"Dicker als Wasser": Rolf Poller kehrt (ein bisschen) zurück

Ralf Trimborn (Armin Rohde) lässt sich von Freddy Schenk (Dietmar Bär) nicht einschüchtern. © WDR/Uwe Stratmann
Rolf Poller ist zurück! Wer? Armin Rohdes Figur im neuen Kölner Tatort "Dicker als Wasser" erinnert stark an dessen Charakter im jüngsten Fall aus Frankfurt. Auch in Köln ist Rohde der eigentliche Star, für den alleine sich das Einschalten bereits lohnt.
Worum geht’s?
Sie sind dicke Freunde aus Kindertagen: Erik Trimborn (Ludwig Trepte) und Oliver Mohren. Doch weil Club-Besitzer und Frauenheld Olli seinem Kumpel Freundin Laura (Alice Dwyer) ausgespannt hat, herrscht eisiges Schweigen zwischen den beiden. Eines Nachts liegt Olli tot vor seinem Club, Erik nutzt die Gelegenheit sogleich und tröstet Laura. Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) vermuten zunächst einen klassischen Mord aus Eifersucht.
Auftritt Armin Rohde: Als Eriks Vater Ralf Trimborn kümmert er sich für den Sohnemann ums Grobe und schüchtert auch schon mal als Inkasso-Ralle mit Abbruch-Hammer einen Hausbesitzer ein, der dem Trimborn’schen Baugeschäft noch Geld schuldet. Erfahrung genug hat er, schließlich saß Trimborn gerade erst neun Jahre im Knast, weil er einen Türsteher erschlagen hatte.
Dass sich Erik nun wieder mit Laura im schummrigen Dachzimmer trifft, passt dem Vatertier jedoch ganz und gar nicht. Schließlich hat er ganz andere Probleme, er muss die Zwangsversteigerung des Familien-Hauses verhindern. Doch als schließlich noch Oliver Mohrens Vater Jürgen (Jochen Nickel) auftaucht, werden immer mehr Details aus der Vergangenheit ans Licht geholt.
Problem-Krimi oder Spaß-Tatort?
Armin Rohde macht immer Spaß. So enthemmt können nur Wenige den Kotzbrocken geben, trotz schickem Anzug schafft er es im Tatort wieder mal, ständig schmuddelig zu wirken. Eine höhere Bedeutung hat das Ganze indes nicht. Man wird aber in der zweiten Hälfte das Gefühl nicht los, dass Autor Norbert Ehry ein paar Mal zu oft die Ruhrpott-Klamotte "Bang Boom Bang" gesehen hat.
Ist die Handlung glaubwürdig?
Eigentlich ist "Dicker als Wasser" recht simpel konstruiert, das verhindert aber nicht die eine oder andere schwer nachzuvollziehende Wendung. Leider ist man es schon fast nicht mehr anders gewohnt. Was aber komplett überflüssig ist, sind die internen Querelen zwischen Ballauf, Schenk und Assistent Reisser (Patrick Abozen) und Schenks schon im letzten Tatort dick aufgetragene Lebenskrise. Vielleicht sollte er mit Lena Odenthal eine Selbsthilfe-Gruppe aufmachen.
Bester Auftritt
Wenig überraschend gebührt diese Ehre Armin Rohde. Auch wenn seine Rolle sehr nah am Psychopathen aus dem Frankfurt-Tatort ist, lässt er alle anderen blass aussehen. Stellenweise wirkt es so, als wolle man diesen Tatort zum Duell zwischen Schenk und Rohde aufplustern, das gibt aber weder die Story noch die Figur Alfred Schenk her. Joachim Króls Steier war da allein von der Abgewracktheit und Verwahrlosung schon mehr auf Augenhöhe. Da muss Freddy Schenk noch viele Nächte alleine durch Köln strolchen.
Was muss man sich merken?
Irgendwas ist mit Freddy los, er faselt schon wieder was von "alles hinschmeißen" und lässt seine schlechte Laune am – zugegebenermaßen etwas nachlässigen – Assistenten Tobias Reisser aus. Und es gibt schon wieder kein Bierchen am Rhein. Sind die Buddy-Cops aus Kölle in der Krise?
Soll man gucken?
Krimi-mäßig ist "Dicker als Wasser" allenfalls fade
Durchschnitts-Kost. Durch das furiose Spiel von Armin Rohde
allerdings wird dieser Tatort unterhaltsam. Erstaunlich, wie eine
gute Figur einen ganzen Film retten kann. Man fragt sich jedoch
stellenweise, wo Ralf Trimborn anfängt und wo Armin Rohde aufhört…