"Ich geh jetzt!", rief "Bares für Rares"-Händler Wolfgang Pauritsch empört und stand vom Händlerpult auf. Denn diese Verhandlung hatte er sich anders vorgestellt ...
Grund für die Aufregung: ein Schmuckstück. Gerhard aus Uerdingen konnte nichts mit dem Erbstück seiner Tante aus Spanien anfangen: "Da bin ich zum Goldschmied gegangen und wollte die Sachen einschmelzen lassen."
Der hielt ihn jedoch davon ab, also schenkte er die Brosche seiner Nachbarin Anni als Dankeschön für ihre Hilfsbereitschaft. Die wollte sie jedoch ebenfalls nicht tragen: "Damit wir beide was davon haben, habe ich gesagt, gehen wir nach 'Bares für Rares'."
Die Schmuckexpertin Wendela Horz konnte zwar keine Punze entdecken, doch der Test ergab 750er-Gold. Auch sonst fand sie viel Schönes. "Die Vorderseite ist in Silber belötet, und darin eingefasst sind sehr viele Diamantrosen", dazu gesellten sich drei Rubine und eine Perle.
"Was dieses Schmuckstück so besonders macht, das sind diese drei Herzen", wies Horz auf die besondere Form hin, die an ein Erdbeerblatt erinnerte. "Das Erdbeerblatt ist auch ein Symbol für das Göttliche. Die Erdbeerblätter finden sich sehr häufig zum Beispiel in den Kronen der Herrscher wieder."
"In den Herrscherkronen des englischen Königshauses finden sich auch verschiedene Erdbeerblätter", betonte die Expertin. "Es könnte sogar fast eine maurische Gestaltung sein. Man könnte sich auch in der Alhambra sowas vorstellen."
Über diese Informationen sowie die Datierung auf die Zeit zwischen 1880 und 1900 konnten Gerhard und Anni, die auf 200 Euro hofften, nur staunen. Als Wendela Horz sogar 500 bis 600 Euro ansetzte, stockte Anni der Atem.
Wolfgang Pauritsch war sofort hin und weg: "Das könnte auch was Christliches sein, die Dreifaltigkeit." Susanne Steigers Startgebot von 250 Euro übertraf bereits den Wunschpreis. Pauritsch erhöhte sofort jedes ihrer Gebote.
Als mit 650 Euro auch die Expertise übertroffen und noch lange kein Ende der Verhandlung in Sicht war, seufzte Pauritsch: "Mamma Mia, ich habe bald keine Pfeile mehr in meinem Köcher."
Als er bei 700 Euro endlich auf den Zuschlag hoffte, zögerte Anni noch: "Und Susanne?" Die wollte ihrem Kollegen den Vortritt lassen: "Der hat sich so verliebt." Gerhard schaute Susanne Steiger an: "Aber meine Nachbarin wollte an Sie verkaufen."
Da stand Wolfgang Pauritsch empört auf: "Ich geh jetzt!" Er lief an den anderen vorbei und schimpfte: "Ich habe keinen Bock mehr! Ich höre auf jetzt! Das darf doch wohl nicht wahr sein!" Doch kurz darauf kehrte er zurück, die Brosche wollte er schließlich haben.
"Ich sage noch 710 Euro", grätschte ihm dann auch noch Fabian Kahl von der Seite dazwischen. Erst bei 750 Euro hörte Pauritsch endlich das erlösende "Ja, gerne" von der Verkäuferin.
"Ich freue mich auch, dass er sie bekommen hat", lachte Anni. "Den Wolfgang mag ich genauso." Das stimmte Pauritsch versöhnlich: "Es ist wie ein Siegesorden für mich, dass ich jetzt diese Brosche kaufen durfte. Die habe ich mir erkämpft."
Ebenfalls verkauft wurde das Bronze-Pferd "Sachsenross" von Albert Wolff mit Gießereistempel von Gladenbeck & Sohn aus der Zeit zwischen 1888 und 1926 und einem Wert von 600 bis 800 Euro.
Die Designer-Wandleuchte "Charlie" von Carlo Nason aus Murano-Glas von Ende der 1960er-Jahre sollte laut Expertenschätzung 2.000 bis 2.500 Euro bringen.