North Sentinel Island: Eine der gefährlichsten Inseln der Welt

Die Geschichte des US-Amerikaners John Chau ging um die Welt: Der 27-Jährige wollte die Ureinwohner eines Eilands östlich von Indien zum christlichen Glauben missionieren - und kam dabei auf grausame Art ums Leben. Was hat es mit North Sentinel Island und ihren Bewohnern, den Sentilesen, auf sich?
Warum ist die Insel so gefährlich?
Es gibt wohl kaum von Menschen bewohnte Orte, die derart von der Zivilisation abgeschnitten sind wie die North Sentinel Island am Rand des Indischen Ozeans. Seit über 50.000 Jahren leben hier Menschen ohne Kontakt zur Außenwelt.
Nur wenig ist über die zu den Andamanen gehörende Insel bekannt. Und das hat einen guten Grund: Die Sentilesen, laut Schätzungen etwa 50 bis 200 an der Zahl, verweigern jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Sie sollen in Kleingruppen leben. Wer sich ihrer Heimat nähert, begibt sich in akute Lebensgefahr.
Das wurde auch durch den Fall John Chau deutlich. Der Amerikaner wagte trotz strikten Verboten die Reise zu der Insel - und kam laut Augenzeugen in einem Pfeilhagel ums Leben. Ein ebenso grausamer wie erwartbarer Zwischenfall.
Chau wollte die Einheimischen missionieren. Nachdem ihn zwei Fischer zur Insel gebracht und ihn dort auf eigenen Wunsch zurückgelassen hatten, sah man seine Leiche wenige Tage später am Strand, geborgen wurde sie nie.
Verbote zum beiderseitigen Schutz
Ob Kolonialbeamte, Forscher oder, wie im jüngsten Fall, wagemutige Abenteurer - wer einen Fuß auf North Sentinel Island setzen will, muss mit äußerst aggressiven Ureinwohnern rechnen.
Im 19. Jahrhundert hatte man ein Paar mit vier Kindern von der Insel entführt, um das Volk zu erforschen sowie nach und nach zu "zivilisieren". Ähnlich dem Coronavirus heute, hatten die Entführten den Viren ihrer Außenwelt nichts entgegenzusetzen: Die Eltern und Kindern erkrankten, der Frau und der Mann starben. Die Kinder wurden zurück auf die Insel geschickt. Bis heute ist unklar, ob sie damit Krankheiten unter ihr Volk brachten.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Versuche, mit dem Volk in friedlichen Austausch zu treten. Bis auf wenige Ausnahmen scheiterten alle. Die Sentilesen sehen sich von allem Fremden bedroht, weshalb der indische Staat ein Gesetz erlassen hat, gemäß dem sich niemand der Inseln nähern darf. Seit 1996 gilt die Insel als "Reserviertes Stammesgebiet".
Und das auch zum Schutz der Bewohner. Da diese seit über 50.000 Jahren völlig isoliert leben, könnten Besucher vermeintlich harmlose Krankheiten einschleppen, auf die das Immunsystem der Sentilesen keine Antwort hat.
Diese Umstände machen North Sentinel Island zu einem der letzten großen Geheimnisse auf der Erdoberfläche. Bis Kultur und Lebensweise der Sentilesen erforscht werden können, dürften noch Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende vergehen.
Bis dahin bleibt die Insel im Golf von Bengalen vor allem eines: einer der gefährlichsten Orte der Welt.
In unserer Bildershow zeigen wir Ihnen die gefährlichsten Inseln der Welt.