Roßkopfs Weltcup-Kritik: "Unentschieden - ein Wahnsinn"

Das einst drittwichtigste Turnier der Welt leidet nach Ansicht des Ex-Doppelweltmeisters unter umstrittenen Experimenten.
Für Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf gefährden die Experimente am Weltcup-Turnier die Zukunft des Prestigewettbewerbs. Der erste deutsche Gewinner des früher drittwichtigsten Turniers der Welt übte nach der Auflage an Ostern in Macau auf der Homepage des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) zum Teil scharfe Kritik an Spielsystemen mit Unentschieden, dem von einst 16 auf 48 Teilnehmer aufgeblähten Starterfeld und der Umsetzung des Videobeweises.
Mit besonderem Nachdruck beklagte Roßkopf die Möglichkeit von 2:2-Wertungen für Vorrundenmatches durch ein Viersatz-System. "Unentschieden im Tischtennis - das ist Wahnsinn", schimpfte der ehemalige Doppel-Weltmeister: "Das ist unnötig, unattraktiv und verwirrend. Warum ändert man für ein einziges Turnier im Jahr ein System, das weltweit etabliert ist? Ob 'Best of five' oder 'Best of seven' - Tischtennis ist eine Sportart, in der es am Ende eine klaren Sieger geben muss."
Zugleich sorgte sich Roßkopf nach dem Titelgewinn des brasilianischen Bundesliga-Profis Hugo Calderano vom deutschen Pokalsieger TTF Liebherr Ochsenhausen um den Stellenwert des imageträchtigen Turniers. "Mit nun 48 Spielern ist aus dem Weltcup ein Turnier für die Breite geworden. Das hat sein Profil deutlich verwässert", meinte der Weltcupsieger von 1998: "Will man seine Bedeutung bewahren, sollte dringend über Format und Austragungsmodus nachgedacht werden. Tut man es nicht, wird er seinen Glanz verlieren."
Differenziert bilanzierte Roßkopf den Videobeweis-Test. Zwar sei die Überprüfung von strittigen Entscheidung "im Tischtennis grundsätzlich sinnvoll", sagte der 55-Jährige, doch wären in Macau bei der Generalprobe für die WM-Premiere bei den Titelkämpfen im Mai in Doha noch zu viele Schwächen aufgetreten. Überprüfungen von zwei Minuten wären zu lang und Kameraperspektiven "ausbaufähig" gewesen, monierte Roßkopf: "Ich hoffe sehr, dass bis zur WM noch Verbesserungen vorgenommen werden."