Was wurde aus den "Lindenstraße"-Stars der ersten Stunde?

Sie wohnten im ersten Stock von Hausnummer 3 der "Lindenstraße": Am 8. Dezember 1985 lernte das deutsche TV-Publikum erstmals die Beimers kennen, (von links) Tochter Marion, Mutter Helga, Vater Hans, Klausi und sein älterer Bruder Benny avancierten zu einer der populärsten TV-Familien. Wir zeigen, was aus ihnen und anderen "Lindenstraße"-Darstellern der ersten Stunde wurde ...

Sie wetterte von Folge eins an über ihre Nachbarn: Hausmeister-Gattin Else Kling (Annemarie Wendl) verkörperte jene spießbürgerliche Boshaftigkeit von Menschen, die sich vor Veränderung fürchten. Das Publikum liebte die ewig schimpfende Kittelschürzenträgerin trotzdem.

Den Serientod starb Else Kling im Mai 2006, kurz darauf verstarb auch ihre Darstellerin: "Der Himmel hat eine neue Hausmeisterin", verkündete die Münchner "tz", als Annemarie Wendl im September 2006 im Alter von 91 Jahren starb.

Sowohl der Wirt als auch sein Lokal, das Akropolis, waren von Anfang an ein Fixpunkt in der "Lindenstraße": Panaiotis Sarikakis (Kostas Papanastasiou, zweiter von rechts) betrieb das griechische Lokal gemeinsam mit seiner Familie.

Elf Jahre lang, von 1985 bis 1996, spielte Kostas Papanastasiou den griechischen Wirt Panaiotis Sarikakis in der "Lindenstraße". Auch im echten Leben war er als Gastronom tätig: 45 Jahre lang führte er das Terzo Mondo, die älteste griechische Taverne Berlins. Der Schauspieler starb am 2021 im Alter von 84 Jahren.

Tanja Schildknecht (Sybille Waury) verdrehte in den Anfangsjahren der "Lindenstraße" zahlreichen Männern den Kopf: Wirt Panaiotis Sarikakis und der Kunsthändler Jean-Luc Mourrait (Gérard Herold, Bild) verlieben sich in die gelernte Krankengymnastin, bevor jene schließlich Dr. Dressler heiratet.

Nur in der allerersten "Lindenstraße"-Folge war Sybille Waury nicht dabei, sie spielte die Rolle der Tanja Schildknecht bis zum Ende der Serie. Danach stieg sie 2020 beim nächsten langlebigen Kultformat ein: In der BR-Vorabendserie "Dahoam is Dahoam" spielt die gebürtige Düsseldorferin Vera Hülsmann, die neue Partnerin des alteingesessenen Apothekers Bamberger (Horst Kummeth).

Von Folge eins bis Folge 1.754 war er Teil des Ensembles der "Lindenstraße": 35 Jahre lang verkörperte Ludwig Haas in der langlebigen WDR-Serie die Figur des querschnittsgelähmten Dr. Ludwig Dressler.

Haas war seit dem Beginn seiner Karriere in den 70-ern in vielen deutschen TV- und Kinoproduktionen zu sehen, etwa in einzelnen Episoden von "Forsthaus Falkenau" und "Der Alte", aber auch im Helge-Schneider-Film "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem". Die Rolle des Dr. Dressler sollte jedoch seine größte bleiben, der Schauspieler starb 2021, kurz nach dem Ende der Serie, im Alter von 88 Jahren.

Wirkliche Pionierarbeit leistete die "Lindenstraße" vor allem beim Thema Homosexualität: Die ARD-Serie begleitete den angehenden Mediziner Carsten Flöter (Georg Uecker, links) in allen Lebenslagen - inklusive Coming-out. Am 25. März 1990 kam es zum ersten schwulen Fernsehserien-Kuss zwischen ihm und Robert Engel (Martin Armknecht).

