Vilcabamba: Eine Reise ins Tal der Hundertjährigen

Sie nehmen regelmäßig Drogen und trinken Alkohol - trotzdem werden die Menschen im ecuadorianischen Ort Vilcabamba angeblich 120 Jahre alt. Obwohl Wissenschaftler offen am Altersschnitt der Gemeinde zweifeln, konnte sich um den Mythos mittlerweile ein umfangreiches Tourismusangebot bilden.
Wenn ein Mensch in Deutschland 100 Jahre alt wird, ist das auch im Jahr 2016 noch etwas Besonderes. Im südecuadorianischen Vilcabamba hingegen feiern sie regelmäßig solche Geburtstage - zumindest wenn man den Dorfbewohnern Glauben schenken mag. Die Vilcabambeños, so nennen sich die Einwohner der 4200-Seelen-Gemeinde in den Anden, scheinen den Schlüssel zur ewigen Jugend gefunden zu haben: harte Arbeit, regelmäßiges Baden im eiskalten Fluss, Alkohol und Chamico, eine Marihuana-ähnliche Droge.
Produkte, Heilkunde und Wellness
Die Tatsache, dass US-amerikanische Forscher bereits in den 1980er Jahren herausgefunden haben, dass viele der Vilcabambeños bei ihrem Alter bewusst übertreiben, tat dem Mythos keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Die Gemeinde wächst stetig, vor allem wohlhabende Menschen aus Süd- und Nordamerika lassen sich in Vilcabamba nieder. Kein Problem für die Greise, denn auch sie haben längst entdeckt, dass sich der Alters-Kult gut vermarkten lässt. Egal ob Kaffee, Wasser oder sogar Zigaretten - alle Produkte, die aus dem Andendorf kommen, sollen das Leben verlängern.
Auch das Angebot für Touristen kann sich mittlerweile mehr als sehen lassen: In den kleinen Hotels und Ferienanlagen wird den Reisenden eine umfangreiche Mischung aus Naturkunde, Heilkunde und Wellness angeboten. Ein echter Geheimtipp ist Vilcabamba also nicht mehr. Und doch hat das Dorf nichts von seiner Magie verloren. Urlaub bei den Hundertjährigen gemacht zu haben - wer kann das schon von sich behaupten?