Was ist der Sinn des Lebens, Aglaia Szyszkowitz?

In der klugen Culture-Clash-Komödie "Kein Herz für Inder" spielt Aglaia Szyszkowitz die Mutter einer Teenagertochter mit sozialen Problemen. Wie sie selbst ihrem Kind den Sinn des Lebens erklären würde, verrät die Schauspielerin im Interview.
Der in Berlin geborene deutsch-indische Drehbuchautor Sathyan Ramesh (*1968, "Türkisch für Anfänger"-Episoden) hat es mal wieder geschafft: Mit "Kein Herz für Inder" (27.10., 20:15 Uhr, das Erste) hat er eine kluge und gewitzte Culture-Clash-Komödie mit intelligenten Dialogen geschrieben, die Teenie-Probleme mit Eheproblemen und der spannenden Frage nach dem Umgang mit Ausländerfeindlichkeit geschickt und ohne Zeigefinger oder nervige Political Correctness verbindet.
Die 16-jährige Fiona Neufund (Lena Urzendowsky) ist eine Einzelgängerin. Um endlich eine Freundin für sie zu finden, setzen ihre Eltern Charlotte (Aglaia Szyszkowitz) und Erik (Martin Brambach) und die Klassenlehrerin (Anna Stieblich) auf einen Schüleraustausch. Die Familie wählt "Sandy McCartney" aus. Doch das vermeintlich hippe britische Mädchen entpuppt sich am Flughafen als der 13-jährige Sacchidananda (Zayn Baig) indischer Abstammung, der sich nur "Sandy" nennt...
Aglaia Szyszkowitz (49, "Der Kotzbrocken") spielt die Mutter und Ehefrau. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt die österreichische Schauspielerin, selbst Mutter zweier Söhne und seit 1992 verheiratet, was sie über die spannenden Fragen in der Komödie denkt.
Ihre Teenie-Tochter im Film fragt an einer Stelle: "Man wird geboren und irgendwann ist man wieder weg. Doch was passiert dazwischen?" Was würden Sie antworten, wenn eines Ihrer Kinder diese Frage nach dem Sinn des Lebens stellte?
Aglaia Szyszkowitz: Ich würde sagen: Dazwischen sollst du leben, lieben, genießen und Gutes tun. Anderen Menschen helfen, dir Begeisterung und Wissen für und in möglichst vielen Bereichen aneignen und damit etwas schaffen, was bleibt.
Das Mädchen fühlt sich einsam und unverstanden. Haben Sie einen Tipp, wie man mit Teenie-Kindern im echten Austausch bleiben kann?
Szyszkowitz: Sie zum Kino oder auf eine Pizza einladen und reden. Fragen. Sie raus aus dem häuslichen Umfeld locken und mit ihnen reisen, Zeit verbringen, spazieren gehen, wandern. Sie so zum Austausch bringen, geschickt und humorvoll.
Von ihrer Filmtochter heißt es, diese sei eine "überzeugte Einzelgängerin". Glauben Sie, dass es sowas wirklich gibt?
Szyszkowitz: Hm... Ich arbeite viel mit Kindern und Jugendlichen und jeder sehnt sich nach einem Freund/einer Freundin. Gerade in der Pubertät. Aber manchmal haben besondere Kids auch besondere Interessen und stehen damit alleine da - dann muss man sie darin unterstützen und keinesfalls zwingen, "wie die anderen zu sein".
Sacchidananda "Sandy" Char ist ein total faszinierender Typ. Wie war Jungschauspieler Zayn Baig hinter der Kamera?
Szyszkowitz: Zayn ist sehr smart, witzig und liebenswert. Es war eine große Freude mit ihm, und er hat es heroisch durchgehalten, dass wir immer wieder nur Deutsch gesprochen haben, wenn es besonders hektisch war.
Die gelungene Komödie erzählt auch vom ernsten Thema Fremdenfeindlichkeit. Was halten Sie davon?
Szyszkowitz: Tja, die Angst vor Fremdem und Neuem ist erschreckend weit verbreitet. Die Bereicherung, die diese Familie durch Sandy erfährt, ist aber durchaus exemplarisch für unser aller Interesse an einer anderen Kultur, der wir auf Reisen ja auch offen begegnen. Dass wir Land und Herzen öffnen müssen, ist also die logische Konsequenz aus dem Auftauchen aller Sandys dieser Welt, die plötzlich vor der Tür stehen.
Sie und Ihr Filmehemann (Martin Brambach) haben eine Ehekrise. Was würden Sie den beiden raten? Wie kann man so etwas durchstehen?
Szyszkowitz: Man muss sich klarmachen, dass es allen irgendwann so geht. Man muss über sich selbst lachen können und das eigene Drama nicht so ernst nehmen und sich den Humor miteinander bewahren.
Der Ehemann bemerkt die Affäre seiner Frau. Er sagt es aber nicht, in der Hoffnung, dass es wieder vorbeigeht... Was halten Sie davon? Kann das eine kluge Option sein?
Szyszkowitz: Das kommt auf das jeweilige Paar an. Martin spielt das so wunderbar... Wenn jemand sich mit seiner Figur identifiziert (und das werden viele tun) dann würde ich sagen: Ja!