Auch Georg Uecker selbst geht offen mit seiner Homosexualität um. Mit Ausnahme einer Pause von 1991 bis 1995, in der seine Figur zum Medizinstudium nach Sydney ging, war er bis zum Ende der "Lindenstraße" als Dr. Carsten Flöter zu sehen. Dass Uecker HIV-positiv ist, wurde erst 2016 bekannt.

Es war das Gesprächsthema der späten 80er-Jahre unter den Fans der "Lindenstraße": Hans Beimer (Joachim Luger) verlässt seine Helga! Doch eine echte Serie braucht eben Intrigen, Drama und Leidenschaft. Und genau das lieferte die Affäre von "Hansemann" und Anna Ziegler (Irene Fischer). Jene war in die "Lindenstraße" gezogen, nachdem sie vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann geflohen war.

Für Anna Ziegler, die dem Format bis zum Ende die Treue hielt, war die Serie aber mehr nur als Liebe und Leidenschaft: "Die 'Lindenstraße' hat jahrzehntelang als Unterhaltungsformat politische und gesellschaftsrelevante Themen aufgegriffen", erklärte Anna Ziegler, die auch als Drehbuchautorin für die Serie tätig war, angesichts des Serien-Endes.

AIDS war nur eines von vielen Beispielen für die "gesellschaftsrelevanten Themen", die die Lindenstraße behandelte: Bei einer Bluttransfusion infizierte sich Benno Zimmermann (Bernd Tauber) mit dem HI-Virus. Fortan hatte er nicht nur mit der Immunschwäche, sondern auch mit der gesellschaftlichen Ablehnung zu kämpfen. Doch seine Frau Gabi (Andrea Spatzek) und die Nachbarn hielten bis zu seinem Tod im November 1988 zu ihm.

Er hatte zuvor bereits in Wolfgang Petersens "Das Boot" mitgespielt und blieb auch nach seinem "Lindenstraße"-Ausstieg ein beliebtes TV-Gesicht: Bernd Tauber war in zahlreichen Gastrollen, unter anderem im "Tatort" und im "Polizeiruf 110", zu sehen. Zuletzt spielte er eine Hauptrolle im ZDF-Herzkino-Film "Inga Lindström: Der schönste Ort der Welt" (Bild, 2021).

Nach dem AIDS-Tod ihres Mannes fand sie eine neue Liebe in der Lindenstraße: Gabi (Andrea Spatzek) und Andreas "Andy" Zenker (Jo Bolling) gingen bis zum Ende der Serie gemeinsam durch dick und dünn.

Nach dem Aus der "Lindenstraße", in der die gebürtige Salzburgerin von Folge eins an bis zum Ende der Serie zu sehen war, kehrte die gelernte Theaterschauspielerin auf die Bühne zurück. Bei den Festspielen im österreichischen Stockerau, bei denen ihr Bruder Christian als Intendant arbeitet, trat sie zuletzt 2022 auf.

Urgesteine der "Lindenstraße": Auch wenn er "erst" in Folge 220 zum Cast stieß, hielt Jo Bolling in seiner Rolle als Taxifahrer Andy Zenker wie seine beiden Kolleginnen Andrea Spatzek (rechts) und Irene Fischer der Serie die Treue. Nach deren Ende folgten bislang keine weiteren TV-Rollen für den gebürtigen Bonner.

Dicke Luft im Hause Zenker: Nach Bekanntwerden ihrer Beziehung wollte Andy (Zweiter von rechts) mit Gabi zusammenziehen. Doch seine Kinder Timo (Michael Laricchia, links), Walze (Nadine Spruß, Zweite von links) und Iffi (Rebecca Siemoneit-Barum, rechts) waren zunächst gar nicht begeistert von dem geplanten Wohnungstausch.

