Seychellen aus ungefähr 115 Inseln, durch die tropischen Bedingungen gibt es eine wahre Vielfalt von Tierarten auf den Inseln.
Ganz anders sind die portugiesischen Atlantikinseln, nämlich die Azoren. Mit über tausend Kilometern Entfernung vom europäischen Festland und über viertausend Kilometern Entfernung von Nordamerika sind die Inseln als abgeschieden zu bezeichnen. Die Luftfeuchtigkeit ist auch hier relativ hoch, allerdings sind die Temperaturen natürlich erheblich geringer als auf den Seychellen und liegen durchschnittlich bei 25 Grad Celsius an warmen Sommertagen.
Eine weitere interessante Inselgruppen sind die sogenannten Andamanen, die den meisten wesentlich weniger bekannt sein dürften als die Seychellen oder die Azoren. 204 Inseln umfassen die Andamanen, sie liegen in der sogenannten Andamanensee. Sie werden auch Indiens östlichster Inselposten genannt. Für ein tropisches Klima weist die Region relativ starke Schwankungen zwischen 18 und 34 Grad Celsius auf, allerdings ist die Luftfeuchtigkeit relativ erträglich, da ein regelmäßiger, leichter Wind sie abmildert.
Die Insulaner – Besonderheiten von Inselbevölkerungen
Wer auswandern will, muss zunächst registrieren, dass die Inselbevölkerungen der jeweiligen Länder ihre ureigenen Lebensarten haben, an die sich Auswandernde anpassen müssen. Ein sehr gutes Beispiel, um die möglichen Schwierigkeiten bei diesem Prozess zu verdeutlichen, ist die Bevölkerung, die auf den bereits genannten Andamanen lebt. Zwar gibt es durch den Einfluss westlicher Mächte weniger Ureinwohner als früher, doch gibt es auf der Inselgruppe noch zahlreiche eigene Bräuche.
Während besonders in der Südsee und Papua-Neuguinea Erzählungen über kannibalistische Kulte der Wahrheit entsprachen, gibt es auf den Andamanen keinen rituell-religiösen Kannibalismus. Nichtsdestotrotz gibt es dort beim Volk der Onge sehr ursprüngliche Lebensweisen. So ist das Jäger-und-Sammler-Prinzip dort praktisch nach wie vor intakt. Die Jagd nach Wildschweinen und das Sammeln von Früchten nehmen einen zentralen Platz im Alltag ein. Für sie ist abgesehen von dieser Lebensweise aber das Vorhandensein von aktiven Geistern in den dichten, tropischen Wäldern, an den Stränden und um sie herum eine Tatsache. Diese manifestiert sich so stark, dass sogar die Jahreszeiten nach Geistern benannt sind.
Bemerkenswert sind auch die Bewohner Neuguineas, die sogenannten Melanesier. Durch die starke christliche Missionierung ist die Praktizierung der alten Bräuche zwar zurückgegangen, aber nach wie vor sind die Wurzeln deutlich. So gab es ursprünglich einen Geister- und Dämonenkult. Als Reaktion auf die Abwürfe von Lebensmittelpaketen durch die Amerikaner entwickelte sich ein Cargo-Kult, da die Melanesier in ihnen Geschenke der Ahnen sahen und sich Rituale ausdachten, um die Gabe solcher Lebensmittelpakete zu befördern.
Was der Tourismus mit der Insel macht
Wer sich Tourismus als kleine Sparte vorstellt, die keinen größeren Einfluss ausübt, könnte falscher nicht liegen. Es handelt sich weltweit um eine der wichtigsten Industriesparten. Nicht nur erzeugt der Tourismus viele Jobs in Hotelanlagen, Restaurants und im allgemeinen Dienstleistungssektor, er garantiert den Anwohnern auch ein höheres Einkommen, besonders in touristischen Zentren. Zudem bringen Touristen als Endverbraucher Geld ins Land und lassen es dann auch dort. Die lokale Wirtschaft wird insgesamt angekurbelt, schließlich müssen sich Hotels insbesondere im Umland mit Ressourcen versorgen. Für die Anwohner ist zudem positiv, dass Touristen gewisse Standards in Sachen Infrastruktur erwarten und somit langfristig auch die Anwohner in dieser Hinsicht profitieren können.
Hinzu kommt natürlich die vermehrte Abgasentwicklung. Und sollte es zu politischen Unruhen in der Region kommen, so kann, wie zuletzt in Ägypten und der Türkei der Fall gewesen, eine echte Wirtschaftskrise die Folge sein, wenn die Gäste plötzlich ausbleiben. Denn im Tourismus muss die touristische Saison erfolgreich sein, um wirtschaftlichen Erfolg zu garantieren. Bleibt dieser langfristig aus, ist es sogar möglich, dass sich die Tourismusunternehmen zurückziehen und die Region wirtschaftlich schlechter dasteht als vorher.
