Das würde Heiner Lauterbach mit Hitler-Bildern machen
Schauspieler Heiner Lauterbach kämpft im ZDF-Nachkriegs-Dreiteiler "Tannbach" mit seiner Vergangenheit. Wie Geschichtsaufarbeitung bei ihm zuhause aussah und was er mit Hitler- Bildern machen würde, verrät er im Interview.
Vom Party-Löwen zum seriösen Familienvater: Heiner Lauterbach (61, "Wir sind die Neuen" ) hat sein Leben umgekrempelt. Wie gesund er seither lebt, erklärt er im Interview mit spot on news. Wie gut ihm das auch beruflich tut, ist im Nachkriegs-Dreiteiler "Tannbach" (4., 5. und 7. Januar, 20.15 Uhr, ZDF) über das gleichnamige ehemals geteilte Dorf an der bayerisch-thüringischen Grenze zu sehen. Dass er im Film mehr Haar hat als im wahren Leben, findet Lauterbach übrigens "hilfreich". Eine Haartransplantation käme dennoch nicht infrage. Außerdem verrät der Schauspieler, was er mit Hitler-Bildern machen würde, wenn er welche auf einem Dachboden finden würde.
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"Tannbach - Schicksal eines Dorfes" erzählt anhand der Lebenswege der Bewohner eines kleinen Ortes an der bayerisch-thüringischen Grenze von den Schicksalsmomenten im Nachkriegsdeutschland auf dem Weg zur deutsch-deutschen Teilung. Was halten Sie von Geschichtsverarbeitung in einem Unterhaltungsformat wie diesem?
Heiner Lauterbach: Davon halte ich sehr viel, deshalb habe ich auch mitgemacht. Auf diese Weise kann man einem jüngeren Publikum, das mit Krieg noch nicht in Berührung gekommen ist, dessen Grausamkeiten vermitteln. Ich glaube, dass ein guter Film die unendlich vielen privaten Schicksale fernab von den Millionen Toten verständlicher machen kann als Geschichtsbücher.
Warum ist es wichtig, dass junge Menschen mehr über diese vergangene Zeit erfahren?
Lauterbach: Weil möglicherweise auch unser künftiger Bundeskanzler oder unsere künftige Bundeskanzlerin als Kind oder Heranwachsender vor dem Fernseher sitzen wird und sich das ansieht. Diese Eindrücke nimmt er oder sie dann später hoffentlich auch mit ins Amt. Wenn dieser Dreiteiler nur ein bisschen davon abhält, kriegerische Maßnahmen zu ergreifen, haben wir extrem viel erreicht. Das gilt natürlich auch für alle anderen Zuschauer. Spielfilme, Dokumentation und Bücher sind prägend. Und wenn man junge Menschen dahingehend prägen kann, sich Gedanken über Sinn, Unsinn und Ausmaße eines Krieges zu machen, ist das mehr als sinnvoll.
Sie sind Jahrgang 1953. Wie ist Ihre Familie nach dem Krieg mit dem Thema umgegangen?
Lauterbach: Es war kein Tabu-Thema, aber wir haben auch nicht wahnsinnig oft darüber gesprochen. Und das, obwohl meinen Eltern eigentlich sehr involviert waren in diese Zeit: Meine Mutter war in der Hitlerjugend, mein Vater als ganz junger Mann im Krieg und dann in Gefangenschaft. Anfang der 1950er und 1960er Jahre haben die Menschen aber einfach nicht gerne darüber gesprochen.
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie auf dem Dachboden plötzlich Hitler-Bilder oder ähnliches finden würden?
Lauterbach: Was soll man schon damit machen... Wegschmeißen wahrscheinlich.
Was halten Sie denn von Kriegsspielen am Computer?
Lauterbach: Gar nichts, weil das einfach nur bescheuert ist. Aber ich halte ohnehin nicht so viel von Computerspielen, was natürlich einen ewigen Kampf mit unseren Kindern zur Folge hat. Da sollten wir Eltern trotzdem alle etwas strenger sein. Und Kriegsspiele an sich sollten per Gesetz komplett verboten werden.
Sie sind normalerweise sehr gut gekleidet, in "Tannbach" sehen Sie dagegen ungewohnt ärmlich aus. Wie haben Sie sich so gefallen?
Lauterbach: Sehr gut sogar, weil es den Umständen entsprechend war. Das fand ich wirklich gelungen.
Im Film haben Sie auch ein bisschen mehr Haar. Warum?
Lauterbach: Mit Haaren kann man sehr viel ausdrücken, ohne etwas sagen zu müssen: eine zeitliche Veränderung zum Beispiel, indem man sie grau werden lässt oder die Frisur ändert. Deshalb haben wir uns dafür entschieden. Für Schauspieler wie mich, die neben ihren Rollen auch verhältnismäßig oft in Illustrierten zu sehen sind, helfen solche optischen Veränderungen wie Haarteile aber auch, um die Rolle ein bisschen wegzurücken von der eigenen Person. Wenn ich stattdessen so aussehen würde wie letzte Woche in der "Bunten", wäre es nicht ganz so sinnvoll für den Film.
Sind Sie auf den Geschmack gekommen, käme eine Haartransplantation für Sie infrage?
Lauterbach: Nein, sicher nicht. Ich gefalle mir so wie ich bin eigentlich ganz gut.
Was machen Sie ansonsten für Ihr Aussehen?
Lauterbach: Nicht rauchen, nicht trinken, gesund und sinnvoll essen und mich bewegen. Da gibt es keine Tricks.
Was wünschen Sie sich für 2015?
Lauterbach: Frieden, keine Naturkatastrophen und Gesundheit für meine Familie und Freunde sind mir am allerwichtigsten. Davon unabhängig wünsche ich mir noch mehr schöne Filmprojekte und interessante Stoffe, mit denen man nachhaltig etwas bewegen kann. Ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist der Film "Der blinde Fleck" über das Oktoberfest-Attentat, der im Februar ausgestrahlt wird. Aufgrund dieses Films hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren wieder aufgenommen. Wirklich eine tolle Nachricht! Vielleicht bewirkt der Dreiteiler "Tannbach" ja auch etwas...