Während ihr Serien-Bruder Michael Laricchia heute als Theaterschauspieler arbeitet, schlug Nadine Spruss - heute Heuser - eine andere Karriere ein. Die Darstellerin der Valerie Zenker, die sich einst aus Solidarität mit verfolgten Juden eine Glatze rasierte, ist heute studierte Juristin und stellvertretende Bezirksvorsitzende der CDU Mittelrhein.

Er ist der prominenteste Darsteller, den die "Lindenstraße" hervorgebracht hat: Til Schweiger (rechts, mit Andrea Spatzek) spielte als Jo Zenker 39 Folgen lang mit - ehe er 1992 bei der Serie aus- und in einen Manta einstieg, um zum Kino-Superstar zu werden.

Iffi Zenker (Rebecca Siemoneit-Barum) und Klaus Beimer (Moritz A. Sachs)

Dieser erste Kuss sorgte 1990 für helle Aufregung: Waren Iffi (Rebecca Siemoneit-Barum) und Klausi (Moritz A. Sachs) nicht zu jung für so etwas? Siemoneit-Barum erinnerte sich viele Jahre später: "Wir waren doch nur zwei zwölfjährige Kinder, die von nichts 'ne Ahnung hatten, außenrum standen lauter Erwachsene, die gesagt haben: 'Küsst euch auf den Mund!'"

Rebecca Siemoneit-Barum wurde als "Iffi" in der "Lindenstraße" in der Serie erwachsen. Die 47-Jährige fand ehrliche Worte zum Serienfinale: "Die 'Lindenstraße' war mehr als mein halbes Leben lang mein Arbeitsplatz", sagt sie. "Ich verliere aber nicht nur meinen langjährigen Arbeitsplatz und ein Einkommen, sondern auch ein Zuhause und einen Zufluchtsort."

Von 1985 bis 2020 verkörperte Moritz A. Sachs den jüngsten Spross der Familie Beimer, suchte sich schon bald aber weitere berufliche Standbeine. Neben der Schauspielerei studierte er Rechtswissenschaft, 2005 machte er eine einjährige Pause von der "Lindenstraße", um sich der Arbeit hinter der Kamera zu widmen.

Heute ist Moritz A. Sachs (rechts, mit Andreas Giebel) Produktionsleiter bei "Watzmann ermittelt". Er kümmert sich nicht nur um die Verträge und das Budget, sondern hilft auch am Set, wo er kann. "Ich schaue einfach gerne, dass es allen gut geht, dass alles funktioniert", erklärte er im teleschau-Interview.

Er kam mit 13 zur Serie: Christian Kahrmann (Bild, mit Marie-Luise Marjan) gehörte (wie auch Til Schweiger) zu den großen Entdeckungen der "Lindenstraße". Er spielte bis 1995 den Beimer-Spross Benny, dann verließ er die Serie, um sich anderen Projekten zu widmen. Seine Figur musste damals tragisch bei einem Busunglück sterben.

Doch in den folgenden Jahren nahm seine Karriere als Schauspieler nicht den erhofften Verlauf. Der 52-Jährige war eher in kleinen TV-Rollen zu sehen. Nach einer Ausbildung zum Barista betrieb er seit 2012 ein Café in Berlin, das während der Corona-Krise schließen musste. Die Pandemie traf Kahrmann noch schwerer: Er lag 2021 wegen einer Corona-Infektion 17 Tage im künstlichen Koma.

Inzwischen ist Kahrmann glücklicherweise wieder wohlauf und gut beschäftigt: Zuletzt war er sowohl im Netflix-Film "Blood And Gold" sowie in "Asbest", der hochgelobten ARD-Gangster-Serie von und mit "4 Blocks"-Hauptdarsteller Kida Khodr Ramadan zu sehen.

Als Tochter der Schauspielerin Monika Woytowicz, die zeitweise ebenfalls in der "Lindenstraße" mitspielte, und des Regisseurs Celino Bleiweiß war ihre Karriere wohl in gewisser Weise vorgezeichnet: Ina Bleiweiß (Mitte) spielte von 1985 bis 1995 die eigensinnige und freiheitsliebende Marion Beimer, die ihren Eltern zahllose schlaflose Nächte bereitet.

