
In "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" verkörperte die damals 13-jährige Natja Brunckhorst die titelgebende Hauptrolle der Christiane F., einer 14-jährigen drogenabhängigen Jugendlichen.
In "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" verkörperte die damals 13-jährige Natja Brunckhorst die titelgebende Hauptrolle der Christiane F., einer 14-jährigen drogenabhängigen Jugendlichen.
Entdeckt wurde sie damals von Regisseur Uli Edel auf dem Schulhof. Ihrem Wunsch, einmal die echte Christiane F. zu treffen, verwehrte ihr die Produktionsfirma jedoch, damit sie so unbefangen wie möglich an die Rolle heranging.
Erst Jahre später traf sie Christiane Felscherinow (im Bild), deren Geschichte in "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" erzählt wurde. Brunckhorst traf sie mit 16 Jahren zufällig auf einem Konzert von Felscherinows Band.
Brunckhorsts Darstellung der Christiane F. gilt als eine der eindrucksvollsten schauspielerischen Leistungen in der deutschen Filmgeschichte, da sie die Verzweiflung, die Zerbrechlichkeit und den unerbittlichen Kampf gegen die Drogenabhängigkeit überzeugend zum Ausdruck bringt.
Ihre Leistung wurde sowohl von der Kritik als auch vom Publikum hoch gelobt und machte sie international bekannt. Ihr Gesicht war zum Kinostart 1981 auf allen Filmplakaten abgebildet. Doch ihre plötzlich große Bekanntheit blieb nicht folgenlos.
Der normale Alltag, wie etwa ihr täglicher Weg zur Schule wurde für Natja Brunckhorst zur Herausforderung. Viele Leute, die sie erkannten, hielten sie für die echte Christiane F. und zeigten mit dem Finger auf sie. Für den jungen Teenager unerträglich.
Um sich von ihrem bekannten Look aus den Filmszenen zu unterscheiden, schnitt sich Natja die Haare ab und verkleidete sich als Junge. Doch der Rummel um ihre große Kinorolle wurde der 13-Jährigen zu viel.
Mit fast 16 Jahren brach sie die Schule ab und zog nach London, wo sie monatelang in einem besetzten Haus lebte. Weil sie noch minderjährig war, überwies ihr das Jugendamt monatlich 1500 Mark aus ihrer Gage. Den Rest erielt sie erst mit 18 Jahren.
Nach nur einem Jahr in London zog sie nach Paris, wo sie als Model arbeitete. Die Distanz zum Medienrummel um ihre Filmrolle in Deutschland zeigte ihre Wirkung. 1987 kehrte sie schließlich in ihre Heimat zurück, um Schauspiel zu studieren.
Noch vor ihrem Abschluss 1991 an der Schauspielschule Bochum war sie bereits in weiteren Filmen zu sehen, so etwa in "Tiger, Löwe, Panther" 1989 von Dominik Graf.
Neben "Tiger, Löwe, Panther", wo sie an der Seite von Martina Gedeck und Peter Lohmeyer spielte, engagierte sie auch der legendäre Filmemacher Rainer Werner Fassbinder für seinen letzten Film "Querelle" 1992.
In den Jahren 1993 und 1994 erkrankte die Schauspielerin an Krebs, wodurch sie beruflich eine Pause einlegte. Die Erkrankung konnte sie jedoch erfolgreich besiegen.
Von dem Spielfilm "Alles außer Mord" (1995) über "Die Kommissarin" bis hin zu "SOKO Leipzig" spielte sie in verschiedenen Krimi-Formaten mit.
Doch die Schauspielerin begann sich zunehmend für ein anderes Berufsfeld zu interessieren, nämlich für die Arbeit als Drehbuchautorin.
Ihr Debüt machte sie mit dem Drehbuch für die Fernsehserie "Einsatz Hamburg Süd" 1998.
Mit dem Werk "Wie Feuer und Flamme" (2001) schrieb sie ein autobiografisches Drehbuch. Der Spielfilm mit Nora Tschirner erzählt von den Lebenswelten der Punks in der DDR.
Ihre Arbeit für "Wie Feuer und Flamme" war ein voller Erfolg. 2002 erhielt sie den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch.
Zudem versuchte sie sich auch als Regisseurin. Ebenfalls 2001 erschien ihr Kurzfilm "La Mer" als erste Regiearbeit.
Auch privat fand Natja Brunckhorst ihr Glück im Film- und Fersehbereich: Von 1988 bis 1993 war sie mit dem Schauspieler und Drehbuchautor Dominic Raacke liiert. Raacke ist vor allem durch seine Rolle als "Tatort"-Kommissar Till Ritter bekannt, den er bis 2014 spielte.
Im Jahr 1991 bekam das Paar mit Emma eine gemeinsame Tochter.
In den vergangenen Jahren ist Natja Brunckhorst immer häufiger als Drehbuchautorin in Erscheinung getreten, so auch für die "Tatort"-Folgen "Oben und Unten" oder "Dinge, die noch zu tun sind". Letztere ist auch nach einer Idee von ihr entstanden.
2017 kam "Amelie rennt" in die Kinos. Die Idee, ein Drehbuchbuch über ein Mädchen mit Asthma zu schreiben, kam ihr durch ihre Tochter Emma (im Bild rechts), die ebenfalls an schweren Asthma-Anfällen litt. Viele Szenen im Film hatte Brunckhorst genauso mit ihrer Tochter erlebt.
Der Film wurde international mehrmals ausgezeichnet und 2018 für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Im Mai 2022 lief mit "Alles in bester Ordnung" ihr erster Langfilm im Kino, für den sie nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch Regie führte.
Heute lebt und arbeitet die geborene Berlinerin in Hamburg. Aus dem einstigen Teenager, der vor lauter Medienrummel ins Ausland flüchtete, ist heute eine vielfach ausgezeichnete Drehbuchautorin und Regisseurin geworden. Vor der Kamera sieht man sie daher heute weniger. Ihr bisher letztes Regie- und Drehbuchwerk "Zwei zu Eins" lief diesen Sommer in den Kinos.