Ein Beispiel für eine ziemlich große Abhängigkeit vom Tourismus liefern die Bahamas. Denn dort sind etwa sechzig Prozent der Bevölkerung im touristischen Bereich tätig. Der Dreh mehrerer James Bond-Filme hat die Entwicklung im Bereich Fremdenverkehr und auch die im Glücksspiel bestärkt. So manches Ziel ist inzwischen bekannt dafür, im Falle der Bahamas kommt mancher Reisende nur für die Casino-Kultur auf die Inseln. Das bestärkt den Tourismus insgesamt, was allerdings nicht zwangsläufig nur positiv zu bewerten ist. Allerdings hat er den Bahamas auch einen relativ großen Wohlstand gebracht, das Brutto-Inlands-Produkt pro Kopf kann mit dem von Malta mithalten.
Von diesen allgemeinen Betrachtungen einmal abgesehen und auf die Vorstellung der eigenen Lage bezogen: Stellen wir uns vor, wir wohnen auf einer relativ unberührten oder sogar völlig unberührten Insel. So lange wir aber in einer Umgebung bleiben, die den Kontakt mit Menschen ermöglicht und damit unsere eigene Versorgung, geht auch der Tourismus nicht ganz an uns vorbei. Während man als Tourist selbst staunend die Sitten der Bewohner auf den Inseln beobachtet, wird man als Bewohner weniger staunend, sondern mit Argwohn die zahlreichen Touristen in der eigenen Lebensumgebung beäugen.
Zudem ist man ja eigentlich ausgewandert, um nicht in der eigenen Kultur zu leben. Gerade die Kultur, die auf der Inselgruppe herrscht, die man bewohnt, wird aber nachhaltig durch Tourismus verändert. Eine lang geführte Debatte. Doch ist kaum zu leugnen, dass die originären Kulturen der autochthonen Bewohner Transformationsprozesse durchlaufen und sich dabei in die Richtung verändert, die Touristen erwarten. Einerseits wollen sie auf die Lebensweise, die sie von zuhause kennen nicht verzichten, andererseits aber die Kultur des Ziellandes kennenlernen. Jeder Tourist weiß es: Ritualvorführungen und ähnliche Veranstaltungen sind Schauspiele, aber niemals eine authentische Darstellung der Abläufe und Handlungen, die unbeobachtet vor sich gehen würden.
Aufgrund der weit fortgeschrittenen Erforschung des Erdballs ist es also schwer, dort als Auswanderer leben zu können, wo Tourismus und fremde, kulturelle Einflüsse noch keine Auswirkungen hatten. Dabei ist dies doch gerade Teil des romantischen Traums, sozusagen das eigene, unentdeckte Land für sich zu haben.
Geschichtliche Besonderheiten beachten
Wer auswandern möchte, sollte dies allerdings nicht blindlings tun. Denn abgesehen von den jeweiligen kulturellen Besonderheiten in den Ländern haben sie auch je eine eigene Geschichte, die nicht selten in Abhängigkeit zu den dunklen Kapiteln der europäischen Kolonialherrschaft steht.
Während auch die Deutschen durch den Massenmord an den Herero unglaubliche Gräuel begangen haben, sind beispielsweise die französischen Truppen auf Madagaskar durch das Einrichten eines brutalen, apartheidähnlichen Systems aufgefallen. Dies ist nur ein Beispiel für die zahllosen Gräueltaten, die begangen wurden, um die kolonisierten Länder auszubeuten.
Deshalb ist es empfehlenswert vor der Auswanderung in ein Gebiet, das womöglich ehemals kolonisiert wurde, Recherchen anzustellen und sich kulturell sensibel zu zeigen. Ein allzu selbstbewusstes Auftreten wäre dann sicherlich kontraproduktiv und könnte die Menschen schnell provozieren. Stattdessen sollte man ihnen gegenüber ein fortschrittliches und bescheidenes Verhalten an den Tag legen.
Aufenthaltsgenehmigung erlangen: Wo und wie funktioniert das?
Das Erlangen von Aufenthaltsgenehmigungen ist auch auf der einsamen Insel leider von Nöten. Denn es gibt weltweit kaum Gebiete, auf die kein Staat einen Anspruch erhebt. Demzufolge bleibt Interessierten kaum etwas übrig, als die Seiten des Auswärtigen Amtes zu besuchen und zu recherchieren.