1995 verabschiedete sich Ina Bleiweiß von der "Lindenstraße", da sie ihre Theaterengagements nicht mehr mit den Gastauftritten in der Serie vereinbaren konnte. Seitdem war die gebürtige Hallenserin nur noch vereinzelt in TV-Gastrollen ("Der Bergdoktor") zu sehen, inzwischen leitet Bleiweiß das Veranstaltungsbüro des Fastfood Theaters München und arbeitet zudem als Paartherapeutin.

Auf die Perlenkette hatte er 20 Jahre gespart: Zu Beginn der Serie sind Helga (Marie-Luise Marjan) und ihr "Hansemann" (Joachim Hermann Luger) noch ein glückliches Ehepaar. 1988 lernt er dann die neue Nachbarin Anna Ziegler kennen und lieben, die seine zweite Ehefrau wird und mit der er weitere fünf Kinder großzieht.

Noch bevor die "Lindenstraße" 2020 endete, stieg Joachim Luger 2018 aus der Serie aus: "Ich bin im Herzen eigentlich ein Abenteurer, ich wollte einfach mal wieder einen Schritt ins Ungewisse tun", erklärte er dazu im teleschau-Interview. Seine Rolle liebte er dennoch: Hans Beimer habe "nicht alle Kämpfe gewonnen, sein Leben hatte Licht und Schatten, aber er hat immer weitergemacht. Hans Beimer war ein echtes Stehaufmännchen", so Luger.

Er wolle etwas mehr Zeit für sich, "für meine Familie und andere Rollen haben", sagte Luger über seinen Abschied von der "Lindenstraße". Im Oktober 2023 feierte der Vater von zwei Söhnen seinen 80. Geburtstag, als Theaterschauspieler ist er bis heute aktiv, zudem tritt er auch bei Lesungen auf.

Ihre Spiegeleier waren ebenso legendär wie "Mutter Beimer" selbst. Schauspielerin Marie-Luise Marjan sagte einst, sie nehme die Rolle der "Mutter der Nation" gerne "ganz selbstverständlich". Wichtig war ihr stets nur, "dass den Autoren immer etwas Vernünftiges einfällt, damit Helga Beimer auch ein Vorbild bleiben kann."

In einer der letzten "Lindenstraßen"-Folgen traf Helga Beimer in einem Komatraum noch einmal auf ihre verstorbenen Männer: Hans Beimer (Joachim H. Luger, links), Benny Beimer (Christian Kahrmann, Mitte) und Erich Schiller (Bill Mockridge). Das Ende der Serie bereute sie nicht: Die "Lindenstraße" sei ein wichtiger Teil ihres Lebens gewesen, so Marjan: "Aber nun ist Schluss, und jetzt bin ich offen für andere Aufgaben."

Auch wenn sie immer noch auf "Mutter Beimer" angesprochen werde, weise sie "darauf hin, dass es nicht nur 'Lindenstraße' gibt für mich." Seit dem Ende der Serie ging Marie-Luise Marjan unter anderem mit einem eigenen Krimiabend mit dem Titel "Mord mit Mutter'n" auf Tour, zudem ist sie offizielle Märchenbotschafterin der Brüder Grimm Festspiele Hanau und engagiert sich bei Plan International, Unicef und den Maltesern.

Zuletzt war Marjan im "Inga Lindström"-Film "Hanna und das gute Leben" (Bild, mit Sina Tkotsch) in einer kleinen Rolle als lebenskluge Ratgeberin zu sehen, deren Leitsatz so geht, wie sie im teleschau-Interview erklärte: "Wer ewig auf der Suche ist, merkt womöglich nicht, dass er das Gute schon gefunden hat." Diesen Satz "sollte sich jeder über die Tür hängen", erklärte sie lachend.

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