Doppelpack Sané: Angeschlagene Bayern ringen Pauli nieder

Der ersatzgeschwächte Rekordmeister tut sich gegen den mutigen Aufsteiger lange schwer.
Der FC Bayern hat seinen Sechs-Punkte-Vorsprung auf Bayer Leverkusen erfolgreich verteidigt. Doch die Verletzungssorgen werden immer größer.
München (SID) Die Erleichterung bei Vincent Kompany und seinen Spielern war spürbar, doch ungetrübte Freude kam beim FC Bayern nicht auf. Das mühsame 3:2 (1:1) gegen den frechen Aufsteiger FC St. Pauli wurde womöglich teuer erkauft, die Personalprobleme in der Abwehr könnten noch größer werden. Der eingewechselte Hiroki Ito humpelte kurz vor dem Ende wieder vom Platz. Diagnose offen. "Wir hoffen, dass es nicht so schlimm ist", sagte Sportdirektor Christoph Freund.
Zuvor trotzte der deutsche Fußball-Rekordmeister seiner Verletzungsmisere erfolgreich. Dank Doppelpacker Leroy Sané liegen die Münchner wieder sechs Zähler vor Titelverteidiger Bayer Leverkusen. "Das waren sehr wichtige drei Punkte", sagte Freund bei Sky: "In der zweiten Halbzeit haben wir uns gesteigert. Zum Schluss haben wir es unnötig spannend gemacht."
Nach den Toren von Harry Kane (17.) und Sané (53./71.) verkürzte Lars Ritzka spät (90.+3). Elias Saad (27.) ließ die Hamburger zwischenzeitlich auf den ersten Punktgewinn beim FC Bayern seit 1996 hoffen. "Wir müssen auf uns schauen und es jetzt durchziehen", forderte Freund und lobte Matchwinner Sané: "Leroy hat gezeigt, was er für die Mannschaften leisten kann und wie wichtig er ist."
Die Ausfälle von Kapitän Manuel Neuer, Dayot Upamecano, Alphonso Davies, Aleksandar Pavlovic und kurzfristig noch Kingsley Coman (Fußreizung) änderten nichts Grundlegendes an der Münchner Spielidee. Sechser Joshua Kimmich ließ sich meist fallen, um mit den beiden Innenverteidigern aufzubauen, die letzte Linie stand gewohnt hoch.
Das sorgte für Dominanz, gab Pauli nach Balleroberungen aber auch die Gelegenheit zu Gegenstößen. Aus einer dieser Situationen entstand der Freistoß, den Kimmich ungewollt ans eigene Aluminium lenkte. Die Gäste bekamen immer dann Probleme, wenn die Bayern schnell kombinierten wie Musiala und Vorlagengeber Michael Olise vor dem 1:0. Kane hatte beim Abschluss meine Mühe. Der Engländer hat jetzt gegen alle seine 19 Bundesliga-Gegner getroffen.
Doch der Rekordmeister blieb wie zuletzt gegen Bochum (2:3) oder Berlin (1:1), gegen die er auch schon eine Führung verspielt hatte, sehr anfällig. Nach einer vertanen Chance von Davies-Ersatz Raphael Guerreiro (21.) schlug St. Pauli zurück: Manolis Saliakas konnte ungestört von Guerreiro flanken, im Zentrum ließ Upamecano-Vertreter Eric Dier den Torschützen Saad alleine.
Nach starkem Zuspiel von Jamal Musiala verhinderte Siebe van der Heyden gegen Sané (34.) vor der Torlinie den erneuten Rückstand. Doch die Gäste waren bis zur Pause in der Offensive sogar zielstrebiger als der klare Favorit.
Mit João Palhinha statt Goretzka wollte Trainer Vincent Kompany mit Wiederbeginn den Defensivverbund stabilisieren. Der zuletzt rotgesperrte Portugiese holte sich nach wenigen Minuten Gelb ab.
Doch die Bayern erkannten den Ernst der Lage. Ein langer Ball von Neuer-Ersatz Jonas Urbig und die gedankenschnelle Weiterleitung von Olise brachte gegen aufgerückte Gäste das 2:1.
Die Hausherren blieben dran, ihre Strafraumbesetzung ließ allerdings weiter zu wünschen übrig. Neuner Kane rieb sich oft im Mittelfeld auf, war aber als Assistent beim zweiten Sané-Treffer zur Stelle. Die Münchner beendeten die Begegnung nach fünf Wechseln und der Verletzung von Ito in Unterzahl.