Wer beispielsweise eine Insel auf den Seychellen bewohnen möchte, muss sich bei Ankunft an der Grenze eine Aufenthaltserlaubnis besorgen, die bis auf ein Jahr verlängerbar ist. Ein Visum ist dort jedoch nicht nötig.
Schwieriger ist es für Menschen, die beispielsweise auf Tonga oder einer der dazugehörigen Inseln wohnen wollen. Denn die dortige zuständige Behörde ist nur per Mail erreichbar, sich mit abgelaufenem Visum dort aufzuhalten kann sogar mit Haftstrafen belegt werden. Zudem hat die Nation leider keine Botschaft in Deutschland, sodass die Kontaktaufnahme sich schwierig gestalten könnte.
Unbedingt sollte man vorher die Gegebenheiten auskundschaften, um nicht im Zweifelsfall in ein Flugzeug zurück nach Deutschland gesetzt zu werden. Einfacher wird es da bei zu Europa gehörenden Inselgruppen. So sind die Balearen ein inzwischen gern genutztes Auswandererziel, speziell natürlich Mallorca.
Jobmöglichkeiten auf begrenztem Raum
Die Jobmöglichkeiten im Inselparadies sind naturgemäß begrenzt. Denn eine Arbeitserlaubnis ist nicht das Gleiche wie eine Aufenthaltserlaubnis und selbst mit einer solchen im Gepäck kann es sein, dass man mit seiner Ausbildung nicht weit kommt. Was sollen viele der Inselstaaten mit Bürokaufmännern oder IT-Fachleuten? Wer sich allerdings auf Fischfang oder Landwirtschaft sowie handwerkliche Tätigkeiten versteht, hat schon bessere Chancen. Natürlich ist es aber auch möglich, lokal in der Tourismusbranche zu arbeiten, das hat auch mehr mit vielen Ausbildungen und Berufsqualifikationen zu tun, die man in Deutschland womöglich schon erworben hat. Es ist aber je nachdem auch möglich, dass man einfach keine Arbeit findet.
Lebenshaltung auf einer Insel
Ein echtes Problem ist die Lebenshaltung auf einer Insel. Denn es stehen ja gleich mehrere Fragen an: Wie weit ist die Insel entfernt? Von wem kann ich sie versorgen lassen? Habe ich Generatoren auf dem Eiland? Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Was tue ich im Krankheitsfall? Wie sorge ich für Trinkwasser? Gibt es eine Süßwasserquelle auf der Insel? Dies alles sind Fragen, die man klären muss.
Was die Lebensmittel angeht, so ist es am klügsten, Selbstversorger zu werden. Denn wenn man auf die Versorgung vom Festland bzw. größeren Inseln angewiesen ist, ist man stets auf günstige Witterungsbedingungen angewiesen, die gerade inmitten von riesigen Ozeanen nicht gegeben sind. In vielen Regionen können verheerende Stürme und tagelange Regenfälle auftreten, vor denen man sich kaum schützen kann. Deshalb ist es sinnvoll, schon vorm Auswandern zu lernen, wie man sich selbst versorgt. Angeln, Jagen und Feuer machen sollten zum Grundrepertoire des Insulaners gehören, genauso wie grundlegende Fähigkeiten, sich eine Hütte zu bauen.
Kann man partout selbst nichts anbauen, jagen oder fischen, muss man im Vorfeld eine verlässliche Lebensmittellieferung organisieren. Denn je nach Entfernung zu Versorgungspunkten ist man sonst definitiv aufgeschmissen.
Selbst medizinische Fähigkeiten sind von Nöten. Schnell hat man sich etwa beim Fischen eine Schnittwunde geholt, die man unbedingt adäquat versorgen sollte. Je nach Tiefe und Größe des Schnitts ist es ratsam, die Wunde zu nähen. Ein kleines Survival-Kit und Desinfektionsspray sollte man also dabei haben.
Und eine weitere Gefahr ist da: Langeweile. Denn letztendlich kann man kaum etwas machen, von den Notwendigkeiten des dortigen Alltags einmal abgesehen. Also sollte man sich gern mit Literatur auseinandersetzen, die man mitnehmen kann. Mit dem Computer wird man wohl kaum etwas arbeiten können, Strom ist nur für die nötigsten Vorgänge vorhanden und ohnehin lernt man Sparsamkeit auf einer solchen Insel ganz neu.
Ein Traum von Meer und Palmen?
Insgesamt ist die kitschige Vorstellung von Sommer, Sonne, Strand und Palmen nur für den Auswanderer allein eine nicht ungefährliche Illusion. Das Leben auf der einsamen Insel kann bereichernd sein, aber es ist auch risikoreich, braucht Durchhaltevermögen und Mut. Wer diese Eigenschaften sein Eigen nennt, kann es aber versuchen.