Die größten Skandale der deutschen Politik
Karl-Theodor zu Guttenberg wurde nach seiner Berufung zum Bundeswirtschaftsminister vom Boulevard hochgelobt und galt schon als kommender Kanzler. Doch der strebsame Freiherr hatte bei seiner Doktorarbeit haufenweise abgeschrieben. Im Februar 2010 kam er um einen Rücktritt nicht mehr herum.
Niedersächsischer Ministerpräsident, Bundespräsident - die Karriere von Christian Wulff war schnell und steil. Doch sein Absturz ebenso: Ein Hauskredit, Urlaube in Spanien und auf Sylt sowie ein Oktoberfest-Besuch wurden ihm zum Verhängnis. Nach einer wochenlangen Hängepartie trat Wulff schließlich im Februar 2012 zurück.
Sebastian Edathy galt als Newcomer in der SPD - bis bei einer Durchsuchung Kinderpornografie bei ihm gefunden wurde. Edathy tauchte ab, und weil der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich die SPD heimlich von den Ermittlungen unterrichtete, musste Friedrich gleich mit zurücktreten.
Starfighter, Spiegel-Affäre, Amigo-Deals - die Liste der Skandale, in die Franz Josef Strauß verwickelt war, ist lang. Doch trotz mehrfacher Rücktritte und unzähliger dubioser Geschäfte war Strauß Bundesverteidigungsminister, Bundesfinanzminister, Bayerischer Ministerpräsident und vieles mehr.
Immer wieder Dienstwagen: Das prominenteste Beispiel für eine Dienstwagen-Affäre ist wohl die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Sie ließ ihren Dienstwagen an den Urlaubsort in Spanien holen, um dort zwei dienstliche Termine wahrzunehmen. Dummerweise wurde er dort gestohlen. Weitere Dienstwagen-Opfer sind unter anderem Walter Riester und Rita Süßmuth. Immer ging es dabei um private Nutzung des gestellten Fahrzeuges.
Ebenfalls ein Klassiker: Der Hitler-Vergleich. Besonders gerne genommen im politischen Sommerloch, so auch 2002 von der damaligen Justizministerin Herta Däubler-Gmelin. Sie verglich US-Präsident Bush im Wahlkampf mit "Adolf Nazi" - nach der Bundestagswahl bekam sie daraufhin keinen neuen Kabinettsposten mehr.
Ausgerechnet als Bildungsministerin wurde Anette Schavan mit Vorwürfen konfrontiert, sie habe einst bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben. Der Doktortitel wurde ihr aberkannt, es folgte der Rücktritt.
Altkanzler Helmut Kohl wurde im Jahre 2000 von anonymen Spenden an die CDU eingeholt, die während seiner Amtszeit als Bundeskanzler und Parteivorsitzender eingegangen waren. Doch Kohl schwieg über die Geldgeber - und weigerte sich bis zu seinem Tod, die Spender der Millionenbeträge zu nennen.
Auch Wolfgang Schäuble war in die Spendenaffäre verwickelt: Er gab zu, 100.000 D-Mark von Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber bekommen zu haben, die er unter "sonstige Einnahmen" verbuchte.
Verteidigungsminister Rudolf Scharping trat 2002 kurz vor der Bundestagswahl zurück. Während sich die Bundeswehr auf einen Auslandseinsatz vorbereitete, war der SPD-Minister in der "Bunten" zu bewundern, wie er mit seiner Geliebten im Pool badet. Zudem war Scharpings dubioser PR-Berater Moritz Hunziker schon länger verdächtig, andere Politiker bestochen zu haben.
Die Barschel-Affäre ist bis heute nicht ganz aufgeklärt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) ließ vor der Landtagswahl 1987 seinen SPD-Konkurrenten Björn Engholm verleumden. Das kam heraus, die CDU stürzte bei der Wahl ab und Barschel wurde einige Wochen später tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden. Doch auch Engholm wurde von der Affäre eingeholt: Er soll schon früh von Barschels Machenschaften gewusst haben und musste deswegen 1993 zurücktreten.
FDP-Politiker Jürgen Möllemann war immer für einen Skandal gut. Er empfahl in seiner Funktion als Bundeswirtschaftsminister die Einkaufschips eines Vetters - auf dem offiziellen Briefbogen des Ministeriums. Nach den Rücktritt machte er 2002 Schlagzeilen, als ihm wiederholt antisemitische Äußerungen vorgeworfen wurden. Kurz nachdem überdies Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung eingeleitet wurden, kam Möllemann bei einem Fallschirmsprung ums Leben. Ob es Selbstmord war, ist bis heute unklar.
Christian von Boetticher sollte CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein werden, doch dann kam eine Affäre mit einer 16-jährigen Schülerin ans Licht. In Erinnerung bleibt vor allem seine emotionale Rücktrittsrede: "Es war schlichtweg Liebe!"
