Ernst August von Hannover: Böser Streit mit seinem Sohn
Wird Ernst August von Hannover die Hochzeit seines eigenen Sohnes verpassen? Ein Streit überschattet die geplanten Feierlichkeiten.
Eigentlich sollte es ein Höhepunkt im Jahreskalender der deutschen Aristokratie werden: Diesen Samstag heiratet Erbprinz Ernst August von Hannover (33) seine russische Verlobte Ekaterina Malysheva (30). Zur Trauung in der Marienkirche in Hannover werden Vertreter des europäischen Hochadels erwartet. Anschließend fährt das Paar in einer sechsspännigen Hochzeitskutsche aus dem 19. Jahrhundert durch die Innenstadt.
Einer jedoch wird höchstwahrscheinlich fehlen: Prinz Ernst August senior (63), der Vater des Bräutigams. Er ist mit seinem Sohn über Kreuz - bei dem uralten Welfen-Geschlecht, dessen Ursprünge bis ins achte Jahrhundert zurückgehen, hängt der Haussegen gewaltig schief.
Keine Zustimmung zur Hochzeit?
Die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" berichtet, dass der Chef des Hauses Hannover seinem Ältesten die Zustimmung zur Hochzeit verweigert habe. Mehr noch: Ernst August senior fordere demnach Schenkungen aus dem Jahr 2004 zurück, darunter großen Land- und Waldbesitz sowie den Stammsitz der Familie, die Marienburg. Vermeintlicher Grund: grober Undank.
Außerdem klage der Welfen-Chef auf Wiedereinsetzung als Mitglied im Stiftungsrat der Herzog-von-Cumberland-Stiftung. Diese liechtensteinische Stiftung, in deren Leitungsgremium Ernst August senior 2012 ohne seine Zustimmung vom Sohn abgelöst worden war, verwaltet vor allem den österreichischen Besitz der Welfen, mehrere Tausend Hektar Wald und das Schloss Grünau in Oberösterreich.
"Der Schritt ist mir nicht leichtgefallen"
Die Anwälte des Familienoberhaupts machen laut "Handelsblatt" dem Sohn zum Vorwurf, "dass dieser seinen Vater systematisch auch aus der Verwaltung des österreichischen Besitzes herausgedrängt habe - was sich in dessen Absetzung als Stiftungsrat manifestiere. Hinzu komme, dass der Sohn ohne Wissen und Zustimmung des Vaters Liegenschaften aus Familienbesitz veräußert habe."
Wörtlich sagte Prinz Ernst August senior der Zeitung: "Der Schritt ist mir nicht leichtgefallen, gerade weil es um meinen Sohn geht. Aber ich sehe mich dazu gezwungen, um die Interessen des Hauses Hannover zu wahren und um den jahrhundertealten Besitz mit wichtigen Kulturgütern zu bewahren."
Was hat das mit der britischen Thronfolge zu tun?
Prinz Ernst August von Hannover, in zweiter Ehe mit Caroline von Monaco (60) verheiratet, ist nicht nur Herzog von Braunschweig und Lüneburg, sondern auch Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland. Er besitzt einen deutschen, österreichischen und englischen Pass. In letzterem lautet sein Name: His Royal Highness Ernest Augustus Guelph (Welfe, Anmerk. d. Red.).
Die königliche Familie der Windsors ist mit den Hannoveranern verwandt. In der englischen Thronfolge steht Ernst August senior auf Rang 450. Die Möglichkeit, dass ein Hannoveraner König von England wird, ist zwar verschwindend gering, doch für die Tradition der Welfen spielt sie nach wie vor eine große Rolle.
Das hat auch auf die Heirat von Erbprinz Ernst August unmittelbare Auswirkungen. Ohne das Einverständnis des Vaters kann die Ehe nicht dem englischen Königshaus zur Genehmigung vorgelegt werden, meint Malte Berlin, der Rechtanwalt von Ernst August senior. Und ohne dieses britische Plazet würden der Erbprinz und seine künftigen Kinder (mit Ekatarina Malysheva) aus der englischen Thronfolge ausgeschlossen. Das bedeutet: Das nächste Oberhaupt des Hauses Hannover dürfte nicht mehr den Titel Prinz von Großbritannien und Irland führen.
Es gibt einen Funken Hoffnung
Laut "Handelsblatt" fürchtet Ernst August senior außerdem, dass "der deutsche Besitz der Welfen bei einem Scheitern der Ehe seines Sohnes in familienfremde Hände übergehen könnte." Erbprinz Ernst August hatte die Russin in London kennengelernt, wo Ekaterina seit ihrem 19. Lebensjahr lebt. Sie stammt aus einer russischen Familie: Ihr Vater ist in der Öl- und Gasbranche tätig, ihre Mutter ist Theaterschauspielerin und ihr Bruder erfolgreicher Banker.
Anfangs sei Ernst August senior von der Wahl seines Sohnes noch begeistert gewesen, denn Ekatarina hat eine imponierende Karriere als Doku-Regisseurin (drei Emmys, zwei Oscar-Nominierungen) sowie als Modedesignerin (Lebel EKAT) aufzuweisen. Stars wie Schauspielerin Sienna Miller (35, "Im Rausch der Sterne") und Sängerin Rita Ora (26, "Your Song") gehören zu ihren Kundinnen.
Prinz Ernst August senior will jedoch nicht die totale Konfrontation. Er glaubt immer noch an eine Versöhnung und hofft, "dass mein Sohn an das Gesamtinteresse der Familie denkt und einlenkt. Ich bin zur Verständigung und zum Gespräch bereit".