Trügerisches "Paradise": Die spannendste Serie des Jahres?
In der hochgelobten Serie "This Is Us - Das ist Leben" erzählte der amerikanische Serienschöpfer Dan Fogelman zwischen 2016 und 2022 von Familienbeziehungen und der Achterbahnfahrt des Lebens zwischen Liebe und Herzenswärme sowie Enttäuschungen und Tragödien. Ein Emmy- und Golden Globe-prämierter Star der Serie war Sterling K. Brown, der einen jungen schwarzen Mann spielte - adoptiert von weißen Eltern, die den Verlust eines Drillings in ihrem auf drei Kinder ausgelegten Lebensmodell ausgleichen wollten. Menschliche Wärme und Abgründe sowie brillant beobachtete Beziehungen, die "This Is Us" ausmachten, paart Fogelman in "Paradise" nun mit Thriller-, Crime- und Near Future-Elementen. Brown spielt den Personenschützer Xavier Collins, Vater einer Teenagertochter und eines Jungen, der den Präsidenten der USA bewacht.
Als Cal Bradford (James Marsden) eines Morgens nicht aus seinem streng abgeriegelten und kameraüberwachten Wohnbereich heraustritt, findet Xavier seinen Chef und Staatslenker tot auf dem Fußboden. Wer hat Cal Bradford, den wir in Rückblenden kennenlernen, ermordet? Der Verdacht fällt unter anderem auf Xavier - denn er hat seinen Boss als letzter gesehen. Drei Folgen der spannenden und klug gebauten Serie zeigt Disney+ zum Auftakt am Dienstag, 28. Januar. Danach laufen die restlichen fünf Folgen im Wochenrhythmus.
Bis zum Serienfinale am 4. März warten?
Selten war es so schwer, eine Serie "anzuerzählen" wie im Falle von "Paradise". Der Achtteiler besteht nämlich aus zahlreichen Twists und Turns, die man keineswegs spoilern sollte, um den Seriengenuss nicht zu gefährden. Nur so viel: Xavier, ein Mann und Vater mit klaren Prinzipien, lebt in einer Gemeinde, die ein bisschen so wirkt wie das ideale Amerika. Ein Amerika, dessen oberflächliche Perfektion man sich in der augenblicklichen politischen und gesellschaftlichen Situation vielleicht wünschen würde, weshalb das Timing der Serie, die in den USA zeitgleich bei Disney+ und Hulu anläuft, verlockend ist.
Wie in "This Is Us" arbeitet Autor und Showrunner Dan Fogelman auch hier wieder mit Rückblenden, die regelmäßig überraschende Erkenntnisse zu den Serienfiguren liefern. Darunter die in der Gemeinde einflussreiche Milliardärin "Sinatra" (Julianne Nicholson), Xaviers Chefin (Krys Marshall) oder eine Psychologin und Trauerexpertin (Sarah Shahi), die etliche Figuren der Gemeinde durch ihre Arbeit verknüpft.
Clever an "Paradise" ist, wie Fogelman die Genregrenzen zwischen Poltithriller, Crime-Story, klassischem Beziehungsdrama und Near Future-Ideen verschmelzen läst. Obwohl man das Gefühl hat, einige der Figuren und Plotideen so oder so ähnlich schon mal gesehen zu haben, bleibt "Paradise" wegen seines ungewöhnlichen Genre-Crossovers und guter Erzählideen für das Publikum hochattraktiv. Weil die Serie schnell einen großen Binge-Sog ausübt, muss man sich in der Tat überlegen, ob man mit dem Anschauen bis zum Finale am 4. März wartet, um dann alles an einem Stück sehen zu können.